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Großes Theater für kleine Leute

HINTERGRUND / TOIHAUS / KLEINSTKINDER-THEATER

10/01/11 „Jedes Kind braucht seinen Erwachsenen. Der sitzt ebenfalls am besten  auf dem Boden, hat das Kind vor sich zwischen den gegrätschten Beinen, und bildet mit seinem Rücken eine Schutzmauer gegen die Welt.“ Wenn dann ins Stück für die Eineinhalbjährigen nicht die Halbjährigen gebracht werden, kann Theater für Kleinstkinder seinen Zauber entfalten.

Von Heidemarie Klabacher

„Wenn man es erlebt hat, ist es ganz selbstverständlich. Wichtig ist, dass die Kinder tatsächlich eineinhalb Jahre und nicht sechs Monate sind. Wenn die dann Hunger kriegen und nicht mehr zu schreien aufhören, sind sie vielleicht woanders, als im Theater noch  besser aufgehoben.“ Tatsächlich könne man sich hierzulande Theater für Kleinstkinder noch immer nicht recht vorstellen, dabei funktioniere es ganz ausgezeichnet, wenn „gewisse Rahmenbedingungen“ eingehalten würden. Das sagte Helga Gruber, die Theaterpädagogin am Toihaus, heute Montag (10.1.) bei der Präsentation der dritten Internationalen Theaterwochen für Klein(st)kinder „Bim Bam“.

Zehn Produktionen werden von 16. Jänner bis 13. Februar in 45 Vorstellungen gezeigt. Gespielt wird im Toihaus selber, aber auch bei den Kooperationspartnern in Saalfelden, Seekirchen, Traunstein und Bad Ischl.

„Bim Bam“ findet alle zwei Jahre statt.  „Produktionen, die den großen Theaterraum brauchen“ stehen heuer im Zentrum. Dabei mache eine „kleine feine Produktion“ den Anfang: Die italienische Gruppe „Compagnia il Melarancio“ spielt ihr Stück „Narzissen“ auf einem kreisrunden bunten Patchwork-Teppich: „In der Mitte die beiden Akteure, die Kinder und ihre Begleiter drum herum.“

Mehr als 25 Kinder mit ihren Begleitpersonen vertrage Kleinstkindertheater aber auch sonst kaum, erklärt Helga Gruber. Auch wenn man auf Gastspielen vereinzelt auch schon erstaunlich positive Erfahrungen mit größeren Gruppen gemacht habe, sei die Intimität für das extreme junge Publikum nötig.

Das Toihaus hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum des Kleinstkindertheaters in Österreich entwickelt. Produktionen aus Italien, Belgien und Frankreich stehen auf dem Programm von „Bim Bam 2011“. Dazu kommen vier Eigen-Produktionen des Toihaus (Bauchgeflüster, Mein Klavier, Hin und Her. Meine kleine Reise durch den Tag und Trag mich).

Dass keine weiteren Produktionen aus Österreich auf dem Programm stehen, liege nicht an mangelndem Interesse des Veranstalters - sondern am Angebot: „Es gibt in Österreich fast nichts.“ Hin und wieder nähmen sich freie Theatergruppen zwar auch einmal eine Kleinstkinder-Produktion vor, so Myrto Dimitriadou, „aber das klappt nicht immer, und verschwindet auch meist wieder sehr schnell“. Kleinstkindertheater brauche Zeit und Mittel sich zu entwickeln - genau das, was freie Gruppen in Österreich meist nicht hätten.

In Ländern wie Italien oder Frankreich, also in Ländern mit eher flächendeckender „Krippenhaltung“, sei Kleinstkindertheater seit bereits dreißig bis vierzig Jahren eine Selbstverständlichkeit. In diesen Ländern passiere viel Neues, es gebe engagierte innovative Produktionen und neue Wege: „Es ist eine Kunst, die sich weiterentwickelt, jenseits aller Konventionen.“ In Deutschland gebe es seit einigen Jahren erste Initiativen im Bereich Kleinstkindertheater. Man müsse für diese Kunstform „schon sehr mit der Kindheit verbunden sein“, gar nicht so sehr mit Kindern, als eben mit Kindheit, betont Myrto Dimitriadou.

Dritte Internationalen Theaterwochen für Klein(st)kinder „Bim Bam“ von 16. Jänner bis 13. Februar - www.toihaus.at
Bilder: Toihaus

 

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