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Angestellte sind das Allerletzte

SCHAUSPIELHAUS / HAUPTSACHE ARBEIT

05/01/11 Viele Menschen halten das Theater für entbehrlich. Man darf sie deshalb nicht verachten, sondern muss zugeben: Manches Theaterstück, manche Inszenierung ist ja wirklich entbehrlich.

Von Werner Thuswaldner

Auf der Entbehrlichkeitsskala stehen ganz oben Stücke, die sehr gut verzichtbar sind, aber je weiter man auf der Skala nach unten fährt, trifft man auf Stücke, die weniger und weniger entbehrlicht sind. Das Stück, „Hauptsache Arbeit“, von Sibylle Berg, das am Dienstag im Schauspielhaus Premiere hatte, ist auf der Skala allerdings sehr weit oben anzusiedeln.

Das ist einer der Fälle, wo man denkt: So viel Bemühung und zum Teil auch Können ist hier von Seiten der Beteiligten in ein Objekt investiert worden, und der Ertrag ist kläglich gering.

Sibylle Bergs Text thematisiert den Betriebsausflug eines Versicherungsbüros auf einem Schiff. Es muss wohl eine sehr kleine Firma sein, nur sieben Angestellte. Aber vielleicht sind die meisten nicht mitgefahren. Man kann ihnen nur gratulieren, wenn sie zu Hause geblieben sind. Denn die Fahrt erbringt nur Unerquickliches. Sibylle Berg muss irgendwo gelesen haben, dass auf solchen Betriebsausflügen, die sonst verdeckten Spannungen, Machtstrukturen und diversen Heimlichkeiten offen zu Tage treten. Wie sich das im Einzelnen abspielt, hat sie sich dann aber doch sehr weltfremd ausgemalt.

Regisseurin Marion Hackl hält das Ensemble dazu an, allerlei unsinnige, täppische  Spiele zu treiben. Ein extra engagierter Motivator hat sie sich ausgedacht. Auf dem Schiff mit mehreren Ebenen und kleinen Räumen (Bühnenbild: Hans Stockinger) lässt sich nicht viel ausrichten. Angezogen sind die Ausflügler wie zu einer Beerdigung.

Wenig überraschend stellt sich heraus, dass der Chef ein Ekel ist und glaubt, dass das weibliche Personal willig zu sein hat. Zwar scheint ihn keine Wirtschaftskrise zu bedrängen, doch plagen ihn irrationale Ängste.

Das Geschehen wird von einer „Obertext-Ratte“ gesteuert. Diese ausgestopfte, weibliche Person hält den Ablauf immer wieder an und macht dann sarkastische Bemerkungen.

Angestellte, so denkt die freie Schriftstellerin Sibylle Berg, sind bedauernswerte Kreaturen. Sie lassen sich ihrer Meinung nach auf ein paar primitive Bedürfnisse reduzieren. Insgesamt hat dieses Bild von der Arbeitswelt bei aller Wertschätzung für Karikaturen kaum irgendwelche Aussagekraft. Und damit begründet sich seine eingangs erwähnte Entbehrlichkeit

Vielleicht wäre etwas anderes herausgekommen, hätte sich das Schauspielhaus – oder schon die Autorin – von einem Gewerkschaftsfunktionär beraten lassen.

Aufführungen bis 27. Jänner - www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: Schauspielhaus Salzburg / Eva-Maria Griese

 

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