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Mein Gesicht ist meine Identität

LANDESTHEATER IM OVAL / MALALA

16/01/25Ich bin Malala, und ich gehe gerne in die Schule.“ So ein Satz ist den Schülerinnen und Schülern, die das Stück über Malala Yousafzai aus Pakistan im Oval im Europark zusammen mit ihren Lehrkräften anschauten, vermutlich erst selten zu Ohren gekommen.

Von Brigitte Janoschka

Leyla Bischof schlüpft in der Produktion des Landestheaters in die Rolle der jungen Pakistanin, die 2014 mit 17 Jahren den Friedensnobelpreis erhalten hat, weil sie ihre Stimme erhob, „um für die zu sprechen, die keine Stimme haben“. Da erfuhren die jungen Menschen aus Salzburg, dass „Talib“ die Bedeutung „Schüler“ hat, aber auch, dass die Taliban „den Koran zwar auswendig lernen, doch ihn nicht verstehen und daher strenge ungerechte Regeln durchsetzen wollen“. Die Taliban „erlauben weder Literatur, noch Naturwissenschaften“, sagt Malala.

Bei der Premieren-Matinee am Mittwoch (15.1.) im Oval im Europark erlebte das Publikum eine außergewöhnliche Unterrichtsstunde zur geschichtlichen und politischen Bildung, die sicherlich auch den Schülerinnen und Schülern nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Denn in seiner Bühnenfassung sorgte Flo Staffelmayr zunächst für etliche Anknüpfungspunkte zwischen dem Leben von Jugendlichen in Pakistan und Österreich. Auch in Pakistan können Sportbegeisterte Skiurlaub machen, auch dort lesen Mädchen gerne Twilight und hören Songs von Taylor Swift. Doch die großen Unterschiede machten betroffen.

Der einstündige Monolog beginnt und endet mit einem Bekenntnis der Hauptfigur auf Video, in dem diese nicht nur alle Frauen aus ihrer Vergangenheit, sondern alle Frauen, deren Rechte mit Füßen getretenwerden, in sich vereint und für die gemeinsame Sache aufsteht. Malala kämpft für das Recht auf Bildung, das mit Lesen und Schreiben lernen beginnt, um unabhängig von anderen zu sein. Mit den literarischen Mitteln der Rückschau, des inneren Monologs, mit Stimmen aus dem Off, etwa bei der Nachrichtenübermittlung, mit Video, aber auch mit der Tradition des Kommentars aus dem griechischen Drama – wenn sie im Stil des HipHop singt oder mit Body Percussion ihre Geschichte unterstützt erzählt die Schauspielerin Leyla Bischof die Geschichte Malalas, beginnend bei ihrer Kindheit im Swattal.

Ihr Vater habe ihr erzählt, wie es dazu kam, dass sich Frauen von Kopf bis Fuß mit der Burka verhüllen mussten: Die Männer wollten sie vor den Fremden und deren „gierigen Blicken“ verstecken. Leyla-Malala befand, dass jede Frau in Freiheit entscheiden dürfen solle, ob sie sich so kleiden möchte. „Mein Gesicht ist meine Identität.“ In ihrem Blog habe sie zwar einen anderen Namen verwendet, dennoch wurde sie von den Taliban gefunden und angeschossen. Zur Behandlung kam sie nach England, Malala ging dort zur Schule und auf die Universität in Oxford.

Auf der Bühne von Vanessa Habib, die auch die Kostüme entworfen hat, befindet sich ein klobiger Turm aus Steinblöcken, die als Bücherregal oder Sitzgelegenheit dienen. Eine Tafel trägt Schriftzeichen aus der Sprache Urdu. Auf deren Rückseite ist ein Spiegel: Zu diesem, oder besser zu der Person, die hier in Vertretung für die vielen rechtlosen Frauen und Mädchen reflektiert wurde, sprach Malala und projizierte ihre Gedanken in die Welt: Ein kluger Kunstgriff der Dramaturgin Christiane Silberhumer und der Regisseurin Lara Roth. Leyla Bischof spielte sich durch lebendige Intonation, Mimik, temperamentvolle Körpersprache und die Emotionalität ihrer Worte in die Herzen der Zuschauer.

Malala – weitere Termine im Oval im Europark bis 20. Februar – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT / Raffael Holzinger

 

 

 

 

 

 

 

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