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Tournee-Routine und eine Prachtstimme

SCHLOTE-ZYKLUS / DER TROUBADOUR

15/12/10 Im zweiten Teil loderten sie dann doch noch, die Flammen der Leidenschaften in Giuseppe Verdis „Troubadour“. Man muss der „schlote productions gmbh“ auf jeden Fall dankbar dafür sein, dass sie schon seit Jahrzehnten für eine Grundversorgung Salzburgs mit italienischem Opern-Kernrepertoire sorgt – und dies auf achtbarem Niveau.

Von Gottfried Franz Kasparek

So auch am Dienstag (14.12.) im Großen Festspielhaus. Immer wieder sind junge Sänger an diesen Abenden zu entdecken. Diesmal ist es vor allem Eglé Sidlauskaite. Den schwierigen Namen der litauischen Mezzosopranistin wird man sich merken müssen. Mit dramatisch geführter, mühelos den Raum füllender Prachtstimme, erfüllt von glutvollem Ausdruck, durchmisst sie das Schicksal der leidenden Stiefmutter und der diskriminierten Zigeunerin Azucena zumindest akustisch glaubwürdig. Optisch wirkt sie eher wie die jüngere Schwester ihres „Sohns“ Manrico, dem Luca Bodini einen stämmigen, baritonal grundierten und in lyrischen Sequenzen punktenden Tenor leiht. Außerdem teilt er sich die Rolle gut ein und erreicht nach viel Zurückhaltung im ersten Teil zum richtigen Zeitpunkt, nämlich in der Stretta, seine ganze Kraft. Anna Rita Esposito, eine Leonora mit recht vibratoreichem, aber in der Höhe oft erstaunlich schön aufblühendem Sopran und eine ansprechende Gestalterin, Victor Mityushkin als Graf Luna mit fülligem Naturbariton und nur wenigen schauspielerischen Regungen, Plamen Kumpikov als der Soldateska-Figur entsprechender Ferrando sowie die Comprimarii bieten gutes Stadttheater-Niveau.

Dirigent Tamás Bolberitz ist der sehr verdienstvolle musikalische Leiter der für den Abend künstlerisch zeichnenden „Compagnia d’Opera Italiana di Milano“. Leider geraten ihm und dem lethargisch agierenden Orchester der Staatsoper Rousse gute zwei Drittel der Partitur zu einer dünnen, altan diesem Ort viel zu klein besetzten und irgendwie unbeteiligt abgespulten Routine-Angelegenheit. Erst in den letzten beiden Bildern kommt Stimmung in die zähe Sache, dann allerdings mitunter wieder zu knallige. Vom echten Verdi-Feuer ist das weit entfernt - und auch von der pastosen, aber klangvollen Lesart des späten Karajan, an die man an diesem Ort unweigerlich denken muss. Das mag natürlich zuviel verlangt sein von einem wackeren Tourneetheater - aber gar so müde müsste es nicht klingen. Der Chor - wenn man gezählte acht Soldaten und ein paar mehr Zigeuner schon einen solchen nennen kann - klingt angestrengt und steht malerisch in der Gegend herum.

Nicht ist zu sagen gegen eine traditionelle Inszenierung in historischen Bühnenbildern und Kostümen. Aber dann müsste so etwas wie Personenregie stattfinden. Corinna Boskovsky stellt diesmal nur mehr oder weniger lebende Bilder auf die Bühne. Das transporttaugliche, nett anzuschauende Bühnenbild von Fritz Kortba ist leider nicht wirklich praktikabel und verursacht elend lange Umbaupausen. Dabei müsste es gerade unter Tournee-Bedingungen spannend sein, mit einem Einheitsbühnenbild Verdis visionäre Filmschnitt-Technik umzusetzen. Die wegen zu großer Sprünge im Verlauf unlogische Geschichte könnte so ein faszinierender Bilderbogen menschlicher Leidenschaften sein und nicht nur eine Parade wunderbarer Melodien.

Das Publikum machte sich nicht zu Unrecht häufig durch Husten und Gähnen bemerkbar, kam aber im Finale ebenfalls in Stimmung und spendete herzlichen Applaus, der sich im Falle von Eglé Sidlauskaite völlig zu recht zu großer Begeisterung verstärkte.

Die nächste Aufführung im Schlote-Zyklus im Großen Festspielhaus gilt am 10. Jänner 2011 Karl Millöckers Operette „Der Bettelstudent“. - www.theaterabende.at
Bilder: Schlote

 

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