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Ersetzt und leicht versetzt

PROJEKT FRAUENSPUREN

06/02/25 „Früher“ war es ein reizvolles Bronze-Relief. Eine Damen-Stieflette. Das kleine Kunstwerk – von wem eigentlich – ist nicht mehr „zeitgemäß“. Wurde wohl als „sexistisch“ eingestuft. Für die Erinnerung an wichtige Frauen reichen muss inzwischen eine 08/15-Tafel, die niemandes Aufmerksamkeit weckt. Schade ums bronzene Stiefelchen. Aber es geht um Frauen.

Von Heidemarie Klabacher

Zwei neue Tafeln wurden heute Donnerstag (6.2.) von Gerhard Höflmaier vom Amt für Vermessung und Geoinformatik und Mitarbeitern angebracht. Kritisch vermerken wir die Abwesenheit von zumindest einer weiblichen Tafel-Anbringerin. Seit 25 Jahren gibt jedenfalls es das verdienstvolle Projekt Frauenspuren. „Anfangs waren die Gedenktafeln aus Bronze, mittlerweile wurde das Design zeitgemäß angepasst.“ Die Stadt Salzburg baut das Projekt Frauenspuren weiter aus. Neu angebracht wurden Tafeln für die Weltreisende Marie Andeßner und die Opernsängerin Lilli Lehmann.

Durch die trostlose politsch korrekte Tafel ersetzt wurde anlässlich des heutigen Termins auch die Bronze-Tafel ausgerechnet der Malerin Barbara Krafft. von ihr ist das wohl bekanntest aller Mozartporträts. Kraffts Tafel war schon länger am Gebäude Waagplatz 6 angebracht, „die veraltete Bronzetafel wurde ersetzt und leicht versetzt“. Barbara Krafft (1764–1825) war eine bedeutende Porträtmalerin, die von 1804 bis 1820 am Waagplatz 6 lebte.

„Aus Mähren stammend, erhielt sie ihre künstlerische Ausbildung von ihrem Vater, einem Hofmaler.“. So die Stadt Salzburg. Es war der k.k. Kammermaler und Akademiemitglied Johann Nepomuk Steiner. „Trotz der damals schwierigen Bedingungen für Frauen wurde sie Akademiemitglied“. Mit ihrem Mann und Sohn lebte Krafft von 1794 bis 1796 in Salzburg, wo sie zahlreiche Aufträge für Repräsentationsbilder vom Adel und reichen Kaufmannsfamilien erhielt. 1804 bezog sie mit ihren Kindern eine Wohnung am Waagplatz. „Ihre Werke sind bis heute in namhaften Sammlungen erhalten.“ Das geht spannender: „Der Malerin und vor allem ihrer 'männlich-dreisten Manier' wurde zu Lebzeiten sehr viel Anerkennung entgegengebracht“, heißt es auf der Website des Salzburg Museum.

„Es ist uns wichtig, das Leben von Frauen in der Stadt Salzburg sichtbarer und öffentlich zu machen. Mit den Tafeln wird ihr Wirken auch an einem konkreten Ort erlebbar und macht neugierig auf ihre Geschichten“, sagt Stadträtin Andrea Brandner, zuständig für Soziales und Frauen. Jetzt zu den neu angebrachten Tafeln. Lilli Lehmann (1848–1929) war eine international anerkannte Opernsängerin, Gesangspädagogin und Förderin des Mozarteums. Sie wurde 1848 in Würzburg geboren und von ihrer Mutter zur Sängerin ausgebildet. Nach Engagements in verschiedenen europäischen Städten wurde sie in Bayreuth von Richard Wagner gefördert. Von 1885 bis 1891 war sie Mitglied der Metropolitan Opera in New York. Für Salzburg war sie durch ihr Engagement bei den Salzburger Mozartfesten ab 1901 von großer Bedeutung, nicht nur als Sängerin, sondern auch als Regisseurin: 1906 führte sie als erste Frau in Salzburg in der Oper Don Giovanni Regie. Mit ihren Sommerkursen legte sie ab 1916 den Grundstein für die Internationale Sommerakademie. Ihre Tafel ist am Gebäude der Internationalen Stiftung Mozarteum Schwarzstraße 26/28 angebracht. Im Pausenhof, mirabellplatzseitig, wächst und gedeiht seit vielen Jahren die Lili Lehmann-Linde.

Quasi schräg gegenüber, am Gebäude der heutigen Spängler Bank Schwarzstraße 17, wurde die zweite neue Gedenktafel angebracht. Marie Andeßner (1833–1906) wurde in Oberösterreich geboren und zog 1842 mit ihrer Familie nach Salzburg. Ihr Vater war ein erfolgreicher Holzhändler, Mühlenbesitzer und Bauunternehmer. Nach dessen Tod finanziell unabhängig, begann Andeßner große Fernreisen zu unternehmen – unter anderem nach Indien, Sri Lanka, Nordamerika, Japan, China, Singapur, Java und Südamerika. Ihre Reiseberichte wurden von der Salzburger Zeitung veröffentlicht. Sie verstarb am 1. März 1906 während eines Aufenthalts in Bozen.

Zum Projekt ist soeben die Publikation Frauenspuren, Leben/Werke/Erinnerung erschienen, die 26 bedeutende Frauen porträtiert. „Zusätzlich zu den biografischen Informationen (die auch auf der Websiete der Stadt Salzburg abrufbar sind, enthält sie Bilder, Zitate, Werke und Querverweise auf Straßennamen oder Preise, die nach diesen Frauen benannt sind“, erklärt Alexandra Schmidt, Frauen- und Gleichbehandlungsbeauftragte der Stadt Salzburg, bei der Pressepräsentation. Man kann übrigens auch „als Stadt Salzburg“ nicht einfach Tafeln an Häuser schrauben: „Für jede Tafel mussten Bewilligungen und Zustimmungserklärungen eingeholt werden.“ Alexandra Schmidt dankt Eigentümern wie Bundesdenkmalamt. „Nur so können wir die Frauengeschichte der Stadt Salzburg weiter sichtbar machen.“

Christa Gürtler, Sabine Veits-Falk: Frauenspuren in der Stadt Salzburg. Leben, Werke, Erinnerung. Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg, Beiheft 4. Salzburg 2022. 124 Seiten, 9.90 Euro.
Das Heft kann auch direkt bestellt – www.stadt-salzburg.at – oder als pdf-Datei heruntergeladen werden – www.stadt-salzburg.at
Bilder: Stadt Salzburg / Alexander Killer
 

 

 

 

 

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