„In der Stadt Salzburg sind nach wie vor mehr Straßen nach ehemaligen Nationalsozialisten benannt, als nach Frauen“, erinnert Bürgerlisten-Klubobfrau Ingeborg Haller. „Mit der Heinrich-Damisch-Straße wird nun erstmals eine Straße in der Stadt Salzburg umbenannt, so wie im aktuellen Arbeitsübereinkommen zwischen SPÖ, KPÖ und Bürgerliste vereinbart.“ Die Straße ist in Parsch, benachbart zu Straßenzügen, die nach Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss benannt sind. Operfer und Täter nah beieinander, wenn man den Stadtplan genauer ansieht. Für Thorak muss man sich etwas weiter südwärts, nach Aigen wenden. Geht locker zu Fuß.
Bei dreizehn Straßen haben die Expertinnen und Experten eine gravierende Verstrickung der benannten und so im öffentlichen Raum geehrten Person mit dem NS-Regime aufgedeckt: Heinrich Damisch (1872-1961) war Musikschriftsteller und Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Schon von 1904 an war er Mitglied einer deutschnational-antisemitischen Studentenverbindung. Schließlich war er Fachberater für Musik im nationalsozialistischen Deutschen Kulturbund. Zudem schrieb er nach seinem Ausscheiden aus der Festspielhausgemeinde kritische Artikel zu den Festspielen in der nationalsozialistischen Deutschösterreichischen Tageszeitung, wo vehement gegen Juden gehetzt wurde. Am 1. Mai 1933 trat Damisch der NSDAP bei. Seine „Beiträge gegen ‚die jüdische Korruption alles Musikalischen‘ machen ihn zu einem Wegbereiter nationalsozialistischen Gedankenguts“, schrieb Helmut Kretschmer in einem Aufsatz zum hundertjährigen bestehen der Wiener akademischen Mozartgemeinde, wie die Mozartgemeinde damals hieß. 1939/40 passte Damisch deren Statuten an die Wünsche der NS-Machthaber an.
„So erfreulich die erste Umbenennung nun ist, sie kann nur der Anfang sein“, so Ingeborg Haller. Für die Bürgerliste sei es „selbstverständlich, dass im Zuge der nun anstehenden Umbenennung – und auch bei allen zukünftigen Straßenbenennungen in der Stadt Salzburg – Frauen der Vorzug gegeben wird.“ Die Bürgerliste schlägt Helene von Taussig vor. Die österreichische Malerin, deren künstlerisches Schaffen eng mit Salzburg verbunden ist, wurde wegen ihrer jüdischen Abstammung Opfer des NS-Regimes.
In der Gruppe der schwer belasteten Namensgeber, über die schon 2021 im Gemeinderat diskutiert wurde, finden sich der Volkskundler und Obmann des Landestrachtenverbandes Kuno Brandauer, der Schriftsteller und Maler Erich Landgrebe, der Komponist und Dirigent Hans Pfitzner, der Konstrukteur Ferdinand Porsche, der Volksmusikant und Kulturfunktionär Tobias Reiser, die bildenden Künstler Josef Thorak und Gustav Resatz, der Musikwissenschafter Erich Schenk, der Domorganist und Mozarteums-Professor Franz Sauer, der Kunsthistoriker Hans Sedlmayr und der Schriftsteller Karl Heinrich Waggerl.
Ein eigenes Kapitel ist Herbert von Karajan. Bei ihm war sich die Historikerkommission im Gegensatz zu den meisten anderen so gar nicht einig, ob er zu den schwer Belasteten zu rechnen sei, fünf votierten dafür, vier dagegen.