Vom Klöppeln und seiner Salzburger Geschichte

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15/02/18 Wenn die Klöpplerin Monika Thonhauser von „weißem Gold“ spricht, dann meint sie nicht das Salz, das in unserem Bundesland sonst mit diesem Begriff verknüpft ist. Sondern eben die handgeklöppelte Spitze.

Nach einer speziellen Ausbildung im Klöppeln im In- und Ausland gilt Monika Thonhauser heute als Expertin auf diesem Gebiet in Salzburg. Sie ist Autorin von mittlerweile sechs Folgen der Salzburger Klöppelspitzenreihe, für die sie eine eigene Klöppelanleitung entwickelte, welche in vier Sprachen übersetzt wurde und auch weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung findet. Sie hat Wirtschafts- und Kulturgeschichte sowie Kunstgeschichte in Salzburg studiert. Drfuckfrisch liegt nun ihr Buch „Textile Landschaft Salzburg“ vor. Es wird heute Donnerstag im Salzburg Museum vorgestellt.

„Spitzenklöppeln war eine Betätigung für die arme Bevölkerung“, erklärt Monika Thonhauser. „Vom Händler haben die Klöpplerinnen den Faden bekommen und der hat auch den Preis bestimmt.“ Für 14 Stunden Arbeit habe eine Klöpplerin in etwa das bekommen, was ein Laib Brot kostete.

„Salzburg war sehr speziell bei der Klöppelarbeit, denn hier gab es beispielsweise keinen Klöppelbrief – vergleichbar mit einem Schnittmuster. Das heißt, das Muster, nach dem geklöppelt wurde, musste man im Kopf haben“, so die Autorin, die in ihrem Buch das Kunsthandwerk von allen Seiten beleuchtet. Der Blick richtet sich auf die Lebenswirklichkeiten der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, deren ökonomische Situation und auf das Regelwerk der Obrigkeit. Ein zentrales Thema ist die Spitze der Renaissance und des Barock als eine enorme Kulturleistung, deren Herstellung vor dem Hintergrund einer merkantilistischen Wirtschaftspolitik und des Modediktats quer durch Europa unzählige Menschen, vorwiegend Frauen und Kinder, beschäftigte.

Für das Heimatkundliche Museum in St. Gilgen ist die Geschichte der Salzburger Spitzenklöppelei ein Schwerpunkt, dieser Wirtschaftszweig wurde nämlich im 17. und 18. Jahrhundert gerade in Sankt Gilgen betrieben. Monika Thonhauser engagiert sich seit vierzig Jahren, dass das Wissen um die „Klöppelleute“ und Ortsgeschichte nicht verloren geht. Nach 1907 hat man im „Salzburger Frauenerwerb-Verein“ versucht, die Spitzen-Hausindustrie im Flachgau wieder zu beleben.

Handgeklöppelte Spitze war einst begehrt wie edelster Schmuck, das Tragen ein Privileg der noblen Gesellschaft. Das "weiße Gold" war bei den Edelleuten sehr beliebt, für das man sogar den ein oder anderen Krieg beendet hat. "Ein ranghoher Militär trug damals sehr viel Spitze, das war quasi sein Abzeichen des Heeres. Da gibt es eine Anekdote, das in einem der Kriege zwischen Spanien und Frankreich eine Kriegspause eingelegt werden musste, weil ihnen die Spitze ausging", so Thonhauser.

In ihrem neuen Buch schildert Monika Thonhauser alle Aspekte von Herstellung, Verwendung und Vertrieb der Klöppelspitzen, ihre Rolle am fürsterzbischöflichen Hof ebenso wie in den Manufakturen oder bei der Heimarbeit im Salzburger Flachgau. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Monika Thonhauser: Textile Landschaft Salzburg. Spitzenhafter Luxus und tägliches Brot, 1600 –1800. 176 Seiten, reich bebildert, Verlag Tauriska, 38 Euro – www.tauriska.net
Bilder: Land Salzburg/Sabine Bauer

Das Buch „Textile Landschaft Salzburg“ wird heute Donnerstag (15.2.) um 18 Uhr im Salzburg Museum vorgestellt

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