Am „Tag der Arbeit“

FEUILLETON / 1. MAI

28/04/17 Man tanzt am 1. Mai ja nicht nur um den Maibaum. Dieser Tag war und ist immer noch der politische Feiertag der Sozialdemokratie. Sogar im ländlichen Raum findet man von der SPÖ organisierte Maifeiern, die unterdessen mehrheitlich aber den Charakter von Dorffesten angenommen haben.

Von Reinhard Kriechbaum

„Im Pongau zum Beispiel sind die Maifeiern keine klassischen ‚Arbeiterfeiern’ mehr, im Gegensatz zur Stadt Salzburg und angrenzende Regionen“, erklärt Barbara Luger, ehemals Pressesprecherin der SPÖ Salzburg. „Es sind ‚normale Volksfeste’ – die klassischen SPÖ-Reden stehen dabei nicht mehr im Vordergrund, sondern die SPÖ-Abgeordneten und Funktionärinnen suchen den direkten Kontakt mit den Menschen.“ So richtet man in Schwarzach ein Kinderfest aus, in Mühlbach wird der Maibaum von der Feuerwehr aufgestellt. Auch in Abtenau und Adnet nimmt sich die lokale Parteiorganisation des Maibaums an.

Durchaus erstaunlich: Sogar im katholisch-konservativen Salzburg, wo viel eher die Deutschnationalen eine wahrnehmbare oppositionelle Rolle spielten als die Sozialdemokraten, wurde der 1. Mai sogleich politisch genutzt, nachdem er in Europa eingeführt worden war: Das war 1890. An der ersten Maikundgebung (in der Stadt Salzburg) nahmen vierhundert Menschen teil, ihr Anliegen war der Acht-Stunden-Tag. Mit dem „Lied der Arbeit“ schloss diese erste Arbeiter-Manifestation hierzulande. Mit den 100.000 Arbeitern, die am selben Tag im Wiener Prater aufmarschierten – die größte Massenversammlung bis dahin in der Monarchie –, konnte sich Salzburg logischerweise nicht messen.

Klar, dass die Landeshauptstadt und in weiterer Folge die „Arbeiterstädte“ Hallein und Bischofshofen Orte von Kundgebungen am 1. Mai waren. Sogar in Ramingstein marschierten 1910 sieben wackere Sozialdemokraten auf. Bergbauorte wie Mühlbach, Leogang oder St. Johann, Ortschaften mit Industrie wie Lend oder Bürmoos zogen nach, und dort hat der 1. Mai bis heute einen gewissen Stellenwert: In Bürmoos und Puch bei Hallein macht man einen Fackelzug am Vorabend, in Lend heißt es dezidiert „Maifest der SPÖ und der Vereine“, und das Einbeziehen der Vereine ist durchaus nicht untypisch für heutige Maifeiern.

1905 sollen 3.500 Menschen an den sternförmigen Märschen aus den Vororten der Landeshauptstadt ins Zentrum teilgenommen haben. 1919 erklärte man den 1. Mai zum Staatsfeiertag, 1938 wurde er unter Bundeskanzler Dollfuß verboten, die Nationalsozialisten erklärten ihn zum „Ehrentag der nationalen Arbeit“, nach dem Krieg wurde er wieder ein echter Feiertag der Sozialdemokraten.

Bilder auf dieser Seite: der 1. Mai im Archiv der Salzburger SPÖ. – Die Arbeiter-Radfahrerinnen waren 1930 auf der Staatsbrücke unterwegs. Ebenfalls in den 1930er Jahren entstand das Bild der versammelten Arbeiter in Saalfelden. Und der Maibaum wird in Mühlbach am Hochkönig aufgestellt, das Foto entstand 2015.

Aus dem Buch „Salzburger Brauch“ von Reinhard Kriechbaum, erschienen im Rupertus Verlag - www.rupertusverlag.at
Bilder SPÖ Salzburg / Monika Präsent (1)
 

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