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Wenn die Türken Walzer tanzen

REST DER WELT / LEHÁR FESTIVAL / DIE ROSE VON STAMBUL

25/07/16 Vor hundert Jahren hat Leo Fall die Operette „Die Rose von Stambul“ geschrieben. Der Konflikt zwischen türkischen Gesellschaftsregeln und westlichem Freiheitsdenken hatte bei der Entstehung 1916 mitten im 1. Weltkrieg einen anderen Stellenwert als heute.

Von Elisabeth Aumiller

Die in Istanbul und in einem Schweizer Badeort spielende Handlung ist nichts anderes als eine nette Liebesgeschichte, die sich zur Unterhaltung einer Spur türkischen Kolorits bedient, aber musikalisch ein reines Wiener Walzervergnügen ist. Eine Auswahl aus den „Schlagern“ dieses Werks: das Walzerlieds „O Rose von Stambul, nur du allein“, „Ein Walzer muss es sein“ oder „Ihr stillen süßen Frau'n“.

Für den Regisseur ist es keine dankbare Aufgabe, weil die Handlung dramaturgisch eher unergiebig ist. Leonard Prinsloo macht beimLehár Festivalin Bad Ischl dennoch einen meist erfrischenden Bühnenspaß daraus, wenn man von ein paar Slapstick-Lustbarkeiten absieht, die eher lächerlich wirken als zum Lachen animieren.

Exzellenz Kamek Pascha will seine Tochter Kondja Gül nach alter türkischer Tradition mit Achmed Bey, dem Sohn eines türkischen Ministers verheiraten. Kondja sehnt sich aber nach freiheitlichem westlichen Lebensstil und hat sich in den Romanschriftsteller André Lery verliebt, mit dem sie in Briefwechsel steht. Lery plädiert in französischer Sprache für viele Reformen im Türkenreich, vor allem bezüglich der Stellung der Frau in der Ehe. Condja muss aber dem Vater gehorchen und wird mit Achmed Bey, der sie liebt und heiß begehrt, verheiratet. Sie verweigert sich ihm jedoch in der Hochzeitsnacht. Was sie nicht weiß: André Lery ist das Pseudonym, unter dem Achmed Bey seine Schriften verfasst. Kondja reist dem Dichter nach in die Schweiz und fällt dann beim erstaunten Erkennen seiner Identität ihrem Ehemann Achmed Bey liebend in die Arme.

Die Bühnenbild-Projektionen von Su Pitzek tauchen die Bühne in orientalisch angehauchte Fantasie-Ornamentik und werden mit einigen Vorhangdrapierungen praktisch ergänzt. Die Kostüme von Barbara Hauser sind in eher biederem Stilgemisch gehalten und mit ein paar farbenfrohen Verschleierungsandeutungen versehen. Marius Burkert am Pult des Franz-Léhar-Orchesters schält die Qualitäten der Partitur heraus und gibt dem überwiegenden Dreivierteltakt die schwungvolle Schubkraft. Die Chordamen kichern mehr als sie singen, aber wenn der gesamte Chor singt, tönt er erfreulich präsent.

Aus dem Ensemble ragt May Boog als Condja heraus. Ihr in der Mittellage eher weniger tragfähiger Sopran kann in der Höhe an runder, aufblühender Klangqualität zulegen. Sie gestaltet die Condja mit Charme und darstellerischem Temperament und ist der vokale Glanzpunkt der Aufführung. Der übrigen Besetzung gab zwar Prinsloo den darstellerischen Schliff und fand seine Handschrift realisiert, aber gesanglich kommt die Aufführung über Provinzniveau nicht hinaus. Alexandru Badea ist zwar ein erfahrener Sänger mit großem Repertoire anspruchsvoller Partien, aber den Achmed Bey stattet er mit einem eng geführten Tenor ohne Schmelz, mit gewisser Härte und angestrengter Höhe aus. Vom Text sind nur Wortfetzen zu verstehen und die Phrasierung der melodischen Linien in den schönsten Stücken der Partitur ist enttäuschend. Ilia Vierlinger gibt eine quirlige Midili Hanum mit etwas überzogener Komik, gesanglich untadelig, aber in der Artikulation so gut wie nicht verständlich. Thomas Zisterer als Fridolin entpuppt sich als Komiktalent, vor allem als verkleidete Lilly vom Ballett gelingt ihm ein witziger Auftritt. Gerhard Balluch als Müller senior, Tomaz Kovacic als Kamek Pascha, Dorli Buchinger als Desiré sowie die übrigen Diener, Haremsdamen, die Artistin und das Hotelpersonal ergänzen das Ensemble passend.

Die Ischler Premiere dieser eher selten aufgeführten Operette ist durchaus einen Besuch wert. Aber mit guten Stimmen macht dieses Genre deutlich mehr Freude.

Aufführungen bis 3. September – www.leharfestival.at
Bilder: Lehár Festival / Foto Hofer

 

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