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Adam Fischer hofft auf Versöhnung – und viele mit ihm

REST DER WELT / EISENSTADT / HAYDN FESTIVAL

22/09/16 Meinungsverschiedenheiten zwischen der Esterhazyschen Verwaltung und dem Land Burgenland zwingen das Haydn Festival nach 28 Jahren zu einem anderen Konzept. Im schönen Saal des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt finden künftig keine Haydnfestspiele mehr statt.

Von Wolfgang Stern

Unüberbrückbare Ansichten zweier Parteien verhindern, dass ein so renommiertes Festival wie die Haydnfestspiele nicht mehr im gewohnten Ambiente eines der schönsten Konzertsäle Österreichs stattfinden darf. Nach 28 Jahren erklang der vierte Satz von Haydns Abschiedssymphonie unter der Leitung von Adam Fischer wahrscheinlich zum letzten Mal. Der Maestro zum Abschied: „Ich hoffe aus Versöhnung“.

Seit Jahren lag es schon in der Luft, dass zwischen der Esterhazyschen Verwaltung und dem Land Burgenland arge Meinungsverschiedenheiten herrschen, die eskalierten, sodass es zu keiner Vertragsverlängerung des Festivals kommen konnte. Schade, denn dieses Festival war so mit dem Konzertsaal des Schlosses verbunden und hatte einen fixen Platz im internationalen Konzertkalender.

Dass es weitergehen muss, war allen Betroffenen klar. Es wurde ein neues Konzept erstellt, und man hofft, dass es auch angenommen wird: Die 29. Festspiele werden vorverlegt (24. August bis 3. September), und die Konzerte werden aufs Land verteilt. Konzerte finden in Kittsee, Rohrau, Fertöd, Raiding, Frauenkirchen, Neusiedl, Halbturn, Eisenstadt und in Wien statt. Es gibt einen neuen Titel: „Haydnlandtage“ wird das Haydn Festival künftig heißen. Man beginnt in Wien in der alten Universität, ehe man dann in die Eisenstädter Bergkirche, ins Schloss Rohrau, Kittsee oder Eszterháza, in die Basilika von Frauenkirchen oder andere Plätze auswandert. Durch die Auslagerung darf man auch auf neue Publikumsschichten hoffen, der Haydnsaal im Eisenstädter Schloss wird aber sicherlich allen abgehen.

Es war ein fulminanter Abschluss des diesjährigen Festivals im Haydnsaal des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt. Adam Fischer, der sich unermüdlich für dieses fast einzigartige Festival zusammen mit seinem Intendanten Walter Reicher einsetzte, merkte man schon eine gewisse Wehmut an, als er das letzte Mal den Taktstock im gewohnten Ambiente weglegte und mit rührenden Worte Hoffnung in den Raum stellte, dass vielleicht doch wieder einmal die Vernunft siegen werde. Viele hoffen, dass sich die Verhandler einmal noch einigen können.

In gewohnter Weise und mit viel Engagement legte sich die Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie ins Zeug und agierte spritzig und sauber in Haydns 60. Symphonie „Il distratto“. Die Beziehung zu Land und Leuten kommt kaum besser als hier zum Ausdruck, ungarische Folklore, Bauerntanz und bewusste falsche Töne stimmen zu Fröhlichkeit im letzten Konzert an. Und dann Gustav Mahlers Vierte in G-Dur, ein Mammut nach Haydn: Adam Fischer ist ja nicht nur Haydn-Spezialist. Bei Mahler (im vierten Satz mit der Sopranistin Elisabeth Pratscher) ging er bis ins kleinste Detail, und man konnten wiederum nachfühlen, dass zwischen dem Orchester und Adam Fischer eine einmalige, vielleicht sogar eine unübertreffbar-ehrliche Beziehung bestand. Man wird sehen, ob die Mitglieder des Orchesters sich auch von ihrem neuen Chef so inspirieren lassen. 2015/16 hat der Lockenhauser Chef Nicolas Altstaedt das Orchester übernommen. Es wird künftig nur noch Haydn Philharmonie heißen, Adam Fischer bleibt Ehrendirigent.

Zwischen 1987 und 2001 hat Adam Fischer mit der Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie sämtliche Haydn-Symphonien eingespielt – ein Dokument, das Interpretationsgeschichte gemacht hat.

Die Broschüre der „Haydnlandtage“ für 2017 ist bereits erschienen: www.haydnfestival.at
Bild: Haydn Festival / Lukas Beck

 

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