Gustav Mahler und kein Ende

REISEKULTUR / TOBLACH / FESTSPIELE SÜDTIROL

10/09/10 Es ist ja nicht nur so, dass Gustav Kuhn im Sommer bei den Tiroler Festspielen Erl Hand anlegt, unter anderem an Richard Wagner. Und dass er knapp vor Weihnachten nach Salzburg zum konzertanten "Delirium" lädt. Er hat auch ein kleines feines Musikfestival in der Toskana - und leitet jetzt auch die "Festspiele Südtirol".

Die allerersten sind's, und sie sind - nahe liegend im Kulturzentrum Grand Hotel Centro Culturale in Toblach - Gustav Mahler gewidmet. Mahler, der hier urlaubte und Muße zum Komponieren fand, soll gesagt haben: "Hier ist’s wunderbar! Gerade jetzt!" Heutzutage würde er ergänzen: "Gerade jetzt wieder." Denn am selben Veranstaltungsort gibt es traditionellerweise die Gustav-Mahler-Musikwochen, seit bald dreißig Jahren (1981 haben sie erstmals stattgefunden).

Mahler verbrachte in Toblach seine letzten drei Sommer und schrieb dort das "Lied von der Erde" und seine Neunte Symphonie. "In jedem Jahr werden diese beiden Mahler-Werke die Festspiele Südtirol eröffnen und beschließen", kündigen Gustav Kuhn und Andreas Schett, die beiden künstlerischen Leiter der Südtiroler Festspiele, an. Diese Werke sollen mithin Eckpfeiler eines Festivals bilden, das von den Initiatoren mit den Stichworten "Mahler - Kontraste - Belcanto" umrissen wird.

Auch Mahlers Zeitgenossen und Wegbegleiter kommen bei den Festspielen Südtirol zu Wort. Etwa Richard Strauss mit der "Alpensymphonie". Ihr Entstehen ist möglicherweise auch Strauss’ Sommeraufenthalten im unweit von Toblach gelegenen Osttiroler Grenzort Sillian zu verdanken. Auf dem Programm steht auch die »Romantische Ouvertüre« des gebürtigen Bozeners Ludwig Thuille. Er war ein Jugendfreund von Richard Strauss. Bei einem Liederabend im Spiegelsaal des Grand Hotels hört man Musik von Mahler, Thuille, Strauss und Mahlers Studienkollegen Hans Rott.

Lieder von Gustav Mahler bearbeitet in gewohnt grenzgängerischer Manier die Musicbanda Franui. "Bei der Aneignung der Musik Gustav Mahlers fungieren die Osttiroler - zum Großteil aus Innervillgraten, dem Nachbarort Toblachs stammend - nicht so sehr als Interpreten, sondern vielmehr als Erzähler von Musik", heißt es. Für markante Kontraste sorgen auch die Uraufführung eines Orchesterwerkes des gebürtigen Brixeners Felix Resch und die Gruppe »Akkosax« mit ihrer Hommage an den Musiker und Komponisten Werner Pircher. Daniel Schnyder, ein Schweizer Komponist und Saxophonist, hat für den Festspiel-Auftakt ein Konzert für Saxophon, Bassposaune und Orchester geschrieben.

Belcanto und Gustav Mahler? Als Hofoperndirektor in Wien hat er sich für Mozart und die italienische Oper stark gemacht. Donizettis "Adelia", ein melodisch inspiriertes und dramatisch packendes Belcanto-Juwel, ist seit Jahren ein Liebkind von Gustav Kuhn. (dpk/Festspiele Südtirol)

Festspiele Südtirol / Alto Adige Festival: von 17. bis 26. September. - www.festspiele-suedtirol.it
Bilder: Festspiele Südtirol (2); dpk-W.Stern (1)