Dampfzug-Nostalgie vom Feinsten
REISEKULTUR / LUNGAU
11/07/16 Eine dampfgetriebene Schmalspurbahn ist gemeinhin kein Ding, das für Superlative taugt. Es sei denn, man misst Romantikwert und Entschleunigungsfaktor. Aber die Taurachbahn im Salzburger Lungau kann doch mit einem solchen aufwarten: Es ist die höchstgelegene Schmalspurbahn Österreichs.
Von Reinhard Kriechbaum
Der Bahnhof Mauterndorf sei „ein intaktes Ensemble einer klassischen Nebenbahn-Endstation“, schreibt der „Club 760“, der seit dreißig Jahren sommersüber die Taurachbahn im Lungau betreibt. Damit sei die Schmalspurbahn eine harmonische Ergänzung zum historischen Erscheinungsbild des Marktes Mauterndorf, „um so mehr, wenn es heute in den Sommermonaten dort dampft, zischt und raucht wie zu Großelterns Zeiten“, schreiben die Ehrenamtlichen, denen der Erhalt dieser Bahn ein Herzensanliegen ist, auf ihrer Website.
Es lohnt auch, die Lokomotiven und ihre Geschichte etwas genauer anzusehen. Da erfährt man, dass solche Dampflocks in ihrem langen Leben viel gereist sind und die Schienen gar nicht so selten gewechselt haben. Eines der Vorzeigestücke, die 1900 gebaute Lok mit der Nummer 298.56, hat auf zuerst im Waldviertel gedampft und gefaucht, sie war auch bei der Steyertalbahn und der Mariazellerbahn im Einsatz. Seit 1989 befährt sie die Geleise der taurachbahn. Weil Eisenbahn-Betreibervereine wie der Vereine wie der Lungauer „Club 760“ gerne zusammenarbeiten, war sie zwischendurch auch verborgt und hat sogar in der wetssteiermark den legendären „Flascherlzug“ gezogen. Der hat seinen Namen von einem regionalen Wunderheiler, zu dem Patienten mit ihrem Urinfläschchen angereoist sind. Per Bahn, versteht sich.
Mit solch pikanten Geschichten kann die Taurachbahn nicht aufwarten, aber zur lokalen Verkehrsgeschichte kann man einiges erfahren. Die auffallend weinrot lackierte Lok 699.01 war im Pinzgau auf Scvhiene, aber auch bei der Bregenzerwälderbahn. Aber ursprünglich war sie eine KDL, eine Kriegs-Dampflock-Lokomotive, 1944 für die Wehrmacht erbaut. Die Lok hat an der dem Tender zugewendeten Seite eine Doppelschiebetüre. Auf dem Tender sind als Schutz der Lokführer zwei Sitze für bewaffnete Zugbegleiter vorgesehen. Das ist im Lungau heutzutage nicht mehr notwendig.
Die Lok 699.01 ist einst von Salzburg nach Bad Ischl gefahren, so wie andere Loks und Waggons der Taurachbahn auch. Dass es diese Bahn noch gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Ursprünglich war die Taurachbahn ein Teil der 1894 erbauten Murtalbahn. Aber schon von Anfang an war das Teilstück zwischen Mauterndorf über Mariapfarr bis St. Andrä im Lungau in einer benachteiligten Situation, denn die Geographie in dieser Gebirgsregion brachte es mit sich, dass die Trasse weitab von den Ortschaften angelegt werden musste. So konnten letztlich auf diesem Streckenabschnitt nur bescheidene Fahrgastzahlen erreicht werden.
1973 hat die Murtalbahn den öffentlichen Personenverkehr auf dem Teilabschnitt von Tamsweg nach Mauterndorf eingestellt. Neben dem noch betriebenen Güterverkehr, der sich aus dem Transport von Holz und Gütern aus der Land- und Forstwirtschaft ergab, wurden allerdings bis 1977 in den Sommermonaten noch Dampfbummelzüge gefahren. Nach Ablauf der Konzession hatte es auch mit diesen Zügen ein Ende. Die werktäglichen Güterzüge waren somit bis Juni 1980 die einzigen Züge in Mauterndorf. Im Juni 1980 wurde die Bahnbrücke bei St. Andrä so schwer beschädigt, dass die Bahnstrecke unterbrochen war. Nachdem die Steiermärkischen Landesbahnen den Stilllegungsantrag gestellt hatten und das Teilstück von Tamsweg nach Mauterndorf seit dem 1. September 1981 rechtsgültig eingestellt war, schien das Schicksal besiegelt. Der „Club 760“ bemühte sich, die Murtalbahn in voller Länge zu erhalten, und seit dreißig Jahren gibt es dort wieder den sommerlichen Personen-Betrieb zwischen Juni und September.