Drei Syrer und der Salzburger Fackeltanz

HINTERGRUND / INTEGRATION

04/07/16 Der Weg aus dem Nonntal, wo die Volkskultur und damit auch die ARGE Volkstanz ihren Sitz haben, bis ins Kulturamt der Stadt auf dem Mozartplatz sind es zwar nur ein paarhundert Meter – aber um ehzeitig miteinander zu reden, ist das doch eine unüberwindliche Wegstrecke. Auf der Strecke bleiben drei syrische Flüchtlinge, die heuer am Fackeltanz hätten teilnehmen sollen.

Von Reinhard Kriechbaum

Mit den Kroaten funktioniert es schon eine ganze Weile gut: Sie stellen seit 2010 jedes Jahr einen Tanzkreis (das sind vier Tanzpaare) beim Fackeltanz, dem folkloristischen Höhepunkt des Fests zur Festspieleröffnung. Das Kulturamt der Stadt Salzburg (der Veranstalter und Financier des Fackeltanzes) hatte damals angeregt, auch Migrationsvereine einzubinden in den nächtlichen Kreistanz um den Residenzbrunnen. Seit 2015 sind auch Serben dabei. Sie bilden sogar zwei Tanzkreise, gemeinsam „mit zwei Rumäninnen, die schon lange in Salzburg leben“, sagt Karin Schierhuber vom Kulturamt.

Wolfram Weber, Obmann der ARGE Volkstanz Salzburg, brachte heuer das Fass offenbar zum Überlaufen, als er drei Syrer mit zur ersten Probe brachte. „Fünf vor acht“, seien sie da gestanden, sagt Alexander Wieland, der seit 2008 den Fackeltanz einstudiert. „Ich weiß bis heute nicht, ob die drei mich sprachlich verstehen.“ Die Proben laufen seit 16. Juni. Vielleicht wäre da ja mal Gelegenheit gewesen, nachzufragen...

Jedenfalls sei man „einen Schritt zu weit gegangen“. Auch Salzburger Fackeltanz-Teilnehmer hätten gemurrt: „Nächstes Jahr sind dann Kurden und Griechen dabei“, gibt Alexander Wieland im DrehPunktKultur-Gespräch die Stimmung unter den einheimischen Tänzern wieder.

Wie hoch also darf oder soll der Ausländeranteil im Fackeltanz sein? Bei 92 Paaren sollten acht Kroatinnen und Kroaten, vierzehn Serbinnen und Serben sowie drei Syrer eigentlich verkraftbar sein. Alexander Wieland: „Es geht nicht ums Verkraften, sondern was die Salzburger dazu sagen.“ Und er betont: „Der politische Druck ist mir ehrlich gesagt wurscht.“

In einem Gipfelgespräch im Kulturamt hat man jedenfalls vorige Woche die Notbremse gezogen, nachdem Salzburger Fackeltänzer gedroht hatten, im kommenden Jahr nicht mehr mitzutun. Die Syrer werden nicht dabei sein, wurde beschlossen, um die Gemüter zu kühlen. Nicht mal der Vermittlungsversuch, sie wenigstens den Blumengruß an anwesende Honoratioren überreichen zulassen, sei durchgegangen, klagt Karin Schierhuber vom Kulturamt.

Alles in allem ein trauriges Lehrstück, wie Integration nicht funktionieren kann: Da ist der wohl gemeinte Versuch seitens Stadt (Kulturamt) und Land (Salzburger Volkskultur), möglichst viele Kulturvereine aus anderen Ländern in ihre Aktivitäten einzubinden. Der „Tanz der Kulturen“, den Wolfram Weber von der ARGE Volkstanz ausrichtet, ist eine von vielen beispielhaften Aktionen. Jede Wette, dass mit ehzeitiger Kommunikation die Missstimmung gegen drei Syrer gar nicht erst aufgekommen wäre.

Und die drei Flüchtlinge, die sich absolut nichts haben zuschulden kommen lassen, haben vermutlich kaum begriffen, wie sie überhaupt in die Fackeltanz-Proben hinein kamen. Hoffentlich ist ihnen nicht zu klar, wieso sie jetzt wieder raus mussten. Ob der „Salzburger Fackeltanz“ das geeignete Instrument ist, integrative Exempel zu statuieren?

Bild: Stadtgemeinde Salkzburg
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