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Brücken über Brücken nach Lateinamerika

TODESFALL / LUIS ALFREDO DUARTE-HERRERA

03/09/10 Er gehörte zum harten Kern jener in Salzburg, die sich unermüdlich einsetzten für Vernetzung und Entgrenzung der Kultur: Luis Alfredo Duarte-Herrera ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 27. August den Folgen eines Fahrrad-Unfalls erlegen.

Von Reinhard Kriechbaum

alt"Ich leide an einer unstillbaren Leidenschaft für die Musik", bekannte er einmal - aber das hinderte ihn nicht, unter dem Pseudonym "Walkala" Bilder zu malen. Und er sah sich genau so als ein Förderer der Literatur, vor allem jener seiner südamerikanischen Heimat.

Luis Alfredo Duarte-Herrera ist 1958 in Kolumbien zur Welt gekommen, in seiner Heimat hatte er Rechts- Sozial- und Politikwissenschaft studiert. Seit 1989 lebte er in Salzburg. Und hier nur am Rande für die Juristerei, sondern ganz zentral für die Kunst in ihrer buntesten Vielfalt: 1991 gründete er mit einigen Sympathisanten YAGE, den Verein für Lateinamerikanische Kunst, Wissenschaft und Kultur.

Und dieser Verein trat bald mit einem Kulturmagazin hervor: XICöATL heißt es, „Ziehender Stern“, eine dreisprachige Publikation, von der Duarte anlässlich der 80. Ausgabe (das war 2007) stolz sagen konnte, sie stelle "wahrhaften Rekord in Europa" dar: 450 lateinamerikanische und 17 österreichische Autoren hatten bis dahin in altXICöATL  veröffentlicht, vorwiegend Essays, Erzählungen und Gedichte. Jeweils in der Muttersprache und in Übersetzungen ins Deutsche oder Spanische.

XICöATL ist aber nicht nur den Literaturinteressierten ein Begriff, denn Luis Alfredo Duarte-Herrera hat auch drei Kompositionswettbewerbe (den letzten im Vorjahr) durchgeführt. Da gab es eine langjährige fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Aspekte-Festival. Als es galt, das 500-Jahre-Jubiläum der Entdeckung Amerikas zu feiern, war Duarte tatkräftig daran beteiligt, dass bei den "Aspekten" Werke von nicht weniger als 44 lateinamerikanischen Komponisten aufgeführt wurden. Überhaupt war Duarte einer von jenen, die kaum in einem Konzert mit zeitgenössischer Musik fehlten.

Seine Sendung „Lyrik und Musik aus Lateinamerika“ war ein Dauerbrenner im Radiofabrik-Programm von Anbeginn weg. "Dr. Luis Alfredo Duarte war ein faszinierender Mensch. In den zehn Jahren unserer Zusammenarbeit haben wir ihn nur positiv erlebt, nie grantig oder verstimmt", schreibt Radiofabrik-Chefredakteur Georg Wimmer in seinem Nachruf. "Unfassbar eigentlich, wie man so sein kann. So hartnäckig in der Sache und so fröhlich im Leben." Über fünfhundert Sendungen habe Duarte für die Radiofabrik gestaltet.

Luis Alfredo Duarte-Herrera war ein kultureller Brückenbauer, zwischen Österreich und Argentinien, Kolumbien, Costa Rica, Kuba und Mexiko. Er war eine Anlaufstelle für Maler, Schriftsteller, Komponisten, Musiker.

Zum Nachruf auf Luis Alfredo Duarte-Herrera von Georg Wimmer (Radiofabrik)
Bilder: www.euroyage.org; http://galeria.walkala.eu

 

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