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Ein Rossini-Feuerwerk tut gut

PFINGSTFESTSPIELE / OPERNGALA

10/06/25 Sollte Cecilia Bartoli irgendwann nicht mehr die Pfingstfestspiele leiten, werden einem solche Abende wie die Operngala Rossini in Venedig in der Felsenreitschule am Pfingstmontag abgehen. Abende voller Lust und Laune, Geist und Herz und Spielwitz. Und das Rossini-Fieber zündet wie seit eh und je.

Von Gottfried Franz Kasparek

„La Bartoli“ feierte am 4. Juni ihren 59. Geburtstag. Man würde sie nicht mehr unbedingt als Desdemona in Gioachino Rossinis Otello besetzen, aber sie hat ihren nach wie vor mit glitzernden Koloraturen sprühenden Mezzosopran noch fest im Griff. Diese ernste Oper des „Schwans von Pesaro“ wurde von Verdis Meisterwerk aus dem Repertoire gedrängt, was verständlich ist, aber doch etwas ungerecht. Denn schon Rossini hat neue musikdramatische Welten erforscht, pulsierend, drängend, voll zugespitzter Theatralik und im Lied von der Trauerweide mit lyrischem Harfenklang versehen.

Dann kommt „il moro di Venezia“ in Gestalt des russischen Tenors Sergej Romanovsky, der sehr fein singen kann, aber mitunter mit lauthals gestemmten Trompetenhöhen a la Mario del Monaco wahrlich mörderisch auftrumpft. Dazu entfacht Maestro Gianluca Capuano mit seinem tollen Orchester geradezu wütend die Hölle der Eifersucht. Les Musiciens du Prince – Monaco werden durch Mitglieder der Würth Philharmoniker verstärkt – ein Sonderlob für den Harfenisten Markus Thalheimer. Jedenfalls findet da, am Ende des ersten Teils, große italienische Oper der Romantik statt.

Begonnen hat die Gala mit der recht trocken anhebenden, dann fetzig mitreißenden Ouvertüre zu Tancredi, uraufgeführt im Teatro La Fenice anno 1813. Rossinis Erfolg begann in der Lagunenstadt. Grund genug, ihm einen Abend dieser venezianischen Pfingsten zu widmen. Cecilia Bartoli erinnerte mit Rezitativ und Arie (Di tanti palpiti) des Titelhelden beherzt an glorreiche Vergangenheit, ehe Mélissa Petit als dessen geliebte Amenaide ihren engelhaften Glockensopran leuchten ließ. Es folgte die dramatisch aufgeputschte Arie des Assur aus Semiramide mit dem wieder grandiosen Chor der Oper von Monte Carlo und einem jungen Bassbariton aus Georgien, Giorgi Manoshvili, der mit schwarzem Timbre, massiver Durchschlagskraft und sagenhaft sicherer Artikulation das Haus im Sturm eroberte.

Mit einem saftigen Chor aus der assyrischen Intrigenoper geht es nach der Pause weiter, ehe der Tenor die Arie des Argirio aus Tancredi überraschend sensibel gestaltet. Auch die Ouvertüre zu Maometto II endet in unwiderstehlichen Crecsendoläufen, so ernst das Stück an sich sein mag. Das Gebet der Anna daraus gibt der Sopranistin Gelegenheit, mit Inbrunst zu verzaubern. Dann aber geht die rhythmische Post ab, wenn Giorgi Manoshvili als Mustafà in L'Italiana in Algeri beachtliche Verzierungskünste vorführt und sich schließlich das gesamte Ensemble mit drei Chormitgliedern zum irrwitzigen Finale dieser geläufigen Buffo-Oper vereint.

Der Applaus will kein Ende nehmen – seltsam, dass das einst im alten Ostblock übliche Klatschen im Takt derzeit eine Renaissance erlebt. Es folgt ein Zugaben-Reigen der Rossini-Schlager mit Mélissa Petit als Katze, Sergej Romanovsky mit dem Tenor-Arrangement von La Danza, Cecilia Bartoli mit einer köstlich kabarettistischen Variante von Rosinas Una voce poco fa, gefolgt vom „verleumderischen“ Basilio-Bass und schließlich dem turbulenten Finale dieses nach Menschenmaß unsterblichen Barbiere di Siviglia. Es tut gut, sich in Zeiten wie diesen an solch vergnüglichen Klängen zu erfreuen.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

 

 

 

 

 

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