Pamina und Conte re-loaded
11. INTERNATIONALER MOZARTWETTBEWERB / GESANG
17/02/14 Drei Baritone, drei Mal Rezitativ und Arie des Grafen aus Mozarts „Figaro“ – eine eindeutige Entscheidung: Matthias Winckhler ist der Gewinner des 11. Internationalen Mozartwettbewerbs in der Sparte Gesang.
Von Heidemarie Klabacher
Reiner Zufall: Schon vor Beginn des Wettbewerbes mussten die Teilnehmer bekannt geben, welche Stücke – je ein Lied von Mozart und Strauss, sowie eine Mozart-Arie – sie im Falle ihres Sieges im Finalkonzert singen würden.
Drei Herren - drei Baritone – haben es ins Finale geschafft, alle drei hatten Rezitativ und Arie des Conte - Hai già vinta la causa – aus Mozarts „Figaro“ auf ihrem Siegesplan. Von den sechs Damen haben sich im Arienteil mit Orchesterbegleitung gleich drei mit Paminas Arie „Ach ich fühl’s“ aus der „Zauberflöte“ präsentiert. Im Liedteil mit Klavierbegleitung haben zwei Sopranistinnen und die einzige Mezzosopranistin jeweils die Ariette „Dans und bois solitaire“ gesungen. „Ermattet aber selig“ waren zwei der Baritone am Ende ihres jeweiligen Ständchens „An Chole“.
Hat Mozart nicht auch noch anderes geschrieben? Einem Finalisten ist ja auch die „Kleine deutsche Kantate“ KV 619 eingefallen, einer Teilnehmerin die ebenso schöne wie heikle „Abendempfindung an Laura“ KV 523. Tatsächlich aber war das eher abwechslungsarme Finalprogramm weniger „ermattend“ in seiner Gleichförmigkeit, als vielmehr äußerst spannend durch die unmittelbaren Vergleichsmöglichkeiten.
Der 1990 in München geborene Bariton Matthias Winckhler überzeugte quasi vom ersten Moment seines Auftretens an als junge Sängerpersönlichkeit mit viel versprechendem Potential: darstellerisch mit Ausstrahlung und Präsenz, stimmlich mit technischer Souveränität und mit präzise fokussiertem dennoch geschmeidig timbriertem Facettenreichtum. Mit seiner souveränen Leistung wurde Matthias Winckhler der schon vom Publikum bejubelte Gewinner des 11. Internationalen Mozartwettbewerbs in der Sparte Gesang. Er erhielt den ersten Preis in Höhe von 15.000 Euro (gestiftet von der International Salzburg Association) und den Sonderpreis für die beste Interpretation eines Klavierliedes von W. A. Mozart in Form einer „Neuen Mozart Gesamtausgabe“ (gestiftet von der Stiftung Mozarteum Salzburg).
Überraschender war die Vergabe des zweiten Preises an die Australische Sopranistin Siobhan Stagg. Der zweite Preis ist mit 10.000 Euro (gestiftet vom Don Juan Archiv Wien und „Studium Faesulanum der Firmengruppe Hollitzer) dotiert. Siobhan Stagg erhielt auch den Sonderpreis in Höhe von fünftausend Euro für die beste Interpretation eines Klavierliedes von Richard Strauss (gestiftet von der Familie Strauss).
Die 1990 in Graz geborene Mezzosopranistin Sophie Rennert sang die geforderten Lieder – es waren Mozarts „Dans und bois solitaire“ und Richard Strauss’ „Die Nacht“ – klangschön aber ein wenig ausdrucksarm. Zurecht „verdiente“ sie sich den dritten Preis beim Internationalen Mozartwettbewerb mit der fein durchphrasierten und von technischer Souveränität zeugenden Interpretation der großen Arie „Parto, parto“ des Sesto aus „La clemenza di Tito“: Sophie Rennert erhielt den dritten Preis in Höhe von fünftausend Euro (gestiftet von der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste). Die Mezzosopranistin Sophie Rennert trat mit Ferdinand Steiner, dem Soloklarinettisten der Camerata Salzburg – die unter der Leitung von Hans Graf im Arienteil begleitete - in einen überzeugenden bewegend geführten Dialog.
In der Jury saßen Elisabeth Wilke (Vorsitzende), Christoph Berner, Barbara Bonney, Janice Harper-Smith, Robert Holl, Axel Köhler, Tobias Richter, Matthias Schulz und Bo Skovhus.
169 Sängerinnen und Sänger hatten sich für den 11. Internationalen Mozartwettbewerb 2014 angemeldet. Von 104 zugelassenen Sängerinnen und Sängern nach dem ersten Jury-Auswahlverfahren, sind 80 Kandidaten angetreten. Für das Finale qualifizierten sich neun Sängerinnen und Sänger aus sieben Nationen.