Auf der Autobahn umdrehen?
MOZARTWETTBEWERB / HINTERGRUND
06/02/14 Der „Internationale Mozartwettbewerb“ in der Sparte Gesang ist ein etablierter Wettbewerb seit 1975. Gewinnerinnen wie Renée Flemming, Diana Damrau, Magdalena Kozena oder Genia Kühmeier verdanken dem Wettbewerb markante Karrieresprünge – und der Wettbewerb verdankt ihnen zusätzliches Image. Ganz jung dagegen ist der Mozartwettbewerb in der Sparte Streichquartett.
Von Heidemarie Klabacher
„Es war ein richtiger Neustart“, sagte Rektor Reinhart von Gutzeit heute Donnerstag (6.2.) bei der Präsentation der Preisträger in der Sparte Streichquartett. Im Rektorat der Universität Mozarteum sitze, so Gutzeit, mit Lukas Hagen „der Primarius eines nicht unbekannten Streichquartettes“. Diesem seien die Anregungen für ein ganz neues eigenständiges Wettbewerbskonzept in der Sparte Streichquartett zu danken.
„Der Mozartwettbewerb sollte anders sein, als die Wettbewerbe, mit denen ich Erfahrung gemacht habe, sei es als Spielender oder Juror“, sagte Lukas Haben. Nicht die reine Wettbewerbsidee und Konkurrenzsituation - „die man sonst immer so stark spürt“ - sollte im Zentrum stehen, sondern eine „positive Atmosphäre, in der die Quartette sich wohlfühlen.“ Tatsächlich seien alle bis zum Schluss des Wettbewerbes geblieben, „auch die, die ausgeschieden sind“. „Wir wollten nicht herausfinden, wer schlecht spielt, sondern wer von den Guten etwas noch besser macht“, bestätigte Jurymitglied Andreas Arndt, der Cellist des Auryn Quartetts.
In der Jury saßen „junge im Konzertleben stehende Quartettmitglieder“ und nicht „Altmeister, die den Bogen schon vor zehn Jahren an die Wand gehängt haben“. Schon in den Vorrunden habe sich jedes Quartett stilistisch von all seinen Seiten zeigen können. Es wurden nicht alle Finalisten in ein Abschlusskonzert gepfercht, die drei Finalkonzerte am Mittwoch (5.2.) um 11, 16 und 19 Uhr seien jeweils eigenständig gestaltete Quartett-Abende gewesen. Einzige Vorgabe: Ein Streichquartett von Mozart musste dabei sein. In den Vorrunden war ein Quartettsatz von Mozart (der erste Satz von KV 590) der Prüfstein für alle: „Wer das kann, verdient es, einen Preis zu bekommen“, so Andreas Arndt.
Der Mozart Wettbewerb in der Sparte Streichquartett ist also ein ganz junger Wettbewerb: 13 Quartette haben sich mit eingereichten DVDs beworben, zehn wurden eingeladen, sieben sind gekommen. Das Niveau war hoch, alle angetretenen Ensembles seien von der ersten in die zweite Runde weitergeleitet worden, erst im Finale mussten die Entscheidungen fallen.
Gewinner des 11. Internationalen Mozartwettbewerbs in der Sparte Streichquartett ist das 2007 gegründete „Novus String Quartet“ aus Südkorea mit Sitz in Deutschland. Den zweiten Preis – und einen Sonderpreis für die beste Interpretation eines Mozart-Streichquartetts - erhielt das 2006 gegründete französische Quatuor Varèse. Der dritte Preis ging an das 2011 gegründete französisch-ukrainisch-australisch besetzte „Quatuor Lumière“. Die Preise sind mit 20.000, 12.000 und 8000 Euro dotiert und werden von Mäzenen gestiftet. Der erste Preis beinhaltet die Einladung zu einer Europatournee, die vom Impresariat Simmenauer, einer namhaften Agentur für Streichquartette, veranstaltet wird. Der Mozartwettbewerb in der Sparte Streichquartett ist also abgeschlossen.
Heute Donnerstag (6.2.) Vormittag begannen die ersten Runden des Gesangswettbewerbes. Dieser Wettbewerb ist international längst etabliert – dementsprechend anders schauen auch die Zahlen aus: 169 Sängerinnen und Sänger aus 42 Ländern haben DVDs eingereicht, 104 wurden zugelassen, 80 Sängerinnen und Sängern aus 28 Ländern treten in den nächsten Tagen an. „Heute in der Früh waren es noch 84. Einzelne drehen anscheinend noch auf halben Wege auf der Autobahn um.“
Das Finalkonzert ist am 14. Februar. Erstmals wird auch im Finalkonzert der Liedgesang ein Thema sein: Zuerst wird es den Liedteil geben, danach folgt der Arien-Teil – begleitet von der Camerata Salzburg unter der Leitung von Hans Graf.
„Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Mozartwettbewerb in den Sparten Streichquartett und Gesang“, erklärte Rektor Reinhart von Gutzeit. „Der Gesangswettbewerb sucht Mozart-Stimmen. Wer hier gewinnt, muss nicht auch in Bayreuth singen können. Der Streichquartettbewerb sucht dagegen Ensembles, die über eine große Bandbreite verfügen.“
Ähnlich groß wie beim Gesangswettbewerb ist der Andrang in den Sparten Klavier und Violine. Der Mozartwettbewerb findet alle zwei Jahre statt, die Sparten Gesang/Streichquartett und Klavier/Violine wechseln einander ab. In zwei Jahren kommen also die Geiger und Pianisten dran. Der nächste Streichquartett- bzw. Gesangs-Wettbewerb folgt in vier Jahren. „Das ist ein sinnvoller Abstand, da liegt ungefähr jeweils eine Studenten-Generation dazwischen. Da können neue junge Talente heranwachsen.“
Der Internationaler Mozartwettbewerb in der Sparte Gesang - www.uni-mozarteum.at
Bilder: Universität Mozarteum/Christian Schneider