asdf
 

Ein ganz rascher Abgang

HINTERGRUND / MOZARTEUMORCHESTER

04/02/14 Dass es Spannungen gab zwischen Vera van Hazebrouck und dem Mozarteumorchester war bekannt. Dass ihre Ablöse als Orchesterdirektorin so abrupt erfolgt, kommt doch überraschend. Sie ist gar nicht mehr da.

Von Reinhard Kriechbaum

009Von „kaum mehr überbrückbaren Differenzen zwischen mehreren Akteuren im Mozarteumorchester“ ist in einer Aussendung der Landeskorrespondenz zu lesen. Vera van Hazebrouck werde „ihre Tätigkeit für das Orchester nach der Fertigstellung des Rechnungsabschlusses 2013 und wenige Monate vor dem Ende ihrer Vertragszeit beenden.“ Real ist es schon so weit: „Sie ist nicht mehr da“, heißt es im Orchesterhaus, wo DrehPunktKultur sie heute Dienstag (4.2.) zu erreichen versuchte.

Das Nicht-da-Sein ist einer der Knackpunkte in der Causa: Ein Vorwurf, der nicht nur in den vergangenen Monaten von Orchesterseite zu vernehmen war, ging in diese Richtung. Frau van Hazebrouck habe viel Management von Düsseldorf aus betrieben, was vor Ort, beim Orchester – und wie man hört, auch beim Chefdirigenten – nicht so gut angekommen ist. Man fühlte sich, vorsichtig gesagt, nicht optimal betreut von der Orchesterdirektorin. Zuletzt soll sogar Ivor Bolton die Verlängerung seines Vertrags als Chefdirigent von ihrem Ausscheiden abhängig gemacht haben. Die Verlängerung bis 2016 wird gerade verhandelt.

Rudolf Hollinetz, dem Vorsitzenden des Betriebsrats des Mozarteumorchesters, ist in der Sache wenig Konkretes zu entlocken. Jedenfalls liegt dem Orchester offenbar deutlich mehr am Verbleib von Ivor Bolton als an jenem der Orchesterdirektorin: „Wir möchten es, er möchte es, das Geschick des Orchesters ist mit ihm verknüpft“, so der Geiger auf Anfrage des DrehPunktKultur. Die Gesprächsbasis mit Vera van Hazebrouck habe sich zuletzt „so negativ entwickelt, dass die Kommunikation zum Stillstand gekommen“ sei.

008Dem Vernehmen nach war auch das Gesprächsklima mit dem Landestheater, wo das Mozarteumorchester immerhin das Hausorchester stellt, nicht das Beste. Aus Orchesterreihen ist zu hören, dass die Querelen auch mit der Tourneetätigkeit zu tun haben: „Unser Tourneegeschehen floriert nicht, es hat nicht das Mindestmaß, das es haben sollte“, so ein Musiker, der lieber nicht genannt werden möchte. Früher sei man alle zwei bis drei Jahre in den Fernen Osten oder in die USA gefahren, jetzt seien die Intervalle deutlich größer. „Es muss etwas passieren, dass wir über den Tellerrand schauen.“ Da spielt freilich hinein, dass die Tourneefinanzierung in den letzten Jahren immens schwierig geworden ist.

Bürgermeister Heinz Schaden und Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn loben dessen ungeachtet die scheidende Orchesterdirektorin: „Das Mozarteumorchester konnte unter Vera van Hazebrouck seine Funktion als musikalisches Aushängeschild Salzburgs mit zahlreichen erfolgreichen Tourneen und Auftritten in Europa und Übersee bis nach China, Argentinien oder Abu Dhabi überzeugend ausfüllen.“ In den Augen der Musiker wohl weniger überzeugend.

Eine Sache hat Vera van Hazebrouck absolut erfolgreich promotet, auch wenn die Initiative von ihrem Vorgänger Stefan Rosu begonnen wurde: Die Sonntagsmatineen im Großen Festspielhaus haben in der gegenwärtigen Saison 2013/14 mit 1.200 Abonnenten einen Höchststand erreicht. In Zeiten wie diesen ein neues Abonnement aus dem Boden zu stampfen, schien tollkühn. Da hat Rosu offenbar unternehmerischen Weitblick bewiesen und auch Vera van Hazebrouck hat effizient in die richtige Richtung gearbeitet.

Vera van Hazebrouck war zuletzt Intendantin der Tonhalle Düsseldorf, davor war sie Direktorin der Staatskapelle Berlin und hatte leitende Positionen bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem Schleswig-Holstein Musik Festival und Concerto Winderstein in München. Nach ihrer beinah fünfjährigen Tätigkeit in Salzburg werde sie „nach Deutschland zurückkehren, um eine neue Tätigkeit im Kultursektor aufzunehmen“.

Und wer wacht nur kurzfristig über die Geschicke des Mozarteumorchesters? Der Posten wurde heute Dienstag (4.2.) ausgeschrieben. Bis zur Nachbesetzung wird der Kulturmanager Thomas Wolfram interimistisch die Geschäfte führen. Er ist kein unbeschriebenes Blatt. Wolfram war in den Jahren 1987 bis 1992 Direktor des Mozarteumorchesters. Jetzt leitet er eine Künstleragentur in Wien.

Die Ausschreibung für den Posten eines Orchesterdirektors - www.salzburg.gv.at/mozarteumorchester_ausschreibung
Bilder: LMZ/Neumayr (1);  dpk-krie (1)
Zum Kommentar {ln:Der Hebel für den Schleudersitz}

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014