Wie man damals Orchestermusik spielte
HINTERGRUND / STIFTUNG MOZARTEUM
09/07/13 Dass auf der großformatigen Federzeichnung Mozart selbst zu sehen sei, was man im Mozart-Jahr 1991 noch glaubte, halten Musikwissenscjhafter für unwahrscheinlich. Aber die Zeichnung ist für die Musikwissenschaft trotzdem interessant. Drum hat die Stiftung Mozarteum das Blatt auch jüngst erworben.
Kürzlich also hat die Stiftung Mozarteum dieses Blatt aus der Zeit Mozarts ersteigert, bei einer Auktion der Librairie Henri Godts, Brüssel. Es zeigt ein Konzert oder eine Probe mit 24 Orchesterinstrumenten.
„Die erstaunlich großformatige Federzeichnung (mit 46 x 59 cm) gehört zu den bemerkenswertesten Darstellungen damaliger Orchestermusik, die weltweit überhaupt bekannt sind“, erklärt man bei der Stiftung. „Zu sehen sind nicht nur die Musiker mit ihren Instrumenten, sondern auch die Noten auf den Pulten, die so genau wiedergegeben sind, dass Tonart und Taktart des gerade gespielten Stückes mit Flöten, Oboen, Hörnern und Fagotten erkennbar sind.“
Vor diesem Hintergrund sei das Blatt interessant, „zeigt es doch exemplarisch, wie groß besetzte Musik in der Zeit Mozarts funktionierte: Beispielsweise, wie viele Musiker bei einem Orchesterstück mitgewirkt haben, wie viele von ihnen ein gemeinsames Pult nutzten, welche Instrumententypen (z.B. Oboen und Cembalo) verwendet wurden, wie der Bass besetzt wurde, welche Bogenhaltung üblich war, ob das Tasteninstrument bei geöffnetem Deckel verwendet wurde und schließlich, wie die nicht einheitlich geregelte Orchesteraufstellung war, also, wie die Instrumentalgruppen verteilt waren.“
Lauter Dinge also, die Aufführungspraktiker interessieren. Um 1770, so schätzen Fachleute, sei das Blatt „eines hochkarätigen Zeichners“ entstanden. Bislang hat man es dem deutsch-britischen Maler Johan Zoffany (1733-1810) zugeschrieben. Dieser Künstler ist nach neueren Untersuchungen jedoch auszuschließen.
Die zuletzt in Privatbesitz befindliche Zeichnung war 1991 in Salzburg erstmals öffentlich vorgestellt worden. Damals ging man davon aus, dass auf dem Bild Mozart zu sehen sei. Der Mozart-Bezug steht allerdings inzwischen sehr in Frage, auch, weil das Blatt weder signiert noch datiert ist. Seitdem ist die Federzeichnung in der Fachliteratur gut bekannt und wegen ihrer Detailliertheit mehrfach beschrieben worden. (ISM)