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Ungeliebte Langzeitmieter

HINTERGRUND / SALZBURGER LIEDERTAFEL

27/06/13 Die Stiftung Mozarteum und die Salzburger Liedertafel liegen sich seit einiger Zeit wegen einer pikanten Frage in den Haaren: Darf die Liedertafel weiterhin ihre Räume im Parterre des alten Mozarteums an die Universität Mozarteum und das Orchester der Kulturvereinigung vermieten? Muss sie ausziehen aus ihrem Stammsitz seit 1913?

Von Reinhard Kriechbaum

111So argumentiert die Liedertafel: Basis für diese Nutzung sei ein Übereinkommen zwischen Stiftung und Liedertafel, das am 4.1.1913 „für immerwährende Zeit und unkündbar“ abgeschlossen und auch im Grundbuch eingetragen wurde. „Zu diesem Nutzungsrecht kam es unter anderem als Würdigung der jahrzehntelang vorangegangenen finanziellen, organisatorischen und ideellen Vorarbeiten durch die Salzburger Liedertafel für den Bau des Mozarteums“, weiß der derzeitige Obmann und künstlerische Leiter, Arunas Peciulis.

Die Stiftung Mozarteum kontert: In dieser vor hundert Jahren geschlossenen Vereinbarung sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Liedertafel und Stiftung festgeschrieben – und davon könne heutzutage keine Rede mehr sein. In diesem Sinn sieht die Stiftung Mozarteum in der Liedertafel einen Dauermieter, der – durch Untervermietung seiner Räume an die Universität Mozarteum und an das Orchester der Kulturvereinigung – das „Gebrauchsrecht“ aus eigenen Stücken in ein „Fruchtsgenussrecht“ umgewandelt habe, ohne eine Gegenleistung (etwa Beiträge zur Erhaltung des Gebäudes) zu erbringen.

112Die Liedertafel als Oratorienchor „braucht die Einnahmen aus dieser Vermietung als Basis für die Finanzierung der Probenarbeit und des jährlichen, großen Konzertes“, argumentiert Peciulis. Dafür müssten „ein Veranstaltungsort, ein Orchester und Solisten bezahlt werden. Solche und andere Aktivitäten konnten auf diese Weise immer ohne irgendwelche Subventionen finanziert werden.“

Gerade deshalb aber fühlt sich die Stiftung als unfreiwilliger „Mitfinancier“ der Liedertafel und hat per Ende des Monats – also mit kommendem Sonntag (30.6.) – die Kündigung des Nutzungsrechtes ausgesprochen.

113Die Liedertafel sieht sich in einer Goliath-gegen-David-Situation, sieht dem Ende aber trotzdem nicht optimistisch entgegen (vielleicht fehlt es nicht nur an juridischen, sondern auch an Bibelkenntnissen, denn dort geht die Sache positiv für den Kleinen aus). „Noch befindet sich in den Räumlichkeiten der Liedertafel unter anderem eines der ältesten, privaten Musikalienarchive Österreichs", unter anderem mit den originalnoten der Salzburger Landeshymne (im Bild). „Doch die Stiftung Mozarteum scheint vor der Zerschlagung einer 166jährigen Tradition nicht mehr zurückzuschrecken“, heißt es bei der Liedertafel. Sie hat sich an die Kuratoren der Stiftung gewandt. Die Leitung der Stiftung (Johannes Honsig-Erlenburg, Matthias Schulz und Kuratoriums-Vorsitzender Erich Marx) haben ebenfalls ihre Sicht auf die Dinge klargelegt.

Die Liedertafel befürchtet „den Todesstoß“, denn der Saal sei „Garant für unser künstlerisches und finanzielles Überleben“. Und man gibt sich trotzig: „Da eine Räumung für uns nicht denkbar ist, wird dies unweigerlich zu einer gerichtlichen Klage durch die Internationale Stiftung Mozarteum führen.“

Stiftungs-Präsident Johannes Honsig-Erlenburg schreibt, dass die Stiftung sich der „historischen Bedeutung“ der Liedertafel bewusst sei und man sich seit Jahresbeginn 2012 um eine Neuregelung der Nutzung „aufgrund der gänzlich veränderten Verhältnisse“ bemühe. Doch die Liedertafel „habe jegliche Verhandlungsbereitschaft abgelehnt und sich auf den Standpunkt zurückgezogen, dass der Status quo unverändert bleiben muss“.

Bilder: http://www.salzburger-liedertafel.at
Zum Kommentar {ln:Arme Musik-Bildungsbürger?}

 

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