Die Magie des Auryn
MOZARTEUM / KAMMERMUSIKFEST
24/06/13 Vier Tage, proppenvoll mit unterschiedlichster Kammermusik: Das Auryn Quartett beendete das gut besuchte Dritte Kammermusikfestivals der Universität Mozarteum mit Beethovens op.132 und Schuberts „Der Tod und das Mädchen“.
Von Elisabeth Aumiller
Mit zwei Spitzenwerken der Quartettliteratur gestaltete das Auryn Quartett am Sonntag (23.6.) im Solitär einen Kammermusikabend vom Feinsten. „Collaborate“ war das Motto des Festivals im dritten Jahr seines Bestehens. Zusammenarbeit in mehrfacher Bedeutung: in der Gemeinsamkeit des kammermusikalischen Musizierens wie auch in der Zusammenarbeit mit renommierten internationalen Instituten, Gemeinsamkeit von jungen und arrivierten Musikern.
Das Auryn Quartett gab dem „Collaborate“-Gedanken einen krönenden Abschluss. Zum Paten und Namensgeber des 1981 gegründeten Quartetts wurde das „Auryn“, das Amulett aus Michael Endes Buch „Die unendliche Geschichte“, dessen Magie zur Wunscherfüllung verhilft.
Wünsche blieben tatsächlich nicht offen und die Zusammenarbeit war an diesem Abend besonders von Belang, da der Bratschist des Quartetts krankheitsbedingt ausgefallen war. Stellvertretend fügte sich Matthias Buchholz, Professor in Köln und international konzertierender Viola-Solist und Kammermusiker, nahtlos in die Gemeinsamkeit mit Matthias Lingenfelder, Jens Oppermann und Andreas Arndt. Musikalische „Magie“ war am Wirken, ohne magische Praktiken, aber erzeugt durch ein Musizieren voller Spannung von der ersten bis zur letzten Note, durch ein Schöpfen aus einem tief verinnerlichten Musikverständnis verbunden mit großer Praxiserfahrung. Die Zuhörer waren voll im Banne der Darbietung, kein Husten, kein Räuspern, keine Unruhe.
Eindrucksvoll die Homogenität, nur von der Primgeige mit Silberschimmer beschichtet. Obwohl der Bratschist technisch offenbar etwas anders orientiert ist und im Gegensatz zu den Auryn-Streichern Vibrato nur sehr sparsam einsetzte, tangierte das nicht das ausgewogene Gesamtklangbild. Besonders fein tariert zeigten sich die dynamischen Übergänge in ihrer großen Bandbreite. Aber es gab bei aller Intensität und lebendigen Dynamik keine abrupten Fortepiano-Wechsel, sondern es war wie ein unendliches Fließen in fein dosierten Crescendi und Decrescendi in hoher Kunstfertigkeit, ohne Effekte unbotmäßig zur Schau zu stellen. Das war spannend und brachte durchaus andere Facetten in die gewohnte Hörvorstellung. Es war ein zügiges Musizieren, unsentimental, aber nicht bar der Empfindung, im Ausdruck feinstoffllicher angelegt. Für Jungmusiker könnte es Vorbildfunktion haben.
Die Themen im Beethovens Nr.15 a-Moll klar formuliert, elegant und beschwingt die tänzerischen Elemente. Zum Höhepunkt geriet der Molto Adagio- Satz, von Beethoven als „Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit in der lidischen Tonart“ betitelt und im Andante sich fortsetzend durch „neue Kraft fühlend“. Schlicht, ohne Pathos und gleichzeitig berührend spielten es die Auryns.
Tiefenlotung bei Schubert in „Der Tod und das Mädchen“. Große Spannung in den Gegensätzen von verängstigtem Bangen und finsterer Bedrohung, zwischen Zartheit und angstvollem Kämpfen gegen die Unausweichlichkeit. Nicht dick aufgetragen wurde musiziert, sondern musikalisch sensibel erfühlt, mit Lust am Klingen, dabei weniger romantisch als kraftvoll in der Aussage.
Der Begeisterung der Zuhörer wurde als klangedle Zugabe der Cantabile-Satz aus dem Dissonanzen-Quartett von Mozart geschenkt.