Was sagts zu meiner neichen Schaln?

ARGE / AUSTROFRED

23/04/12 Es kommen einem schon sehr tiefe Gedanken in der Gesellschaft vom Austrofred. Etwa über die geplatzte Seitennaht im Glitzer-Body am Freddie-Body. So etwa sechs Zentimeter dürften es schon gewesen sein am Freitag (20.4.) in der ARGE. Da hat er Publikumshände ineinander gelegt und den Menschen gerührt gedankt. Dafür, dass sie ihm zeigen, dass der Austrofred noch nicht zum alten Eisen gehört. Da war er einem ganz nah.

Von Heidemarie Klabacher

Aus dem Klassikbereich kennt man das ja nicht so. Doubles, Impersonaters oder Tribute Bands. Wenn sich jemand als Christian Gerhaher verkleiden und den „Lindenbaum“ singen würde, würde der Künstler vielleicht vor lauter Schreck seine Karriere beenden, Gerhaher sich eventuell in seinem Persönlichkeits-, aber Schubert sicher nicht in seinem Urheberrecht verletzt fühlen. Sorry, aber heute ist "Tag des Buches und des Urheberrechtes". Und da muss man schon fragen dürfen. Warum die das dürfen, nämlich. Wo doch Musik „runterladen“ demnächst mit Kerker bestraft wird. Aber abkupfern darf man? Sogar zu kommerziellen Zwecken? Quer durch die Rock- und Pop-Geschichte? Und wie ist das mit Freddie Mercury. Mit Queen. Mit Ma-ma-ma-Märchenprinz und Fürstenfeld?

Und wie ist das mit Austrofred selbst?

Wenn er – im brustwarzenfreien Harlekin-Kostüm als Freddie Mercury verkleidet - sich einem als Austrofred verkleideten Fan im gelben Jopperl gegenübersieht. Wie viele Identitäten verkraftet der Mensch, der Künstler? Der sensible Künstler, der seinem Salzburger Publikum zu Tränen gerührt dankt - für die Comeback-Chance und das Lichtermeer (ein paar Leute hatten ihr Feuerzeug und die letzten Spritzkerzen von Weihnachten dabei): In solchen Augenblicken ist er hinreißend, Austrofred, wenn er sein Publikum verarscht und Emotionen beschwört, die nie da waren. Genau wie die in den gefakten Versöhnungs-Reality-Talkshows im Frühstücksfernsehen. Ein Großer allein. Ein Mensch, der nur die Menschen um sich und die Sterne über sich wahrnimmt.

Band oder Backgroundchor hatte er ja nicht dabei, bei seinem Tourneestopp im schönen Salzburg. Ob - Stichwort geplatzte Naht - ein Schneidermeister backstage (wo er sein Bier hat und sein Kanapee) auf den Austrofred wartet? Vielleicht hat ja der „Facility-Manager“, der am Schluss die Schischuhe, für „Schifoan“, sehr richtig, daherbringt, auch Nadel und Faden eingesteckt.

Der Lichtmeister ist jedenfalls dabei. Heißt das Ganze doch „Fire, Light & Austrofred“. "Was für einen atemberaubenden amount an light equipment man eigentlich braucht, damit man eine so tolle Liacht- und Laser-Experience auf die Bühne stellen kann“, das erzählt Austrofred leider nicht live in der Show (da ist das Zeugs ja aufgehängt und würde blenden), sondern im "Making of Fire, Light & Austrofred" auf seiner website. Diese ist überhaupt zu empfehlen.

Das Publikum war begeistert, gegen Schluss fast animiert. Austrofred will ja nicht nur das primitive Publikum ansprechen („Obwohl ein Teil davon da ist“). Und so konnte er auch ein anspruchsvolles „experimental setting“ zur Diskussion stellen: Stell dir vor, ein Unbekleideter betritt ein Kaffeehaus… Man kennt den Text, die Musik und das was Autrofred daraus macht. Vom Licht, der hübschen Lichtorgel und den netten kleinen Strahlenkränzen, in deren Zentrum Austrofred sich zu positionieren wusste, war man auch angetan.

Als Klassikhörer schätzte man besonders die Pünktlichkeit des Konzertbeginns. Austrofred ist ja ganz stark dieser Meinung, dass Konzerte zum angekündigten Zeitpunkt beginnen sollen. Punkt 21.15 war es auch schon so weit. Und das "Lettering" (der viertelmannhohe Schriftzug AUSTROFRED) hat diesmal auch auf die Bühne gepasst.

„Fire, Light & Austrofred“ - die nächsten Stationen www.austrofred.at
Bild: Ingo Pertramer /www.austrofred.at