Musik in der Luft

JAZZHERBST / HUGH MASEKELA SEXTETT

31/10/11 Der zweite Jazzherbst-Abend in der Großen Universitätsaula bescherte Samstag (29. 11.) die begeisternde Begegnung mit Trompeter Hugh Maropolo Masekela, einem musikalischen Botschafter Südafrikas.

Von Horst Reischenböck

Ein paar balladenhafte Takte zu Beginn, intoniert von Keyboarder Randal Skippers, der wie der Gitarristen und Sänger John Cameron Ward aus Kapstadt stammt. Ihnen assistierten die Landsleute Abednigo Sibongiseni „Fana“ Zulu am E-Bass und Drummer Lee-Roy Sauls sowie der Percussionist Francis Manneh Fuster aus Sierra Leone.

Dann übernahm freilich gleich der aus dem rund 160 km von Johannesburg entfernten Witbank gebürtige Hugh Masekela mit seinem Flügelhorn das Kommando, vorerst einmal lyrisch darüber verströmend. 72 Jahre ist er jung, voll kraftvoll überbordender tänzerischer Vitalität, spitzig virtuos. Jede Faser seines Körpers scheint zu pulsieren. Seine gelegentlich auch rauchige Stimme ist ausdrucksstark über mehrere Oktaven hinweg. Mit ihr beschwört er eindrucksvoll „Musik in der Luft“ und gemahnt damit auch an Luis Armstrong. Dieser adelte den noch nicht 20jährigen Masekela einst, indem er ihm eine Trompete schenkte.

Der Abend war nicht zuletzt bestimmt durch eine sich steigernde Mischung elektrisierender afrikanischer Rhythmen, die Masekelas Musizieren seit den Tagen früheren politischen Exils in Guinea, Liberia, Ghana und Botswana prägen. So wie auch die Zusammenarbeit mit Dollar Brand, der sich mittlerweile Abdullah Ibrahim nennt. Mit dem nigerianischen Afrobeat Master Fela Kuti, der, wie Masekelas Gattin Miriam Makeba, auch schon in Salzburg gastierte. Oder Dizzy Gillespie, der ihn wiederum mit Miles Davis bekannt machte.

Der diesjährige Jazzherbst steht unter dem Titel „The Storytellers“. Als solch ein Geschichtenerzähler klammerte Masekela auch die Problematik seiner Heimat nicht aus: in einer ausgedehnten Nummer über jene Züge, die von überall her, auch aus Zentralafrika wie Mozambique oder Angola, Leute nach Johannesburg karrten. Sie kamen in der Hoffnung auf Arbeit, endeten aber ausgebeutet in den Kohlebergwerken.

Hugh Masekela ist aber auch mit hintersinnigem Humor gesegnet. Stellte er doch fest, er sei eigentlich in Salzburg geboren. Als Kind an der Böschung der Salzach sitzend, habe ihn ein Unwetter hinweggespült. Flussabwärts, durchs Mittelmeer, den Suezkanal hindurch, in den Indischen Ozean, an einen schmutzigen Strand, der ihn dann sein blondes Haar gekostet habe. In Wirklichkeit heiße er nämlich „Wolf Schmidt, schwarzer Neger“.

Nicht lange, dann hatte Hugh Masekela die Zuhörer – „Seid ihr aus Soweto?“ – ganz aus ihrer Zurückhaltung gelockt. Zuletzt bebte der Boden unter den mittanzenden Füßen aller, die dann lange Standing Ovations spendeten und nicht glauben wollten, dass nach knapp zwei Stunden doch leider schon Schluss war.

Bild: www.salzburgerjazzherbst.at