Katapult in Mahlers "Fünfte"

UNI MOZARTEUM / HOCHSCHULORCHESTER KÖLN

16/05/11 Der  Sonntag (15. 5.) war ein guter für Gustav Mahlers "Fünfte". Am Morgen durfte man im Fernsehen (SWR) Altmeister Michael Gielen damit erleben. Abends dann live im Großen Studio mit dem zum ersten Mal in Salzburg gastierenden Sinfonieorchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

Von Horst Reischenböck

Stephan E. Wehr war Schüler von Gielen, als dieser die Dirigentenklasse an der Universität Mozarteum leitete. Wehr machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: Zügig, um nicht zusagen stürmisch, katapultierte er seine jungen Mitstreiter nach dem Trompetenruf des Marcia funebre schon hier, noch mehr aber mit der geforderten größten Vehemenz durch den damit verknüpften zweiten Abschnitt. Das Orchester schöpft aus vollem instrumentalen Können, obwohl diese Wiedergabe nicht in allen, vor allem solistischen Details restlos perfekt ausmodelliert war - aber das ist einem Studentenorchester natürlich nicht anzukreiden. Mahlers "Fünfte" ist fordernd!

Wär’s beispielsweise nicht bloß ein vollkommen ausreichendes Kontrabassquartett links außen gewesen: Es wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Wuchtig, dynamisch, vielleicht auch als unbewusst temperamentvolle Flucht nach vorne. Denn, subjektiv so empfunden, war’s vielleicht die bislang zeitlich geraffteste Aufführung des Riesenwerks, das Wehr mit einfachen, aber absolut nachdrücklichen Gesten zu entsprechender Wirkung formte.

Großartig in Summe die Hörnertruppe mit ihrem fulminant auf- und ausspielenden Solisten im Scherzo, dessen in den Trioeinschüben fratzenhafter Hohn auch selten so vor Ohren geführt wird. Dazu als Kontrast der zarte Schmelz der Streicher im Adagietto, das, gleichsam ätherisch verhauchend, dann nahtlos in das Ganze positiv beendende Rondo führte. Alle Achtung!

Dennis Russel Davies wird übrigens im Oktober mit dem Sinfonieorchester der Universität Mozarteum Mahlers „Tragische“ Sinfonie Nr. 6 erarbeiten.

Vor der Pause widmeten sich die Gäste aus Nordrhein-Westfalen in zahlenmäßig reduzierter Besetzung Joseph Haydn, assistierten in dessen berühmtem  Cellokonzert in D, Hob. VIIb:2 ihrem Kommilitonen Adam Krzeszowiec aufmerksam und subtil. Ruhig, eben moderato, stieg der junge Pole in den Kopfsatz. Als Stipendiat hat er sich u. a. bereits in Meisterkursen bei Vorbildern wie David Geringas, Maria Kliegel, Heinrich Schiff und Pieter Wispelwey entsprechend Schliff geholt. Geradezu sonor verströmte er im Adagio aufblühend die Klangfülle seines Galliano-Instruments und animierte nach dem genauso technisch brillant ausgespielten Finale sowohl Begleitung wie Auditorium zu begeistertem Applaus.

Bild: www.orchesterakademie-nrw.de