Ein bunter Roter Salon

ARGE / ROTER SALON

28/03/11 Der Rote Salon am Freitag (25. 3.) ließ keine Wünsche offen: Martin Klein und Sir Tralala bewiesen unprätentiös und charmant, dass auch Österreich beachtliche Singer/Songwriter-Talente vorzuweisen hat.

Von Nina Ainz

Den Abend eröffnete Peter Piek aus Leipzig. Piek, der sich auch als Maler und Autor betätigt, schreibt melodiöse Popsongs, die er abwechselnd auf seiner Akustikgitarre und am Klavier vorträgt. Leider verfliegt die anfängliche Freude an seinen eingängigen, gefälligen Melodien, sobald man die Aufmerksamkeit auf die Texte lenkt. Mit Plattitüden und abgedroschenen Lebensweisheiten („It’s life that makes us confused“) spart Peter Piek nämlich nicht.

Ganz und gar nicht abgedroschen sind die Songtexte von Martin Klein, der im Salon die schwierige Aufgabe des Mittelspielers hervorragend meisterte. Ohne große Worte setzt er sich ans Klavier und schüttelt eine Songperle nach der anderen aus dem Ärmel seiner ausgebeulten Trainingsjacke. Nach drei Liedern schließlich wendet er sich zum ersten Mal an sein Publikum und bedankt sich für die scheinbar ungewöhnlich große Aufmerksamkeit: Für einen Casinopianisten sei die alles andere als selbstverständlich. Als er dann auch noch hinzufügt, die Lieder kämen „tief aus seinem Herzen“, ist man nicht einmal peinlich berührt: Martin Klein nimmt man das einfach ab.

Thema von seinen Texten ist häufig das Motiv der Flucht aus dem Alltag, wie in „Träum“ und „Lisa“. Das mitreißende „Don’t Let It Bring You Down“ stellt eine willkommene Abwechslung inmitten der Balladen dar, die Klein mit Inbrunst spielt. Derzeit arbeitet Martin Klein an seinem zweiten Album. Der Vorgeschmack, den er bei den Besuchern der ARGE hinterließ, lässt auf eine baldige Fertigstellung hoffen.

Sir Tralala (hinter diesem Pseudonym verbirgt sich der in Kärnten aufgewachsene und mittlerweile in Wien lebende Lebenskünstler David Hebenstreit) brachte seine Band The Golden Glanders in den Salon mit. Gutgelaunt stellte der kindlich-charmante Sir sein zweites Album Escaping Dystopia vor. Was auf den ersten Blick wie eine kunterbunt zusammengewürfelte Mischung unzusammenhängender Lieder wirkt, hat tatsächlich ein Konzept, ganz dem Albumtitel gemäß: Bei Escaping Dystopia handelt es sich um eine Reise vom Chaos zur inneren Ruhe.

Zwischen Herumalbern und Geschichtenerzählen findet der angenehm geschwätzige Sir auch Zeit, sein psychedelisches Liedgut zum Besten zu geben. Die aufgebaute Spannung wird immer wieder von lauten Noisegewittern abgelöst, eine Kunst, die The Golden Glanders besonders gut beherrschen. Schlagzeuger Peter Seher wirft sich voll ins Zeug, während Bassist John Norman, der extra für das Konzert in Salzburg einen Pullunder angezogen hat, durch stoische Ruhe glänzt. Als Zugabe gibt es eine wunderbare Coverversion von Lou Reeds „Perfect Day“ – ein angemessenes Ende für einen fast perfekten Roten Salon!

Bild: ARGE/David Murobi