asdf
 

Mozart daheim auf Arbeitsurlaub

MOZARTS WOHNHAUS / SONDERAUSSTELLUNG

06/06/25 Was war vor genau 250 Jahren in Salzburg los? Mozart, gerade 19 Jahre alt, war zwischen seinen Reisen kurz mal daheim. Und er hat komponiert auf Teufel-komm-raus. Darum geht es in der sommerlichen Sonderausstellung in Mozarts Wohnhaus: Mozart 1775 – Der größte Komponist.

Von Reinhard Kriechbaum

Hat der weitgereiste junge Mozart Salzburg als „provinziell“ erlebt? Ulrich Leisinger von der Stiftung Mozarteum rückt die Dinge mit einer Milchmädchenrechnung zurecht. Die Stadt hatte damals 16.000 Einwohner, also ungefähr 8.000 Männer. Zählt man Kinder und gebrechliche Leute weg, bleiben viertausend arbeitsfähige Männer – Erzbischof Colloredo beschäftigte rund hundert Musiker in seiner Hofkapelle. Statistisch gesehen war damals jeder vierzigste männliche Salzburger Berufsmusiker. Ein solches Umfeld muss man erst mal finden als Jung-Komponist.

„Mozart ... muss einer der größten musikalischen Komponisten werden, die jemals gelebt haben“, urteilte der Musikschriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart nach der Uraufführung von La finta giardiniera, eben 1775. Daher also der Titel der kleinen Ausstellung, die vor allem Erstdrucke von Werken zeigt, die in diesem Jahr entstanden sind. Gedruckt allesamt nach Mozarts Tod. Jener von Il re pastore gar erst 1856, zu Mozarts hundertstem Geburtstag. Natürlich sind auch ein paar Notenhandschriften und Briefe zu sehen, auch ein schönes Modell vom ehemaligen Hannibalplatz (jetzt Makartplatz). Im Haus wohnten die Mozarts seit 1773.

Il re pastore wurde 1775 anlässlich des Besuchs des Habsburger-Erzherzogs Maximilian Franz bei Erzbischof Colloredo uraufgeführt. Eine zweite Opernuraufführung (eigentlich „Serenata“) steuerte der Hofkapellmeister Domenico Fischietti bei. „Vorverlegte Pfingstfestspiele“, nennt der Musikwissenschafter Ulrich Leisinger diesen Anlass.

Was alles hat Mozart in dem Jahr geschrieben? Die fünf Violinkonzerte sind vielleicht die bedeutendsten Kompositionen, also wird logischerweise Mozarts Costa-Geige gezeigt. Die Messe D-Dur KV 194 steht für ein reichhaltiges kirchenmusikalisches Schaffen damals, mit Vespern, Litaneien und dergleichen. Diese Messe wurde als erste seiner Kirchenmusik-Kompositionen überhaupt gedruckt.

Viel Arbeit also für Mozart 1775. Familiäre „Schmanklerln“ wissen wir aus der Zeit eher nicht, weil Briefe haben die Mozarts einander ja nur geschrieben, wenn sie auf Reisen waren. Maria Anna Mozart hat immerhin Tagebuch geführt, und das besitzt die Stiftung. Nannerl berichtet von einem Konzert, und Wolfgang hat, den erwähnten Geiger betreffend, ins Tagebuch seiner Schwester gekritzelt: „Ein erschröcklicher Esel.“

Das berühmte Lied Das Veilchen hat Mozart zwar erst 1785 in Wien geschrieben, aber der Text weist aufs Jahr 1775 zurück. Damals wurde Goethes Erwin und Elmire uraufgeführt, aus dem die Verse stammen. Ein schöner Bezug zwischen Veilchen und Salzburg: Mozarts Handschrift (in der Ausstellung im Faksimile gezeigt) war im Besitz von Stefan Zweig. Er bewahrte sie im Paschinger Schlössl auf dem Kapuzinerberg auf. Die Stiftung hätte damals gerne Fotos gemacht davon, und Zweig hat das auch zugesichert – aber es kam nicht mehr dazu, denn der Schriftsteller musste seine Schätze eiligst vor den Nazis in Sicherheit bringen.

Mozart 1775 – Der größte Komponist. Bis 19. Oktober in Mozarts Wohnhaus – mozarteum.at
Bilder. ISM (1); dpk-krie (2)

 

 

 

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014