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Wunderkinder unter sich

KULTURVEREINIGUNG / RESIDENTIE ORKEST DEN HAAG

15/05/25 Ruth Reinhardt leitet das dreitägige Gastspiel des Residentie Orkes Den Haag mit der Pianistin Isatah Kanneh-Mason im Großen Festspielhaus. Für beide Künstlerinnen war der Auftakt zum Salzburg-Debüt am Mittwoch (14.5.) ein bejubelter Erfolg.

Von Horst Reischenböck

Sie eröffneten ihr Programm mit Felix Mendelssohn Bartholdys Märchen von der schönen Melusine. Das darin die Nixe charakterisierende Wellen-Thema kupferte der Mendelssohn nicht sonderlich zugetane Richard Wagner für seinen Ring-Zyklus ab. Ruth Reinhardt aus Saarbrücken, mit dem Orchester als Gast vertraut, fand über den auch in Salzburg durch seine Tätigkeit vor dem Mozarteumorchester bekannten Constantin Trinks ihren Weg zum Taktstock. Zärtlich ließ sie eingangs die Klarinetten aufblühen, ehe sie sich voller Energie hingebungsvoll und spannungsgeladen dem ausweglos tragischen Kampf samt melancholischem Ende widmete.

Danach führte das Programm zu dem aus der heutigen Ukraine gebürtigen Sergej Prokofjew. Was wäre Russland wohl ohne das künstlerische Potential des derzeitigen Kriegsgebietes? Virtuos seine klassizistischen Anspielungen. Auch mit diesen brillierte die britische Pianistin Isata Kanneh-Mason am Steinwway mit quick hämmernden Finger.

Auch hier ein zunächst melancholisch ausgekosteter Einstieg durch den Klarinettisten, aus dem virtuose Läufe heraus perlen und geradewegs in typische grotesk-tänzerische Elemente des als Ballett-Komponist Berühmten führen. Toll, die von Kanneh-Mason exquisit artikulierte Gavotte am Beginn der Variationen, die sich trotz ihrer Andantino-Vorschrift einem langsamen Mittelsatz mehrheitlich entgegenstellen. Die stürmisch-bewegten Klängen des Finales unterbrach die Klavier-Virtuosin nur kurz durch den Fluss einer schwelgerisch dahin strömenden Melodie. Der russische Lyriker Balmont drückte es am Beginn eines Sonetts über dieses Werk so aus: „Musik und Jugend in herrlicher Blüte, zischende Gischt einer wirbelnden Flut ...“ Dem setzte die Solistin mit einem dreiteiligen Prokofjew-Prélude dann noch eins drauf.

Eine der romantischsten Tonschöpfungen ist Robert Schumanns Vierte, die Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120. Für Dirigentin Reinhardt nochmals Gelegenheit, mit präzise kontrolliertem Einsatz alle im Klangkörper schlummernden Ressourcen zu fordern – und nach begeistertem Zuspruch durch das Publikum dieses mit einer Orchester-Version von Schumanns Nachtlied op. 85/12 zu entlassen.

Weitere Termine heute Donnerstag (15.5.) und morgen Freitag (16.5.) im Großen Festspielhaus – www.kulturvereinigung.com
Bilder: SKV / ebihara photography

 

 

 

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