Allwo dort die schönen Trompeten blasen
HINTERGRUND / MILITÄRMUSIKFESTIVAL
07/05/25 Auf der Website des Bundesheeres wird die Militärmusik unter der Rubrik „Waffengattungen“ geführt. Ganz so martialisch ist der Umgang mit den Instrumenten freilich nicht. Aus der Musikkultur und -ausbildung des Landes ist gefährlich sind die neun Militärmusikkapellen nicht wegzudenken.
Von Reinhard Kriechbaum
Über sechshundert Musikerinnen und Musiker aus dem In- und Ausland werden beim Militärmusik-Festival in der Salzburgarena erwartet. Und bei jeder der Veranstaltungen – bei der Generalprobe heute Mittwoch (7.5.) und bei der Aufführung morgen Donnerstag (8.5.) jeweils viertausend Zuhörer.
2015, also vor zehn Jahren, hat es kurzzeitig so ausgesehen, als ob man beim Bundesheer den Sparstift nicht nur beim Material, sondern auch bei der Musik ansetzte. Die Auflösung der Militärmusikkapellen stand im Raum, und das hat keineswegs nur die Freunde der Marschmusik vor den Kopf gestoßen. Die Militärmusik gilt ja als inoffizielle Hochleistungs-Ausbildungsstätte.
Seit der Aufstellung der Militärmusiken der Zweiten Republik in den Jahren 1956 und 1957 haben an die 20.000 Musiker ihren Dienst bei der Militärmusik abgeleistet. Davon schlugen weit über vierhundert die Laufbahn als hauptberufliche Orchestermusiker ein, über fünfhundert wurden Musiklehrer, und über achthundert übernahmen die Leitung von zivilen Blasmusik-Kapellen. Nicht weniger als 14.000 ehemalige Militärmusiker wirken in österreichischen Blasmusik-Kapellen mit und tragen dort maßgeblich zur Erhaltung und Steigerung des musikalischen Niveaus bei.
„Die Jugendlichen erfahren durch den Dienst in einer Militärmusik das umfangreiche Repertoire mit einer guten Interpretation der traditionellen österreichischen Musik. Sie erlernen Showmarschieren und zeremonielle Abläufe, für die es keine andere Schule gibt.“ Das hat die Blasmusikjugend 2015 in einer Presseaussendung festgehalten. Die Diskussion war dann ohnedies rasch vom Tisch. Wenn die Musikausbildung auch nicht „Kerngeschäft“ des Bundesheeres ist – es wäre doch ein enormes Vakuum entstanden. Aber unterdessen redet ohnedies niemand mehr von Einsparungen beim Heer, auch nicht bei der Musik. Davon wird man sich beim Militärmusik-Festival in der Salzburgarena ein Bild machen können. Eine solche musikalische Leistungs- und Werbeschau gibt es jedes Jahr, 2018 das letzte Mal in Salzburg, im Vorjahr in Grafenegg.
Neun Militärmusikkapellen gibt es in Österreich, derzeit 278 Militärmusiker. Zehn Offiziere und 143 Musikunteroffiziere (schöne Titel gibt’s!) geben den Ton an. Insgesamt sind also 431 Musikerinnen und Musiker beim Bundesheer im Einsatz. Die Durchschnittsgröße der Kapellen liegt bei 46 Spielern, nur die Gardemusik in Wien hat deren 63. „Im Schnitt absolvieren alle Kapellen der Militärmusik zusammen mehr als dreißig Auftritte pro Woche“, heißt es.
Jedes Jahr bewerben sich mehr als dreihundert junge Musiker und Musikerinnen österreichweit bei der Militärmusik und spielen beim Militärkapellmeister vor. Die Anzahl der Personen, die zum Einrückungstermin den Dienst antreten (sechs Monate Grundwehrdienst plus sieben Monate auf Zeit), variiert je nach Bedarf. Ausgewählt werden sowohl Grundwehrdiener wie auch freiwillige Personen. Wenn also zwei schmucke Soldatinnen auf dem Plakat des diesjährigen Plakat des Militärmusik-Festivals werben, sind das keineswegs bloß Vorzeige- oder Quotenfrauen.
Auch auf der Heeres-Website selbst wirbt man mit den Optionen fürs spätere zivile Musikleben: „Die Militärmusik bietet jungen Musikern die Chance, sich ein breites und praxisorientiertes Wissen im Bereich der Blasmusik anzueignen. Unter dem Motto 'Voneinander Lernen' wird der Grundstein für beispielsweise die Übernahme einer Führungsaufgabe in einem Musikverein oder eine Karriere als Berufsmusiker gelegt.“
Aus gutem Grund werden also nicht nur acht der neun österreichischen Militärmusikkapellen und zwei Gastensembles aus Tschechien und Ungarn in Salzburg aufspielen, sondern auch eine Auswahl von 46 Musikerinnen und Musikern von 35 verschiedenen Kapellen aus Stadt und Land Salzburg. Diese Gruppe unter Landesstabführer Rupert Steiner hat eine achtminütige Show vorbereitet, bei der sie immer in Bewegung und eine Uraufführung angesagt ist: Vivat Juvavum von Gerhard Kofler. Auch ein Chor vom Musischen Gymnasium wirkt mit.
Der Titel dieser Geschichte ist die vorletzte Textzeile in einem Wunderhorn-Lied von Gustav Mahler. Da geht’s um ein Schäferstündchen und ein Eheversprechen. Der Bursche zieht freilich „in Krieg auf grüner Heid“- „allwo dort die schönen Trompeten blasen / da ist mein Haus, von grünem Rasen“, endet die Sache wenig Optimismus versprühend.
Militärmusik-Festival in der Salzburg Arena. Generalprobe Mittwoch (7.5.), Konzert Donnerstag (8.5.), jeweils 19 Uhr. Die (kostenlose) Eintrittskarte gilt am Veranstaltungstag auch als Fahrkarte für den O-Bus – musik.bundesheer.at
Übertragung am 24. Mai, ORF2 – tv.orf.at
Bilder: www.bundesheer.at