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Piccolo, Triangel und Tamburino Grande

MOZARTEUMORCHESTER / GONZÁLEZ-MONJAS

04/04/25 Zur Zeit der Klassik war die Türkengefahr vom potentiellen Schlachtfeld in den Konzertsaal gewandert, hinein in Werke von Mozart und Haydn, ja bis ins Finale von Beethovens Neunter. Das Mozarteumorchester begab sich auf Spurendsuche und bot erhellende Unterhaltung. Chefdirigent Roberto Gonzáles-Monjas brillierte auch als Violinsolist.

Von Horst Reischenböck                                                                                 

Den schellenklingenden Anfang machte die pulsierenden Ouvertüre zum Singspiel Die Entführung aus dem Serail mit einem von anderer (als Mozarts Hand) hinzugefügtem Konzertschluss. Sie erinnert in den spritzig differenzierten Eckteilen klanglich an die damals noch nicht lange zurückliegenden Schrecken der Belagerung Wiens durch die im ungarischen Eger ausgebildeten Horden an Janitscharen. Auch wenn’s mit deren Musik wenig gemein hat.

Einen Akzent seiner Tätigkeit als Chefdirigent des Mozarteumorchesters legt Roberto Gonzáles-Monjas mit der Präsentation seines Könnens als geigender Primus inter pares, so als Solist in Wolfgang Amadé Mozarts Violinkonzerten (deren Einspielungen auch auf CD erscheinen werden). Diese standen schon bisher auf dem Programmen, den Abschluss bildete beim jüngsten Donnerstagskonzert  (3.4.) im Großen Saal des Mozarteums das Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 aus dem Jahr 1775.

Nicht nur vom Konzept her war’s ein gedanklich bekrönender Ausklang. Salzburg war damals eigentlich weit weg vom Schuss. Eklatant ist der konzeptionelle Fortschritt bei Mozart binnen eines Jahres bei diesen Werken, mit denen er sich als virtuoser Konzertmeister präsentiert hat. Das zeigt im fünften Violinkonzert (mit Streichern, Oboen und Hörnern bereits größer besetzt) etwa der von Roberto Gonzáles-Monjas fast schon esoterisch zurück genomme Einstieg nach dem eröffnenden Orchestertutti ins Allegro aperto. Im kontrastreichen Mittelteil taucht der beliebte Alla Turca-Effekt auf. „Die türkischen Motive, natürlich aus der originalen Mikrotonalität oder Pentatonik in abendländische Harmonien übersetzt, hat Mozart des öfteren verwendet, insbesondere später auf der Opernbühne.“ Aufhorchen ließen auch die Moll-getrübten und orientalisch gefärbten harschen Einsprengsel im abschließenden Rondeau.

Im Auftrag seines Kollegen und Nachfolgers Antonio Brunetti ersetzte Mozart das Adagio durch einen schlichteren und von Flötenklängen bestimmten Satz: Dieses Adagio für Violine und Orchester E-Dur KV 261 aus 1756 wurde als gleichsam inkludierte Zugabe noch vor der Pause nachgereicht. Um beiden Sätzen wirklich gerecht zu werden, sollte das Konzert freilich einmal inklusive dieser Ergänzung geboten werden. Denn in Abständen und vom Tempo di Menuetto berückend unterbrochen lassen sich trotz betörend ausgespielt kantabler Melodien Vergleiche kaum fixieren.

Danach die Symphonie G-Dur Hob. I/100 Militär-Symphonie von Josef Haydn. Zwei ihrer dynamisch aufrüttelnden Sätze transferierten das türkische Kolorit klanglich ins größer besetzte Geschehen: Perfekt im alternatierenden wie zusammenklingenden Wechsel von satten Streichern und paarweisen Holzbläsern und Hörnern zum Klingen gebracht. Mit Trompetensignalen und aufrüttelndem Schlagwerk ein (ohne reale Gefahr im Nacken) geistreich unterhaltendes Tongemälde.

Bild: www.mozarteumorchester.at

 

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