Spannende Aufgipfelung mit Furiant

KULTURVEREINIGUNG / ANTWERP SYMPHONY / SUNG

14/11/24 „Die Königliche Philharmonie Flandern“ heißen jetzt einfach Antwerp Symphony Orchestra. Geleitet von der Dirigentin Shiyeon Sun begann am Mittwoch (13.11.) der dreitägige Zyklus im Großen Festspielhaus mit mit Liszt und Dvořák – getoppt durch die Pianistin Mariam Batsashvili.

Von Horst Reischenböck

Auf dem Programm standen Les Préludes und das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur von Franz Liszt sowie die Antonín Dvořáks böhmische Verbeugung vor Brahms, seine Symphonie Nr. 6 D-Dur. Der im heutigen Burgenland geborene Franz Liszt konnte nichts dafür, dass seine  Tondichtung Les Prèludes, weil im Zweiten Weltkrieg als Erkennungsmelodie zur Berichterstattung vom Russland-Feldzug missbraucht, lange Zeit ein eher unangenehmer Nachgeschmack anhaftete. Oder sollten diese „Vorspiele zur Melodie des Todes“ bewusst zur Vorahnung dienen? Das Antwerp Symphony Orchestra mobilisierte jedenfalls unter der präzisen und nachdrücklichen Stabführung der süd-koreanischen Dirigentin Shiyeon Sung zum Auftakt ein sattgetöntes klangprächtiges Fresko durch alle unterschiedlichen Stimmungen dieses wirkungsvollen Einsätzers, mit dessen Konzept Liszt ein neues kompositorisches Genre aufschlug.

Danach widmeten sie die Künstlerinnen und Künstler – abgesehen von einer überlangen Generalpause im ansonsten wirkungsvoll eröffnenden Allegro maestoso – genauso hingebungsvoll Liszts Klavierkonzert Es-Dur in seiner gebräuchlich dritten Version: Detailliert, beredt und perfekt übereinstimmend war der Dialog mit der – durch den Sieg beim Franz Liszt Klavierwettbewerb in Utrecht schon vor zehn Jahren geadelten – Pianistin Mariam Batsashvili aus Tiflis am Steinway.

Nach beherztem Einstieg versenkte sie sich lyrisch stimmungsvoll ins Adagio an zweiter Stelle und wetteiferte anschließend im nahtlos folgenden glitzernen Scherzo mit dem Triangel, ehe sie das zum Abschluss das finale Allegro marciale animato wirkungsvoll auftürmte. Als Nachschlag drehte sie den Kraftakt schelmisch aufheiternd mit Rossinis wirkungsvoller Petite Caprice im Style Offenbach geläufiger als Respighis Arrangement zum Ballett Le Boutique fantasque.         

Nach der Pause begeisterte dann der engagierte Einsatz aller Beteiligten fürAntonin Dvořàks leider viel zu selten programmierte Symphonie Nr. 6 D-Dur. Prächtig wurde sein darin typisch böhmisches Musikantentum ausgebreitet, mit dem zärtlichen Auftakt der Holzbläser ins Allegro non tanto, das sich langsam aufgipfelte, gefolgt von der Kantilene des Adagio. Überwältigend danach Shiyeon Sungs lodernder Sog im selten so tatsächlich einem Furiant entsprechenden Presto des Scherzo, sowie die Art, wie sie zuletzt das Blech Allegro con spirito sich steigern hieß. Engelbert Humperdincks aus der Oper Hänsel und Gretel stammender Abendsegen entließ dann  passend in die ersten Schneeflocken draußen vor der Tür.

Heute Donnerstag (14.11.) erklingt, gespielt von der Geigerin Bomsori Kim, das Violinkonzert von Max Bruch, morgen Freitag (15.11.) folgt u.a. Tschaikowskis Symphonie Nr. 5 e-Moll – www.kulturvereinigung.com
Bilder: KVS