Lust auf Italien-Urlaub

MOZARTEUMORCHESTER / LUIGI PIOVANO

17/03/23 Was ist der Österreicher bevorzugtes Reiseziel? Richtig: Italien. Mit einem darauf ausgerichteten Programm begeisterte das Mozarteumorchester unter dem Gastdirigenten Luigi Piovano in seinem vierten Donnerstagkonzert (16.3.). Mit auf der Reise: der Klarinettist Bernhard Mitmesser.

Von Horst Reischenböck

Was verbindet Altmeister Igor Strawinsky mit dem südlich von uns gelegenen „Stiefel“, abgesehen davon, dass er auf der venezianischen Friedhofsinsel St. Michele beigesetzt wurde (wie übrigens auch der Salzburger Physiker Christian Doppler)? Nun, seine Ballettmusik zu Pulcinella, bei deren Erstellung er freilich gewiss noch nicht an seine letzte Ruhestätte dachte. „Komposition“ ist vielleicht in dem Zusammenhang doch etwas zu viel gesagt, handelt es sich doch um Musik barocker italienischer Vorläufer, der Strawinsky genial nur eine verfremdende Instrumentation verpasste.

Es ist sozusagen Musik über Musik, gekonnt, amüsant, frech, mit der Strawinsky die Erwartungshaltung nach dem Skandal des Sacre gekonnt ad absurdum führte. Eine tönende Übermalung, zu einer Suite zusammengefasst und, wohl aus Tantiemen-Gründen, Jahrzehnte später nochmals überarbeitet. In dieser Zweitversion durfte sich das Mozarteumorchester nach Herzenslust tummeln und austoben, unter der präzisen Anleitung von Luigi Piovano, der schon bei den Festspielen gastierte. Delikat die perfekt aufeinander eingestimmten Holzbläser, das „höhnische“ Blech oder die Interaktion von Konzertmeister und Erstem Cellisten.

Nach dieser halben Stunde fröhlichen Treibens rund um das aus Neapel stammende „kleine Küken“ (so die Übersetzung von Pulcinella) der Commedia dell’arte wartete das Programm mit einem weiteren Gustostückerl, diesmal eindeutig italienischer Provenzienz, auf. Gioacchino Rossinis Urheberschaft für Introduktion, Thema und Variationen B-Dur für Klarinette und Orchester steht zwar nicht eindeutig fest, die Vorlagen allerdings stammen von ihm.

Nach der herrischen Tutti-Einleitung verströmte sich Solist Bernhard Mitmesser vorerst kantabel und voll süßem Ausdruck, ehe er sich in die tempo-mäßig immer mehr steigernden Veränderungen der Arie hineinwarf, die sich nur selten geringfügig lockern und zuletzt das volle Register seines Instruments bis in höchste Gefilde fordern. Gratulation dem Mozarteumorchester zu solch einem Könner in eigenen Reihen!

Als Zugabe setzte Bernhard Mitmesser mit der Flötistin Barbara Chemelli im spieltechnisch Aberwitziges fordernden Duo The Chase von dem Basler Komponisten Olivier Truan noch eins drauf. Die Begeisterung war groß.

Felix Mendelssohn Bartholdys Italienische bildete im übergeordneten Zusammenhang nach der Pause den logischen Abschluss. Federnd, voller Freude als Reisender in Erwartung der bevorstehenden Eindrücke ging’s vollmundig durch den Kopfsatz. Darauf folgt – so könnte man's lesen – die gedankliche Ernüchterung im melancholischen Andante und Con moto moderato, wohl auch Ausdruck von Sehnsucht nach zu Hause. Begegnete Mendelssohn vielleicht in Italien zu vielen Landsleuten, die er nicht erwartet hatte? Dergleichen unerwartete Begegnungen soll’s ja heutzutage auch noch geben...

Solche Gedanken abzustreifen, passt darauf dann auch das mürrische und eigentlich allein wirklich italienisch inspirierte Saltarello-Finale. Mit diesem zündend mitreißend gespielten und entsprechend bejubelten Ausklang schloss sich auch der Bogen von und nach Neapel.

Bilder: Cavartists/Foto di Musacchio_lanniello (1); Mozarteumorchester (2)