In kaum einem anderen Land ist Mozart ein häufigerer Name als in Brasilien“, erklärt dazu Fernando Araujo, Lehrender im Opern-Department der Universität Mozarteum. Am 2. September 1822, also vor zweihundert Jahren, ist Brasilien unabhängig geworden. Diesem Anlass widmet die Universität Mozarteum am kommenden Sonntag (28.8.) eine Soirée. Fernando Araujo hat das Programm konzipiert.
Da wird zum Beispiel die hoch virtuose Grande Fantaisie Triomphale sur l´Hymne Nationale Brasilien von Louis Moreau Gottschalk (1829-1869) zu hören sein. Der wurde zwar in den USA geboren und in Paris zum Pianisten-Virtuosen und Schöpfer leicht anrüchiger Salonmusiken. Aber er verbrachte gut ein Drittel seines kurzen Lebens in Brasilien (als Emigrant nach einer Liebesaffäre, die Wellen schlug). In Brasilien hat er sehr genau hingehört auf allerlei Folklorismen verschiedener Ethnien, auf die spanische, lateinamerikanische und kreolische Musiktradition. So zeigen sich in manchen seiner Stücke Formen afroamerikanischer Tanzmusik, aus der sich später der Jazz entwickeln sollte. Auch der Ragtime-Rhythmus war Louis Moreau Gottschalk nicht fremd.
Viele eigenwillige Geschichten könnte man erzählen anhand des Programms dieses Konzerts. Sogar solche mit Salzburg-Bezug. Es werden Ausschnitte aus Stefans Zweigs Land der Zukunft gelesen. Persönliche Tragik, dass der aus Salzburg vor den Nazis hierher geflohene Schriftsteller für sich eben keine Zukunft in Brasilien sah und aus dem Leben schied.
Eine Zukunft sah und fand der gebürtige Salzburger Sigismund von Neukomm (1778-1858). Der ist weit herumgekommen, nach St. Petersburg genau so wie nach Paris. Von 1816 bis 1821 war er Kapellmeister am brasilianischen Kaiserhof von Johann VI. in Rio de Janeiro. Sein Stück Amor Brasileiro wird am Sonntag zu hören sein. Sigismund von Neukomm war ein großer Mozart-Verehrer und impfte die Liebe zu diesem Komponisten wohl den Brasilianern ein.
Eine österreichische Erzherzogin, durch Heirat Kaiserin von Brasilien, spielte übrigens bei der Unabhängigkeitsbewegung des Landes eine entscheidende Rolle. Maria Leopoldine Josepha Caroline erkannte die Gefahr durch Konflikte innerhalb der Ethnien und Interessensgruppen, sie spielte als Vermittlerin und Friedensstifterin eine entscheidende Rolle. Auch aus ihren Briefen wird gelesen.