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Gute Bekannte aus Leipzig

SOMMERAKADEMIE / DOZENTENKONZERT MERLET

27/07/10 Sie waren einander sehr verbunden: Robert und Clara Schumann, Theodor Kirchner und Johannes Brahms. Ein beziehungsreiches Programm hat sich der Pianist Dominique Merlet am Montag (26.7.) im Solitär vorgenommen hat.

Von Karl Winkler

Der am wenigsten bekannte aus diesem Quartett ist Theodor Fürchtegott Kirchner (1823-1903). Schon in jungen Jahren studienhalber in Leipzig, lernte er Schumann und Mendelssohn kennen, der in nach Winterthur weiterempfahl. Anschließend war er in Zürich tätig und freundete sich dort mit Johannes Brahms an.

Seine Nachtbilder op.25, aus denen Dominique Merlet eine Auswahl bot, stellen eine Verbindung zwischen deutscher und französischer Romantik her. Sie sind in ihrer Melodik entfernt mit Schumann verwandt, und besinnliche oder sehnsuchtsvoll aufrauschende Momente sind ihnen nicht fremd, ebenso wenig aber auch eine Neigung zu bizarren Wendungen. "Sehr lebendig und charakteristisch" soll das erste Nachtbild dargestellt werden, und so eine Aufforderung lässt sich Merlet nicht entgehen. Sehr ruhig und konzentriert sitzt er am Flügel, aber was er aus diesem herausholt, ist in der Tat sehr lebendig, auch "sehr markiert", wie es zuvor schon Robert Schumann für seine Romanzen op.28 verlangt hatte.

Durch die Gleichberechtigung der mittleren und tiefen Lagen des Klaviers mit dem Diskant eignet Merlets Spiel eine dunkel getönte Klangfülle. Dabei erlaubt ihm seine Technik eine stets abrufbereite Gewandtheit, die er immer wieder einsetzt, ohne in unangemessenes Eilen zu geraten. In Schumanns "Faschingsschwank aus Wien" wagte er auch nachdenkliche Zurückhaltung.

Kirchners Präludien op.9 sind "Frau Clara Schumann gewidmet", deren Drei Romanzen op.21 ihrerseits Johannes Brahms. Kirchners Präludien, wieder in Auswahl präsentiert, wirkten fast wie Aphorismen – das erste, "Allegro energico ma non troppo", erhielt unter Merlets Händen geradezu Mendelssohnschen Schwung. Die an den Schluss gesetzten fünf Nummern aus Brahms' Klavierstücken op.76 hat der Pianist sehr gebunden dargestellt, ohne ihnen ihr kraftvolles Drängen vorzuenthalten, und bei aller Abrundung blieb ihre rhythmische Komplexität nicht verborgen.

Ein kurzer Blick hinaus in die Nacht – der Mond hatte sich hinter Wolken verborgen. Mit Debussys magisch glitzerndem "Clair de lune" holte ihn Merlet in den Solitär herein und entließ damit seine dankbaren Zuhörer.

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