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Verführerische Opulenz

CD-KRITIK / BLÄSERPHILHARMONIE / HANSJÖRG ANGERER

21/04/16 Wer an sinfonischer Blasmusik seine Freude hat, der kommt an den Spitzenmusikern um Mozarteum-Professor Hansjörg Angerer nicht vorbei. Die Anzahl der CDs ist mittlerweile Legende und wurde durch die Live-Aufnahmen der beiden jüngsten Neujahrskonzerte erneut aufgestockt.

Von Horst Reischenböck

Da das Original-Repertoire relativ beschränkt ist, liefert seit je her Albert Schwarzmann der Bläserphilharmonie der Universität Mozarteum die nötigen Bearbeitungen. An Ideen für übergreifende Themen herrscht offenkundig kein Mangel, was beispielsweise 2014 die „Musikalische Reise von Wien über Spanien nach Lateinamerika“ dokumentiert. Da dürfen natürlich „Altherren“ wie Franz von Suppé mit seiner zündenden Ouvertüre „Ein Morgen, ein Mittag und ein Abend in Wien“ oder Carl Michael Ziehrers „Wiener Bürger“-Walzer nach dem schmissig einleitenden Marsch „Unter der Admiralsflagge“ von Julius Fučik nicht fehlenie Kurve auf die iberische Halbinsel kratzte man mit Johann Strauss Sohn und seinem Cachuca-Galopp bzw. Spanischen Marsch sowie mit Joseph Helmesbergers Valse espagnole. Und schon landet man bei George Bizets „Carmen“-Vorspiel.

Absolute Trümpfe steuerte Tenor Nutthaporn Thammathi bei, mit Ausschnitten aus Zarzuelas, der spanischen Mischform von Oper und Operette. Mehr als achtbar behauptet sich dieser Sänger mit Pablo Sorozábals „No puede ser“ – sogar wenn man mit Placido Domingo vergleicht, der diese Arie 2007 am selben Ort, im Großen Festspielhaus, hatte hören lassen. Logischerweise begeisterten dann Ohrwürmer wie „Granada“, und das Großaufgebot an Bläsern dann in den elektrisierenden Tänzen aus Alberto Ginasteras Ballett „Estancia“, auf dessen Malambo man mit Leonard Bernsteins Mambo aus der „West Side Story“ noch eins drauf setzte.

Dass zuguterletzt der Radetzky-Marsch folgen musste, war dem Anlass (Neujahrskonzer) geschuldet. Er durfte auch 2015 nicht fehlen. Da hieß es „Wien trifft London“, mit Raritäten wie Strauss Vaters „March of the Royal Horse Guards“ oder des Sohnes Walzers „Erinnerung an Covent Garden“, der auch Eric Coates in seiner „London Suite“ beschwor. Reine Opulenz verbreiteten Gustav Holsts Jupiter aus den „Planets“ und der Krönungsmarsch von William Walton. Logischerweise zwingend gehört in dieser Programmfolge die populäre Marschfolge „Pomp und Circumstance“ Nr. 1 von Edward Elgar dazu.

Wie gut und fruchtbringend sich die Universität Mozarteum fächerübergreifend bewährt, bewies Geigenstar Benjamin Schmid hingebungsvoll in Elgars „Salut d'Amour“, nachdem er das ihm von Florian Willeitner komponierte „Valentina's Air – Ben's Jig“ aus der Taufe gehoben hatte und er durch Fritz Kreislers einsätziges Arrangement des D-Dur-Violinkonzert op. 6 von Niccolò Paganini geschwelgt war. Ein durchaus interessanter Vergleich auch zum Original, das Benjamin Schmidt ohnedies längst schon auf seine Fahnen geheftet hat.

Was die beiden Doppel-CDs zudem vermitteln, ist die Freude am gemeinsamen Musizieren aller Mitglieder der längst international besetzten Bläserphilharmonie unter der beflügelnden Leitung von Hansjörg Angerer. Die vier Scheiben seien daher nicht nur Spezial-Fans zum Nachhören empfohlen!

Bläserphilharmonie Mozarteum, Dir.: Hansjörg Angerer, Nutthaporn Thammathi, Tenor – Neujahrskonzert 2014 2 CDs UNIMOZ 65w.
Benjamin Schmid, Violine – Neujahrskonzert 2015 2 CDs UNI MOZARTEUM RECORDS 3
shop.uni-mozarteum.at
Der Tenor Nutthaporn Thammathi ist am Samstag (23.4.) dabei, wenn Hansjörg Angerer und die Bläserphilharmonie im Großen Saal des Mozarteums „Musikalische Verführung“ in den Frühling hinein versprechen - www.uni-mozarteum.at

 

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