Der Bläser pure Freude

 

CD-KRITIK / JOHANN MICHAEL HAYDN

17/02/15 Was täte das Label cpo in Sachen des „Salzburger Haydn“ ohne Wolfgang Brunner? Nachdem er mit seinem Ensemble schon Divertimenti und die Pantomime „Der Traum“ einspielte, entstand im September vorigen Jahres die Gesamtaufnahme von dessen Bläserkonzerten.

Von Horst Reischenböck

Schon die zu Weihnachten des Vorjahres hier besprochene Auftakt-CD ließ auf eine baldige Fortsetzung hoffen, die sich nun aufs Schönste verwirklicht. Wieder handelt es sich dabei mehrheitlich um Einzelsätze, meist Teile von verloren gegangenen Serenaden. Eine Stück ist vielleicht noch vor der Anstellung Johann Michael Haydns 1763 an Salzburgs fürsterzbischöflichem Hof an seiner ersten Wirkungsstätte in Großwardein (heute Oradea in Rumänien) entstanden, die anderen sind mutmaßlich Teile von Finalmusiken für die Universitäts-Studenten zum Abschluss des Studienjahres. Und interessanterweise. Interessanterweise sind sie zumeist nicht am Ort ihres Entstehens, sondern etwa in der Bibliothek von Stift Göttweig bzw. der Ungarischen Nationalbibliothek erhalten geblieben.

Ob der Abwechslung eine Freude für Liebhaber virtuoser Bläsermusik im Originalklang-Umfeld der Salzburger Hofmusik unter der beflügelnden Leitung von Wolfgang Brunner. geadelt. Die Stückfolge beginnt mit einem dreisätzigen Hornkonzert in D MH 53, in dem Johannes Hinterholzer als Gast erneut beschwingt und vor allem auch in eigenen unaufdringlichen Kadenzen die klanglichen Möglichkeiten seines ventillosen Inventionshorns ausreizt. In den tiefen Tönen kommt Michael Haydns Humor nicht zu kurz.

Linde Brunmayr-Trutz, die Flötistin des Ensembles, bezaubert in einem Flötenkonzert (D-Dur MH 81). Wie in Mozarts Flötenkonzerten ist der dritte Satz als Menuett gestaltet, und da bekommt das Soloinstrument nur mehr im Trio kurz Raum. Nach dem kurzen Intermezzo eines kantablen Larghettos für Posaune aus der Serenade MH 61, von Norbert Salvenmoser einfühlsam geblasen, bietet Franz Landinger mit zwei C-Dur-Sätzen aus der Serenade MH 60 eine weitere Trouvaille: ein Interpreten mit Spitzentönen forderndes Concertino für Trompete.

Vor mehr als 25 Jahren gastierten die Virtuosi Saxoniae, dirigiert von Ludwig Güttler, bei den Festspielen. Sie stellten die damals eben erst in Budapest wiederentdeckte Serenade Perger 87 bzw. MH 86 vor. Dieses Stück enthält, wie damals üblich, neben anderen die ausführenden Musiker fordernden Instrumentalsoli auch ein interessantes Concertino, bestehend aus zwei Sätzen für Horn und Posaune. Die Herren Hinterholzer und Salvenmoser gönnen sich die Zeit zu pointierter Phrasierung. Als Ausklang nach einem Adagio-Satz in B-Dur (wie geschaffen für die gefühlvoll zu Werke gehende Fagottistin Makiko Kurabayashi) kommt nochmals das Horn zu Wort: Michael verpasste damals in Salzburg, wohl aus Mangel an Begleitstimmen, dem Solo der As-Dur-Romanze in Mozarts Konzert KV 447 ein reizvoll neues Orchestergewand (MH 806).

Michael Haydn: Complete Wind Concertos Vol. 2. Salzburger Hofmusik, Wolfgang Brunner. cpo CD 777 538-2 – www.jpc.de