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Schlager-Parade Butterfly

HÖRVERGNÜGEN / PUCCINI / SYMPHONIC SUITES

21/02/25 Opern Giacomo Puccinis erklangen auf der Salzburger Festspielbühne verhältnismäßig oft: La bohème, Manon Lescaut und Tosca mit Anna Netrebko, Il Trittico mit Asmik Grigorian, einst auch eine Berio-Final-Fassung der Turandot. Der Komponist aus Lucca schrieb aber auch rare Orchestermusik. Puccini instrumental und instrumentiert.

Von Andreas Vogl

Erinnern Sie sich noch an die CD Der Ring ohne Worte? Lorin Maazel und die Berliner Philharmoniker spielten 1987 eine legendäre symphonische Fassung der vier Ring-Opern von Richard Wagner ein, welche sich famos verkaufte. Der Ring ohne Worte erklang übrigens erst jüngst bei der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus. Oper mal ganz ohne Gesang: Solche Orchesterfantasien aus den wichtigsten Themen einer Oper zusammengestellt gibt es allerdings schon länger. Richard Strauss hat zum Beispiel seine Symphonische Fantasie aus Die Frau ohne Schatten 1946 als orchestrale Essenz für den Konzertsaal zusammengestellt, uraufgeführt unter Karl Böhm. Noch bekannter sind natürlich die Walzerfolgen aus dem Rosenkavalier. Seltener sind die Orchestersuiten über Opern von Leos Janácek, arrangiert unter anderem von Sir Charles Mackerras oder Peter Breiner (die Jenufa-Suite stand voriges Jahr bei der Kulturvereinigung auf dem Programm). Der Dirigent Manfred Honeck machte Aufhorchen durch die mit seinem Pittsburgh Symphony Orchestra eingespielten Opern-Symphonien über zusammengestellte Themen aus Rusalka oder Elektra. Die sollte man auch unbedingt öfter im Konzert spielen! Und Franz Liszt war ja Meister der Opern-Paraphrasen auf dem Klavier.

Carlo Rizzi, italienischer Dirigent und Versimo Spezialist hat mit dem Welsh National Opera Orchestra eine Aufnahme von ihm selbst verfassten symphonischen Opern-Instrumentierungen und frühen Orchesterwerken von Giacomo Puccini veröffentlicht. Da Puccini (1858-1924) durch seine Wagner-Bewunderung auch in seinen Stücken oft auf die Leitmotivtechnik setzte, sind die einprägsamen musikalischen Themen der Arien und Ensembles aus Madama Butterfly und Tosca wie auf einer Perlenschnur aneinander gereiht und fügen sich so, mit ein paar Überleitungen zu jeweiligen Schlager-Suiten. Besonders geeignet zu solch pasticcioartigen Paraphrasen scheinen die lyrischen Momente der Butterfly. Gesangslinien werden symphonisch voll ausgekostet im Liebesduett des ersten oder im sogenannten Blumenduett des zweiten Aktes. An einer Stelle wird, ähnlich wie in Respighis Pinien von Rom Vogelgezwitscher in den Soundteppich eingebaut, ehe die dramatischen Butterfly-Rufe von Pinkerton am Ende der Oper einen effektvollen Schlusspunkt bilden. Weniger stringent, da nicht wirklich chronologisch den Themen und somit der Handlung folgend, ist die Tosca-Fantasie. Dennoch sind alle großen Motive verarbeitet und bilden ein Opern-Tongemälde eben mal ganz ohne Worte.

Viel mehr Aufmerksamkeit sollte man aber den beiden original von Puccini komponierten Stücken Preludio Sinfonico und Capriccio Sinfonico schenken. Als junger Student am Mailänder Konservatorium, unter anderem bei Amilcare Ponchielli, wir kennen seine La Gioconda, komponierte er 1882 als 24-Jähriger ein Preludio Sinfonico als Semesterabschlusswerk und quasi Studienarbeit. Ganz eindeutig hört man hier die Wagner-Verehrung in Anklängen an das Lohengrin-Vorspiel, welche sich dann zu atmosphärischen, eher veristischen Klangfarben á la Mascagni und Leoncavallo entwickeln. Das Stück wurde zunächst von der Mailänder Presse, die den jungen Komponisten interessiert verfolgte, als „unruhig und unausgeglichen“ bezeichnet. Kein Wunder also, dass der perfektionistische Puccini Revisionen und Kürzungen vornahm und so entstand eine Zweitfassung, welche auf der CD ebenso erklingt. Ein interessanter Blick in die Komponierwerkstatt Puccinis!

Das ein Jahr später 1883 entstandene Capriccio sinfonico wurde bereits öfter eingespielt, unter anderem von Riccardo Chailly, Antonio Pappano und Riccardo Muti. Es ist seine Studien-Abschlusskomposition und wohl stärkstes unter den frühen sinfonischen Stücken Puccinis. Das Stück weist bereits auf die großen Opern voraus. So wird zum Beispiel das Hauptmotiv aus La bohème verwendet – sowie die wunderbaren Intermezzi aus Manon Lescaut oder Suor Angelica hin. Gemeinsam mit der raren Missa di Gloria würde all das ein wunderbares Konzertprogramm als Hommage an Puccini ergeben!

Puccini. Symphonic Suites. Welsh National Opera Orchestra, Leitung Carlo Rizzi. SIGNUM SIGCD778

 

 

 

 

 

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