Piraten auf Solo-Tripp

HÖRVERGNÜGEN / KIAN SOLTANI

14/12/21 Was haben Frodo Beutlin, Jason Bourne oder Captian Jack Sparrow gemeinsam? Den Cellisten Kian Soltani! Dieser spielt – und er hat dazu jeden Ton selbst nach „Gehör“ eingespielt – Cello unlimited quer durch die Filmmusik von The Lord of the Rings, The Bourne Identity oder Piraten der Karibik.

Von Andreas Vogel

Als die Bilder vor über hundert Jahren laufen lernten, wurden diese mangels synchronisierter Sprache mit Musik unterlegt. Seither entstanden ganze Partituren von Filmmusik und eine neue Berufsgruppe entwickelte sich: der Filmkomponist. Neben den Schauspielern und dem Regieteam macht bis heute auch die dafür komponierte Musik einen guten Film aus. Egal ob Blockbuster oder Independent Werk: Die verwendete Musik definiert das Gesamtkunstwerk über den Inhalt hinaus. Natürlich hat Filmmusik auch längst den Konzertsaal erobert, selbst die Wiener Philharmoniker gaben vor nicht allzu langer Zeit ein hoch beachtetes Konzert mit Werken von John Williams unter der Leitung des Komponisten selbst.

Dass es nicht immer der volle Orchestersound sein muss, beweist jetzt einer der besten klassischen Cellisten weltweit. Seit seiner Jugend beschäftigt sich der in Vorarlberg gebürtige Cellist Kian Soltani mit Filmmusik. Während der erzwungenen Konzertpausen des vergangenen Jahres – er spielt normalerweise Kammermusik mit Daniel Barenboim und gastiert als Solist bei den besten Festivals von Schleswig-Holstein bis Luzern – ein Wunschtraum des Cellisten in Erfüllung gegangen.

Das Album Cello unlimited, erschienen bei Deutsche Grammophon, präsentiert neben großen und bekannten Melodien aus Herr der Ringe (unglaublich packend und faszinierend gespielt gleich die ersten Töne), Piraten der Karibik und Da Vinci Code - Sakrileg (erhabene Kammermusik) auch Präziosen wie Alfred Schnittkes herrlich sarkastischen Tango für den Film Agony und zwei Eigenkompositionen Soltanis. Intermezzo - A scene from the past entstand in seinem Elternhaus beim weihnachtlichen Besuch. Das titelgebende Cello unlimited ist eine Hymne auf sein Instrument, und aber auch, wie er selbst es nennt, eine „Hommage an die Filmmusik“. Mitreißend muss sie sein. Und diese energiegeladene Intention hört man auf dieser neuen CD.

Einzigartig und besonders hervorzuheben: Kian Soltani spielt sämtliche Stücke als übereinander gelegte Einzelsamples, welche zusammen wie ein unglaublicher Soundteppich aus Cello und Percussion klingen. „Jeden Ton dieses Albums hat Soltani selbst eingespielt, ob emporschwingende Solomelodien oder mitreißende Perkussionseffekte, mächtige orchestrale Akkorde oder gepfiffene Gegenstimmen“, heißt es dazu auf der Website der DG: „Nachdem er seine Favoriten der Filmmusik ausgewählt hatte, formte er sie in seiner Vorstellung für ein überdimensioniertes Celloensemble und nahm dann jede Stimme nach dem Gehör auf.“

Auch aufnahmetechnisch also ein ganz großes innovatives, und wie ich finde, sehr gelungenes Unterfangen. Bei Cello und Film muss ich immer an ein Stück denken, welches hier noch fehlt. Es hätte dem Album ein I-Tüpfelchen aufgesetzt: Smile ist das bekannteste Stück des Komponisten und Cellisten Charlie Chaplin, kein unbekannter Schauspieler, aus den Anfängen des Films.

Bild: DG / Gregor Hohenberg
Cello unlimited: Kian Soltani. Cello & Arrangements. DG 4860518 - www.deutschegrammophon.com