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CD-KRITIK / MOZART / FREIMAURERMUSIKEN

13/09/17 Obwohl nach wie vor Geheimbund, feiern heuer Österreichs Freimaurer öffentlich ihr 300jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass erschien ein gewichtiger tönender Beitrag: alle von Wolfgang Amadé Mozarts Freimaurer-Musiken, erstmals auf Originalinstrumenten auf CD eingespielt.

Von Horst Reischenböck

Wusste Ludwig van Beethoven, als er die Ode an die Freude komponierte, dass Friedrich Schillers Text auf Anregung von Freimaurern entstand? Wahrscheinlich nicht, obwohl ihm dessen Gedanken vermutlich hochwillkommene Inspiration boten. Er war auch kein Logenmitglied, anders als später etwa  Albert Lortzing oder Jean Sibelius.

Auch im Salzburg des Erzbischofs Colloredo versammelten sich Illuminaten (der Landesfürst war ja ein Vertreter der Aufklärung), aber Mozart schuf den frühen „Lobgesang auf die feierliche Johannesloge“ KV 147 auf Anregung aus München. In Wien fühlte er sich dann dann im intellektuellen Kreis wohl und trug bis in sein letztes Lebensjahr hinein durch zahlreiche Musikalien zur Ausschmückung ihrer Versammlungen bei. Mozarts wichtigstes Werk, das zentral um freimaurerische Gedanken kreist, ist „Die Zauberflöte“.

Im Grunde genommen wurden diese Werke, wenn überhaupt, lange Zeit von der Anzahl an Ausführenden her weit überbesetzt interpretiert. Auch wenn das bekannte Gemälde einer Zusammenkunft, das auch Mozart und Emanuel Schikaneder rechts vorne in brüderlichem Gespräch dokumentiert, einen großen Raum darstellt: Die meisten Logen waren wohl eher intim dimensioniert. Anschauungsmaterial bietet das Freimaurermuseum im niederösterreichischen Schloss Rosenau nahe Zwettl.

Wolfgang Brunner, von dem auch der instruktive Text im Booklet stammt, bewies sich vor vier Jahren bei der Aufnahme im Solitär der Universität einmal mehr am Hammerklavier als exzellent differenzierender Liedbegleiter der Tenöre Jan Kobow und Maximilian Kiener. Wie der Bassist Steffens (gleich zu Beginn in Mozarts letztem vollendeten Werk „Laut verkünde unsre Freude“ KV 623) schälen sie sich als Solisten aus dem handverlesenen Chor heraus. Mozarthat die Stücke übrigens in sein eigenhändiges Verzeichnis eingetragen, ein Beleg dafür, dass er dergleichen durchaus nicht bloß nur als Gelegenheitskompositionen betrachtete.

Die Trio-Adagios KV 410 und 411 für Klarinetten und Bassetthörner sowie eine (bei Paul Angerer bestellte) subtil über KV 440b geformte Fantasie umrahmten vermutlich rituelle Handlungen der Logen. Die Salzburger Hofmusik spielt in Kammermusikbesetzung, es steht also nur ein Streichquintett den Bläsern gegenüber. So lässt besonders die bekannte Maurerische Trauermusik KV 477 aufhorchen. Erstmals können die Bläser ungehindert und ohne Krafteinsatz ihr dunkles Timbre ausspielen. In dieser Klanggestalt berührt Mozarts gedanklich Auseinandersetzung mit dem Tod in den schaurigen ersten Akkorden auch heute noch und umso mehr. So gehört diese Musik besetzt!

Wolfgang Amadé Mozart: Die Freimaurermusiken. Salzburger Hofmusik, Wolfgang Brunner cpo CD 777 917-2 – www.jpc.de
Am Freitag (15.9.) um 19.30 Uhr sind die Freimaurermusiken im Großen Saal des Mozarteums zu hören. Es ist das Festkonzert zum 25-Jahre-Jubiläum der von Wolfgang Brunner gegründeten „Salzburger Hofmusik“.