Ge na wos

LITERATURFEST SALZBURG / PROGRAMM

12/04/12 Autorinnen und Autoren, "von denen man einen besonderen Genuss hat, wenn man ihnen zuhört", werden den Eröffnungsabend in der Großen Aula bestreiten, berichtet Christa Gürtler: Einer der ganz Großen ist Friedrich Achleitner, "der sich nicht dem Wiener, sondern dem Innviertler Dialekt verschrieben" hat. Er wird unter dem Motto SPRACH:SPIEL „scharfzüngige Gstanzln und Gedichte“ präsentieren.

Von Heidemarie Klabacher

"Das ist", so Christa Gürtler, "ein Menschenschlag, der nicht so viele Worte macht." Die wenigen Worte sind dafür vielsagend - wie in dem berühmten Gedicht "Wos" (aus dem die Titelzitate stammen). Besonders vielsagend wird es, wenn Friedrich Achleitner selber liest. Der rätoromanisch schreibende Dichter Arno Camenisch wird seine Graubündner-Trilogie vorstellen. Fritz Eckenga, der den „Salzburger Stier 2012“ erhalten wird, erzählt groteske Alltagsgeschichten. Und auch die Texte Alois Hotschnig und Katja Lange-Müller sind dem Komischen und Absurden zugewandt.

Das fünfte Literaturfest Salzburg findet von 30. Mai bis 3. Juni statt. Dreißig Autorinnen und Autoren werden erwartet. Motto 2012: „Ein Fest für die Sprache in ihrer schönsten Form.“

Den MÄNNER: bzw. den FRAUEN:WELTEN in der Literatur sind zwei Abende gewidmet: Am Donnerstag (31.5.) stellen Arnold Stadler, Martin Mosebach und Cees Nooteboom ihre aktuellen Werke vor und sprechen mit Katja Gasser vom ORF über die realen und fiktiven Reisen in ihrer Arbeit und ihrer Literatur. Tags darauf am Freitag (1.6.) diskutieren die Autorinnen Ilma Rakusa, Annika Reich, Anna Katharina Hahn und Kathrin Röggla mit dem Zeit-Redakteur Ijoma Mangold über ihre Schaffensprozesse und die Rolle der Frauen im zeitgenössischen Kunstbetrieb. „Ijoma Mangold gibt sich gerne als Frauen-Versteher. Wir werden sehen, wie er das an diesem Abend hinkriegt“, meinte Jochen Jung. Einige der geladenen Autoren hätten sich bereits im Vorfeld zum Thema „Männer und Frauen“ literarisch geäußert. „Ihre nachdenklichen bis amüsanten Überlegungen sind im diesjährigen Booklet nachzulesen, das ab 30. Mai an allen Veranstaltungsorten aufliegt.“

Am Samstagabend (2.6.) kann man im Solitär von persönlichen LEBENS:WELTEN erfahren: Franz Schuh liest aus den „Erinnerungen an die Liebe, die Kunst und den Tod“ seines Bandes „Der Krückenkaktus“ und Josef Bierbichler ist mit seinem gefeierten Generationen-Roman „Mittelreich“ im Solitär zu Gast. TIER:WELTEN erschließen dagegen Barbara Frischmuth und Michael Stavaric im Haus der Natur mit einem fantastisch-tierischen Nachmittag: Barbara Frischmuth verstrickt in „Die Kuh, der Bock, seine Geiß und ihr Liebhaber“ Redewendungen und Sprichwörter zu absurden Tiergeschichten und Michael Stavaric zeichnet in „Nadelstreif und Tintenzisch“ ein ganz besonderes Bestiarium.

In die Tiefe und nach Innen geht es am Freitag (1.6.), wenn zwei junge Autoren in den Kavernen des Hotels Blaue Gans literarische INNEN:WELTEN ausloten: Nina Bußmann zieht mit ihrem Debütroman „Große Ferien“ hinein in das Innenleben eines Lehrers und Lukas Meschik zeichnet in „Luzidin oder Die Stille“ ein „subtiles Spiel aus Einbildung und Wirklichkeit“.

In Kooperation mit der Universität Salzburg und im Rahmen des Altstadtfestes zum Jubiläum der Universität lädt das Literaturfest am Samstag (2.6.) zu einem Nachmittag der österreichischen Sagen und Märchen mit Michael Köhlmeier. Die Reihe SPRACH:GENUSS zur Mittagszeit führt heuer u.a. in die Kaffeerösterei 220 Grad mit Margret Kreidl und Christian Steinbacher. Die Wissenschaftsjournalistin und Schriftstellerin Ulrike Schmitzer stellt im Künstlerhaus ihren Debütroman „Die falsche Witwe“ vor. Am Samstag präsentieren Studierende und Absolventen der Universität in Kooperation mit dem Altstadtfest der Universität Salzburg ihre Texte im ICTS&S Center der Universität in der Philharmoniker Gasse.

Die Matinee am Sonntag (3.6.) ist auch heuer unter dem Motto SPRACH:MUSIK der Lyrik gewidmet: Zu Gast sind Christoph W. Bauer, Monika Rinck und Heinrich Detering. Die musikalische Begleitung kommt von der Harfenistin Julia Laszloffy: „Eine Erinnerung an die Zeit, in der die Dichter ihre Gesänge zur Lyra oder zur Kithara vorgetragen haben“, so Jochen Jung.

Die in Berlin lebende Salzburger Schriftstellerin Kathrin Röggla ist beim Literaturfest auch mit Schaufenstertexten vertreten: Jedes Jahr wird für diese Spurensuche ein Schriftsteller ausgewählt, der einen besonderen Bezug zu Salzburg hat. Röggla ist nach Ilse Aichinger, Bodo Hell, H.C. Artmann und Peter Handke die fünfte Autorin.

LiteraturfestSalzburg, von 30. Mai bis 3. Juni - www.literaturfest-salzburg.at
Bilder: Zsolnay/Lukas Beck (1); Simone Sassen (1); Thomas Smetana (1); Julian Simonlehner (1)
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