Besser ist die Lage derzeit nicht...

RAURISER LITERATURTAGE

04/02/25 Das Intendanten-Duo Ines Schütz und Manfred Mittermayer präsentierte das Programm der 54. Rauriser Literaturtage von 19. bis 23. März. Das Motto Konfliktfelder. „Derzeit, so scheint es, haben Literatur und Kunst wenig Anlass, harmonische Welten zu entwerfen.“ Preisträgerinnen 2025 sind Lilli Polansky und Anna Neata. Die Rauriser Literaturtage gedenken ihres ersten Preisträgers, Bodo Hell.

Von Heidemarie Klabacher

Die Autorinnen und Autoren der 54. Rauriser Literaturtage „befassen sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit derzeit aktuellen Konfliktfeldern“, so Intendatin Ines Schütz. Erzählt werde „nicht zuletzt unter dem Eindruck der blutigen Geschehnisse in der Ukraine und in Nahost“ davon, „was das Erlebnis des Krieges im Leben und in den Seelen der Betroffenen anrichtet“. Ein weiteres Thema seien, so Intendant Manfred Mittermayer, die Herausforderungen, vor die uns die gesellschaftliche Migration stelle: „Die Begegnung mit anderen Kulturen, die Schwierigkeiten der Integration im neuen Umfeld und die Formung persönlicher Beziehungen unter dem Vorzeichen interkultureller Differenz.“

Die Autorinnen und Autoren, die heuer in Rauris lesen werden, „beschreiben die neuartigen Vermischungen politischer und ökonomischer Systeme, die Veränderung demokratischer Strukturen unter den Auswirkungen kapitalistischer Prozesse und der Hinwendung zu autoritären Gesellschaftsmodellen“. Analysiert werde der „Umgang mit numerisch kleinen Bevölkerungsgruppen und den Bildern, die der herrschende Teil der Welt von ihnen entwickelt hat“. Offengelegt werde Gewalt, „die in patriarchalen Denk- und Handlungssystemen nach wie vor gegenüber Frauen und Kindern ausgeübt wird“.

Eingeladen sind Sofia Andruchowytsch, Radka Denemarková, Ulrike Draesner, Franzobel, Behzad Karim Khani, Ronya Othmann, Kurt Palm, Tijan Sila und Milica Vučković. Neben den Programmpunkten Rauris.Lyrik mit Erwin Einzinger, Eva-Maria Leuenberger und Klaus Merz, und Spoken Word mit Tara C. Meister und Elena Sarto, gibt es auch wieder die traditionellen Gespräche der Autoren mit Studierenden österreichischer Universitäten. Im Rahmen der Programmschiene „Gespräch über Literatur“ wird der Theologe und Philosoph Heinrich Schmidinger (Rektor der Universität Salzburg 2001-2019) mit Manfred Mittermayer über „Toleranz“ diskutieren.

Der für die Kultur verantwortliche Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll präsentierte die Preisträgerinnen 2025. Lilli Polansky erhält den Rauriser Literaturpreis, Anna Neata den Rauriser Förderungspreis. „Gerade in Zeiten globaler Herausforderungen sind Literatur und Kultur bedeutende Pfeiler, die uns helfen, die Welt von einer anderen Perspektive zu beleuchten und Brücken zu bauen“, so Schnöll. Der Rauriser Bürgermeister Peter Loitfellner betonte den großen Stellenwert der Literaturtage in der Region und weit über Salzburg hinaus und sprach von der Bedeutung der Literatur für die kulturelle sowie die eigene Identität.

Die 2001 in Wien geborene Autorin Lilli Polansky erhält für ihr Romandebüt Gratulieren müsst ihr mir nicht erschienen 2024 im Schöffling Verlag den Rauriser Literaturpreis 2025. Dieser Preis wird vom Land Salzburg vergebem und ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Buch schildere auf „radikale und offene Weise eine intensive Konfrontation mit Krankheit und Tod“, so die Jury in ihrer Begründung. Dem erzählerischen Sog, den Lilli Polanskys Coming-of-Age-Geschichte entfaltet, kann man sich kaum entziehen, weil sie in ihrer existentiellen Dimension jeden und jede betrifft.“

Der Förderungspreis 2025, vergeben von Land Salzburg und Marktgemeinde Rauris und mit 5.000 dotiert, geht an die 1987 in Oberndorf bei Salzburg geborene Anna Neata. Sie habe in ihrem Text zum Thema Zuhören „eine Sprache für traumatische Erfahrungen in der Kindheit“ gefunden. Die dafür kreierte Sprache bediene sich eines siebenbürgischen Kauderwelschs ebenso wie hochsprachlicher und englischsprachiger Begriffe. „Die Kunstsprache ist gelungen, kraftvoll und in ihrer ganz eigenen Poesie offen für Interpretation.“

Die Abendveranstaltungen im Mesnerhaus als zentralem Veranstaltungsort werden mittels Live-Übertragung zusätzlich im Gasthaus Platzwirt zu sehen und zu hören sein. Am 20. März ist außerdem die Heimalm wieder Veranstaltungsort. Auch die traditionellen Störlesungen und Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler wird es wieder geben. Am 21. März findet um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung für den seit Sommer letzten Jahres vermissten langjährigen Wegbegleiter der Rauriser Literaturtage Bodo Hell statt. „Die Musikerfreunde Peter Angerer, Toni Burger, Erwin Rehling, Georg Vogel und Werner Zangerle geben ein Konzert zu Ehren des Autors, der 1972 den ersten Rauriser Literaturpreis erhielt und insgesamt 13-mal in Rauris auftrat.“

Rauriser Literaturtage – von 19. bis 23. März – www.rauriser-literaturtage.at
Bilder: RLT / David Sailer (3)