Die Dinge werden besser

RAURISER LITERATURTAGE / BAAR / INOKAI / DARER

31/03/23 Auf der Heimalm war „alles wie vor der Pandemie“. Anna Baar, Harald Darer, Yael Inokai und Anna Baar boten einen stimmungsvollen Abend mit neuen Büchern und intensiven Gesprächen.

Von Cato Mairhofer

Die Autorin Anna Baar erzählte im Gespräch mit dem Rauris-Intendanten Manfred Mittermayer, wie essenziell das Schreiben für sie ist – obwohl oder weil sie „schlecht im Erfinden ist“. Wir haben auch gehört, dass „das Ausgedachte wahrhaftiger ist“ als die Realität, wie wir sie kennen. Die Passage, die Anna Baar am Donnerstag (30.3.) abends auf der Heimalm aus dem Erzähl- bzw. Essayband Divân mit Schonbezug gelesen hat, hat diesen unmittelbaren Zugang zum Schreiben deutlich gemacht. Auch hier war ein eigenwilliger Sprach-Rhythmus hör- und spürbar. Doch im Gegensatz zur rhythmischen Kraft in Marcus Fischers Preisträgerroman Die Rotte sind es bei Anna Baars Divân eher Reime und Assonanzen, die nachhallen. Die „Landrandhauptstadt“ Klagenfurt ist sehr zentral für die Autorin.

Die poppige Geigenmusik von Vladimir Markovic als Einstieg und in den Pausen hat leider nicht zu den Texten gepasst.

Die Autorin Yael Inokai und Magdalena Stieb vom Salzburger Literaturforum Leselampe führten ein sehr stimmiges Gespräch über Inokais dritten Roman Der simple Eingriff, das sich nicht nur mit der Figur der Krankenschwester in der Literaturgeschichte beschäftigte, sondern auch damit, dass „die Dinge immer besser, aber zuerst immer schlimmer“ werden. Das subtile Tempo der gelesenen Ausschnitte hat nicht nur verdeutlicht, wie fein dieser Text gearbeitet ist, sondern auch mit welcher Empathie die Autorin Yael Inokai den Figuren gerecht wird.

Harald Darer hat im Gespräch mit Rauris-Intendantin Ines Schütz sehr persönlich darüber gesprochen, wie sich der Roman Mongo ergeben hat. Es geht um ein Familienmitglied mit Trisomie-21. Markus hat es manchmal schwer, nimmt’s aber meist leicht. Leichter als sein Umfeld das kann. Bei einer Zugfahrt durch halb Österreich nach Wien kommt Markus an seine Grenzen, am Ende kann man ihm das nicht verdenken... Das Autoren-Gespräch war sehr allgemein gehalten. Es ging darum, ob man den Wert des Lebens überhaupt bemessen kann, warum es gerade in Zeiten der Pandemie dringlich wurde, diesen Roman zu schreiben und warum die Arbeit mit Menschen außerhalb der Norm wertgeschätzt wird, diese Menschen selbst aber nicht. Dass das alles nicht ohne Humor verhandelt werden muss, hat die Lesung von Harald Darer eindrücklich gezeigt.

Bilder: RLT / David Sailer (2); Johannes Puch (1)
Für DrehPunktKultur berichten Studentinnen und Studenten von Clemens Peck im Rahmen der Lehrveranstaltung „Literaturbetrieb und literarisches Leben in Österreich (Rauriser Literaturtage 2023)“ am Fachbereich Germanistik von den Rauriser Literaturtagen
Die Rauriser Literaturtage dauern bis Sonntag (2.4.)
Einzelne Veranstaltungen werden zeitversetzt jeweils eine Woche nach dem Termin via Website der Rauriser Literaturtage bzw. über deren Partner FS1 zwei Wochen online bereitgestellt – www.rauriser-literaturtage.at