Leben aus dem Rahmen gefallen

RAURISER LITERATURTAGE

29/03/23 Heute Mittwoch (29.3.) beginnen die 52. Rauriser Literaturtage. Traditionell eröffnet mit der Preisverleihung: Marcus Fischer erhält den mit 10.000 Euro dotierten Rauriser Literaturpreis für sein Romandebüt Die Rotte. Das Motto des Festivals bis Sonntag (2.4.) lautet Aus dem Rahmen.

Von Heidemarie Klabacher

Die Rauriser Literaturtage stellen heuer „Fragen von Zugehörigkeit und Ausgrenzung, von Anpassung und Abweichung“. Zu Gast seien Autorinnen und Autoren, erklärt das Intendanten-Duo Ines Schütz und Manfred Mittermayer, die sich mit „den unterschiedlichsten literarischen Mitteln“ auf die Suche nach neuen Rahmen-Modellen machen, „in denen auch Platz hat, was nach herkömmlichem Verständnis als „anders“ empfunden wird“.

Mit den 52. Rauriser Literaturtagen starten die Verantwortlichen ein neues Format des Dialoges zwischen Literatur und Bildender Kunst. „Im Zentrum stehen dabei künstlerische Arbeiten oder Projekte mit inhaltlichen Bezügen zum Motto der Literaturtage.“

Die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler hätten auch „spezielle Naheverhältnisse zur Literatur“. Vorgestellt werden sollen Kunstwerke in Bezug auf Texte und Bücher. Der erste ist der österreichische Künstler Andreas Reiter Raabe, Jahrgang 1960: „Er zeigt im Mesnerhaus eine Serie von Arbeiten mit und über Bilderrahmen aus den 1990er-Jahren, die Friedrich Achleitner als „faszinierende, abenteuerliche
Bereicherung der Wahrnehmung“ bezeichnete.“ Das berichteten Ines Schütz und Manfred Mittermayer heute Dienstag (21.2.) bei der Programm-Präsentation. Im Rahmenprogramm führt etwa Martin Hochleitner, der Direktor des Salzburg Museums, mit dem Künstler ein Gespräch.

Weiterhin zu sehen ist während der gesamten Literaturtage die Ausstellung „Rauris 1971–2021. Ein halbes Jahrhundert Literaturtage innergebirg“ im Gemeindeamt. Ab 3. April ist die Ausstellung jeweils zu den Amtsstunden geöffnet.

Auf der Literaturschine: Anna Baar, geboren 1973 in Zagreb, zweisprachig in Wien, Klagenfurt und in Dalmatien aufgewachsen, veröffentlichte 2022 ihr jüngstes Werk, den Erzählband Divân mit Schonbezug. Harald Darer, geboren 1975 in Mürzzuschlag, arbeitete zunächst als Elektroinstallateur und begann mit dreißig Jahren literarisch zu schreiben. Auf sein 2013 erschienenes Debüt Wer mit Hunden schläft folgten vier weitere Romane, zuletzt 2022 Mongo.

Weiters zu Gast Anna Seghers-Preisträgerin Yael Inokai, die nigerianische Spoken-Word-Künstlerin Precious Chiebonam Nnebedum und ihre Kollegin Mieze Medusa aus Schwetzingen und der Spoken-Wort-Künstler Dalibor Marković aus Frankfurt. Helena Adlers Anti-Heimat-Roman Fretten stand 2022 auf der Shortlist zum Österreichischen Buchpreis. Verena Roßbacher, geboren 1979 in Bludenz, aufgewachsen in Österreich und der Schweiz, hat diesen dann erhalten – für Mon Chéri und unsere demolierten Seelen.

Mit Lyrik gastieren Brigitta Falkner, Cvetka Lipuš und Jana Radičević. Bodo Hell, der erste Träger des Rauriser Literaturpreises, 1972, wird anlässlich seines 80. Geburtstags am 15. März im Gespräch mit Manfred Mittermayer „Auskunft geben über die Literatur, die für ihn und sein Schreiben prägend war“. Heuer wird es das 13. Mal sein, dass Bodo Hell liest bzw. auftritt, denn einmal war er auch als Organist in Rauris.

Weitere Namen aus dem WhoIsWho der deutschsprachigen Literatur sind Reinhard Kaiser-Mühlecke, Sabine Scholl, Ursula Krechel und Raoul Schrott.

Den mit 10.000 Euro dotierten Rauriser Literaturpreis 2023, vergeben vom Land Salzburg, erhält Marcus Fischer für sein Romandebüt Die Rotte, erschienen 2022 im Leykam Verlag. Den mit 5000 Euro dotierten Rauriser Förderungspreis 2023, vergeben von Land Salzburg und Marktgemeinde Rauris, zum Thema Aus dem Rahmen erhält Felicia Schätzer für ihren Text Sonnenuntergang der Girls.

Rauriser Literaturtage – 29. März bis 2. April
Einzelne Veranstaltungen werden gestreamt, darunter die Eröffnung mit der Lesung des Preisträgers Marcus Fischer heute Mittwoch (29.3.) und die Gespräche mit Studierenden; Lesungen von Helena Adler, Verena Roßbacher, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Ursula Krechel, Sabine Scholl und Raoul Schrott  sowie das „Gespräch über Literatur“ mit Bodo Hell werden zeitversetzt jeweils eine Woche nach dem Veranstaltungstermin via Website der Rauriser Literaturtage bzw. über deren Partner FS1 zwei Wochen online bereitgestellt – www.rauriser-literaturtage.at
Bilder: RLT / Minitta Kandlbauer (1); Monika Ertl (1); David Sailer (2)