Das dreißigste Jahr

HINTERGRUND / 30 JAHRE LITERATURHAUS SALZBURG

05/10/21 Im Oktober 1991 wurde das Literaturhaus Salzburg eröffnet – als fünftes nach Berlin, Hamburg, Frankfurt und Wien. Dreißig Jahre später gibt es in jedem Bundesland ein Haus der Literatur. Gründungs-Leiter in Salzburg war – und ist bis heute – Tomas Friedmann. Er legt Wert auf politische Haltung, setzt lokal auf Gegenwartsliteratur und Themen-Festivals – und überregional auf Austausch undZusammenarbeit.

Von Heidemarie Klabacher

„Im Netzwerk literaturhaus.net sind aktuell 15 große Literaturhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz bestens vernetzt“, erzählt der Gründungs-Leiter des Literaturhauses Salzbug. Tomas Friedmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von literaturhaus.net und auch dort Mitte der 1990er Jahre Gründungsmitglied, fasst die gemeinsame Agenda zusammen: „Geschäftsstelle in Hamburg, gemeinsame Projekte, jährlicher Preis der Literaturhäuser seit 2002 – der Preis ging heuer an Ingo Schulze – gemeinsame Projekte unter dem Titel „mitSprache“. Salzburg ist via Literaturhaus und seinem Leiter Friedmann mit der literarischen Welt eng verbunden.

Das Literaturhaus Salzburg ist nicht nur gleichrangiges Mitglied, es gehört – im Gegenteil – mit jüngst jährlich rund dreihundert Veranstaltungen zu den aktivsten Häusern im deutschen Sprachraum.“ Nun feiert man am H.C. Artmannplatz „Das dreißigste Jahr“. Tomas Friedmann verweist immer wieder auf die besondere Struktur des Hauses: „Denn neben dem Trägerverein Literaturhaus Salzburg, zusammen mit dem von Peter Fuschelberger verantworteten Jungen Literaturhaus, sind fünf autonome Literatur-Einrichtungen unter einem Dach versammelt: das Literaturforum Leselampe, die Salzburger AutorInnen Gruppe, die GAV-Salzburg, erostepost und prolit.

„Alle Literaturvereine bespielen das Haus und organisieren Aktivitäten in Stadt und Land Salzburg“, erinnert Tomas Friedmann. Selbst verständlich arbeiten die eigenständigen Gruppen immer wieder auch zusammen. Aktuell etwa für das Programm der Festwoche von 11. bis 16. Oktober zum dreißigsten Geburtstag des Literaturhauses: „Alle Literatureinrichtungen präsentieren sich mit einem eine Woche lang mit einem besonderen Programm.“

Im Literaturhaus Salzburg fanden seit der Eröffnung siebentausend Veranstaltungen mit rund 370.000 Besuchern statt, berichtet Tomas Friedmann, „und es wurden gut hundert Ausstellungen organisiert“. Derzeit zu sehen ist eine Schau zum 100. Geburtstag von H. C. Artmann, der wesentlich zur Gründung des autonomen Trägervereins Anfang 1994 beigetragen hat. Finanziert wird die Arbeit des Literaturhauses durch Förderungen von Stadt und Land Salzburg sowie des Kulturministeriums in Wien, durch die Beiträge von fünfhundert Mitgliedern und die Einnahmen von Veranstaltungen. Das Jahresbudget beträgt gegenwärtig rund 700.000 Euro.

Der Trägerverein habe sich, so Friedmann, der Förderung und Vermittlung der Gegenwartsliteratur verschrieben. „Gut die Hälfte des Programms wird von österreichischen Autorinnen und Autoren bestritten, die andere Hälfte ist international ausgerichtet.“ Besonderen Wert legt Tomans Friedmann auf Neuerscheinungen. Eine Besonderheit sind Themen- und Genreprojekte, wie etwa die Poesienacht, die Reihe liteRADtour oder der U20-Slam. Gemeinsam mit heimischen Verlagen gefeiert wird regelmäßig das Frühlingsfest. Ein Fixpunkt die die Lange Nacht des Hörspiel. Dazu kommen H.C. Artmann-Stipendium, Theodor-Kramer-Preis, Veranstaltungen in Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung oder „Science Meets Fiction“.

Besonderes Augenmerk widmet der Literaturhausleiter den beiden großen Festivals: „Das sind seit 1995 im Frühjahr „Europa der Muttersprachen“ und im Herbst seit 2009 „Peng! Krimifest Salzburg“. Nicht alles muss jeder allein machen – daher gebe es auch zahlreiche Kooperationen, wie etwa aktuell mit der Società Dante Alighieri anlässlich des Dante-Jahres oder mit dem Jugendkulturzentrum MARK zur Förderung von Jungtalenten. In unregelmäßigen Abständen werden österreichische Schriftsteller eingeladen, an einem Abend ihr Gesamtwerk selbst vorzustellen, „lesend und kommentierend“. Zu Gast in dieser Reihe waren etwa Marlene Streeruwitz, Peter Turrini, Raoul Schrott oder Josef Winkler. „Im Dezember heißt es Peter Rosei liest Peter Rosei.“

Für ihn sei es wichtig, so der Literaturhaus-Leiter, „anspruchsvolle Werke leidenschaftlich-engagiert und niederschwellig-unterhaltend“ anzubieten – oft auch interdisziplinär. „Jeder Mensch hat seine Geschichte, sein Leben, seine Sprache – das ist immer wieder Thema im Literaturhaus.“ Das ganze Haus steht ja unter dem Motto „Wo das Leben zur Sprache kommt“. Ihm sei es wichtig, im Programm „Haltung“ zu zeigen und auch vor politische Themen nicht zurückzuschrecken, „wie diesen Herbst etwa bei der Veranstaltungen mit dem belarussischen Autor Sasha Filipenko, mit dem bosnischen Intellektuellen Dzevad Karahasan oder dem geflüchteten Syrier Jad Turjman.

Dass auch Kriminalromane mehr sein können als Unter-Haltung, werden, so Friedmann, „viele Werke der 15 eingeladenen Autorinnen und Autoren aus vier Ländern beim 13. Krimifest Anfang November beweisen.“ Darunter sind so prominente Namen wie wie Carlo Lucarelli, Martin Walker ,Friedrich Ani, Zoe Beck, Heinrich Steinfest, Eva Rossmann, Bernhard Aichner oder Stefan Slupetzky

MO 11.10. (prolit): Goran Fercec: Wunder wird es keine geben & Ivica Pretenjaca: Der Berg
DI 12.10. (SAG): Rudolf Habringer, Fritz Popp & Gerlinde Weinmüller: Erinnern. Erfinden. Erzählen.
MI 13.10. (GAV-Salzburg): Ludwig Laher & Lisa Spalt
DO 14.10. (Leselampe): 11 Uhr: Literaturfrühstück. 17 Uhr: Show. Lyrik 2021. SALZPräsentation. 19.30 Uhr: Ann Cotten & Oswald Egger
FR 15.10. (Junges Literaturhaus bzw. Verein Literaturhaus): Edi Jäger liest Räuber Hotzenplotz. 19.30 Uhr: Palm & Kratzl. Anna Mabo
SA16.10.(erostepost): 0315: 3 Live-Musik-Acts & 15 AutorInnen
Im ganzen Herbst gibt hundert Veranstaltungen aller Literaturvereine - www.literaturhaus-salzburg.at
Bilder: LH /Lisa Kutzelnig (1); Juergen Bauer (1); Monika Loeff (1); Nina Radeschnig (1); Thomas Schrenk (1)