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Die Butter ein friedfertiges Wesen?

LITERATURFEST SALZBURG 

21/05/19 Er ist einer der ganz großen, frechen, hintersinnigen Sprach-Künstler, -Spieler, -Verschärfer: Gerhard Rühm, der Schweizer „fehlerhaftes Deutsch schreibende“ Autor Tomer Gardi und die Spoken-Word-Performerin Ariane von Graffenried eröffnen morgen Mittwoch (22.5.) das zwölfte Literaturfest Salzburg. - Hier der Text von Gerhard Rühm aus dem Programm-Booklet zum Literaturfest.

Von Gerhard Rühm

Alles in Butter

die „butter“ steht im wörterbuch erfreulich weit vorne. im österreichischen zwischen „büttel“ – der immerhin knapp hinter der „büste“ den gerichtsboten abgibt – und „butzen“, dem kerngehäuse von apfel und birne, beziehungsweise der „butzenscheiben“ und „bzw.“, der letzten eintragung bei den „b“-wörtern. im duden steht „butter“ zwischen „büttenpapier“ und „butterfly“, was unwillkürlich an puccinis gleichnamige oper erinnern mag – butter ist ja von natur aus stumm, was zweifellos zu ihrem hohen beliebtheitsgrad beiträgt, jedenfalls bei jenen, die anstatt eines hutes butter am kopf haben. normalerweise kommt es unter buttern immer wieder zu einem zwist zwischen butterbrot und buttersemmel, weil jeder sich gegenüber dem andern für das bessere hält. da dabei nicht das geringste zu hören ist, fallen solche zwistigkeiten nicht weiter auf. man hält die butter durchaus für ein friedfertiges wesen. Unmut ruft allerdings hervor, wenn man jemandem etwas aufs butterbrot schmiert, was bei der buttersemmel ja schon schwieriger wäre. butterbrote ärgert dieser umstand jedenfalls ungemein. die butter selbst ist kurzfristig plan- und längenmässig untergebuttert, doch wochentags von fünf uhr früh bis vier uhr nachts prinzipiell ansprechbar. an sonn- und feiertagen muss die butter bei bedarf in notfällen unverdrossen geweckt werden, worauf sie meist eine höchst befremdliche form annimmt. man lasse sich jedoch nicht täuschen: formen sind vergänglich, wenn auch oft irritierend. butter tritt in weichem und in hartem zustand auf. in grossen mengen eignet sich weiche butter für romantische bootsfahrten, in hartem zustand handlich verpackt für schneeballschlachten im sommer.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors, des Verlags und des Literaturfestes Salzburg

Das Literaturfest Salzburg von 22. bis 26. Mai – Eröffnung ist morgen Mittwoch (22.5.) um 19.30 im Solitär der Universität Mozarteum – zum Motto „Etwas mit der Sprache machen“ werden Gerhard Rühm, der Schweizer Sprachkünstler Tomer Gardi und die Spoken-Word-Performerin Ariane von Graffenried Erhellendes beitragen – www.literaturfest-salzburg.at
Bild: LF/privat

 

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