asdf
 

Verzweigungen

ZEHN JAHRE STEFAN ZWEIG ZENTRUM

29/11/18 „Dass das Stefan Zweig Zentrum besteht, ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte Rektor Heinrich Schmidinger beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Institution auf dem Mönchsberg. Umgekehrt sei das Bestehen zur Selbstverständlichkeit geworden, denn das Stefan Zweig Zentrum spielt heute eine essentielle Rolle in Salzburg und in der Literaturszene weltweit.

Von Franz Jäger-Waldau

Die Gründungsidee war klar: „Das Ziel war ein Haus für Stefan Zweig“, fährt der Rektor fort. Von seiner Verwirklichung sei dieses Ziel zunächst durch keinen größeren Raum getrennt getrennt gewesen, als durch das Fehlen eines solchen. In den Gebäuden der Universität konnte damals kein angemessener und würdiger Ort für die europäisch gesinnte Kultureinrichtung gefunden werden. Als sich schließlich die Edmundsburg, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, „wie durch einen Zufall“, Schmidinger korrigiert sich, „als Theologe sollte ich sagen, wie durch eine Fügung“ als Domizil für das Institut anbot, wurde der Wunsch zur Wirklichkeit: Das Stefan Zweig Zentrum Salzburg wird am 28.November 2008 am Mönchsberg eröffnet.

Heute ist das Zentrum zu einer der international bekanntesten Einrichtungen der Universität avanciert. In einer Ausstellung werden die 15 Jahre, die der Schriftsteller Stefan Zweig in Salzburg gelebt hat, mit einer Fülle von Dokumenten und Bildern dokumentiert. Kostbarkeiten wie wie Zweigs Reise-Schreibmaschine sind zu sehen. Im „Europasaal“ der Edmundsburg werden das ganze Jahr über Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge oder wissenschaftliche Tagungen zur europäischen Literatur- und Kulturgeschichte abgehalten.

„Salzburg hat eine besondere Beziehung zu Zweig. Es hat in ihm immer etwas Besonderes gesucht“, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer beim Festakt am Mittwoch (28.11.) in der Edmundsburg über die übergeordnete Rolle des Autors. „Zweig war ein Humanist und Europäer. Das ist genau das, was wir Salzburger sein wollen.“ Im Sommer 2017verlängerte das Land Salzburg die jährliche Forderung in Höhe von 55.000 Euro bis 2022.

Der scheidende Leiter des Stefan Zweig Zentrums, Klemens Renoldner, unterstreicht diese Perspektive: „Man kann von der Edmundsburg in alle Richtungen sehen, nach Maria Plain, nach Mailand, bis nach China oder Brasilien. Unser Vorhaben war, uns zu verbinden mit der ganzen Welt, ohne selbst die Bodenhaftung zu verlieren.“ Die Tätigkeit des Zentrums beschränke sich also keineswegs auf Salzburg, sondern umfasse auch auswärtige Projekte und Konferenzen etwa in Moskau, Shanghai, Chicago, Sao Paolo oder Petropolis, wo die Casa Stefan Zweig steht, in der der Autor bis zu seinem Selbstmord im Jahre 1942 gelebt hat.

Zum seinem zehnten Geburtstag kann das Zweig Zentrum bereits eine Fülle an Publikationen vorweisen. Etwa eine eigenständige wissenschaftliche Schriftenreihe, zwei kommentierte Ausgaben von Novellen im Reclam Verlag, zwei neue Editionen von Zweigs Prosawerken Sternstunden der Menschheit und Vergessene Träume  im Paul Zsolnay Verlag und ein tausend-seitiges Handbuch im Walter de Gruyter Verlag.

„Es kam uns darauf an, einen besonderen Ort für Kunst, Literatur und Wissenschaft zu schaffen“, sagt Klemens Renoldner. Wichtig war ihm in diesen zehn Jahren die Zusammenarbeit mit der Jugend. Für sie finden am Zweig Zentrum etwa Lyrikworkshops oder literarische orientierte Schulprojekte statt. Nicht unerwähnt bleiben darf die Mitarbeit am international renommierten Film Vor der Morgenröte, in dem Renoldner neben seiner beratenden, selbst auch eine kleine schauspielerische Rolle übernommen hat.

Für Direktor Klemens Renoldner ist das Jubiläum gleichzeitig der Abschied von „seiner“ Institution, denn die leitende Tätigkeit wird schon bald der italienische Universitätsprofessor Arturo Lacarti weiterführen. „Es war eine ungetrübte, phantastische Zusammenarbeit“, resümiert Renoldner die langjährige und enge Arbeitsgemeinschaft. Dabei begann das Zweigzentrum seine Entfaltung im völlig leeren Raum: „Wir hatten anfangs nicht einmal Computer“, erinnert sich die Referentin Eva Alteneder an die ersten Schritte der neugeborenen Einrichtung. Daher fand die Kommunikation damals eine notwendig persönliche Form, deren Abdruck noch bis heute am freundschaftlichen Verhältnis zu Kollegen und Institutionen sichtbar ist: „Wir sind einfach von Tür zu Tür gegangen und haben uns überall vorgestellt. Schon bald waren wir bekannt, wie ein bunter Hund.“

Die Aktivitäten, Termine und Veranstaltungen des Stefan Zweig Zentrums - www.stefan-zweig-centre-salzburg.at
Bilder: LMZ/ Leo Neumayr
Zur Meldung über die Umbenennung des Cornelius-Reitsamer-Platz in Stefan-Zweig-Platz
Jeder wo er hingehört

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014