Wie sie essen, trinken, lieben
KURT-ZOPF-FÖRDERPREIS
12/09/18 „Nahrungsaufnahme und Liebe sind menschliche Bedürfnisse, die in kulturellen Alltagspraktiken ebenso wie in Kunst und Literatur oftmals eine enge Verbindung eingehen“, sagt Anna Kathrin Bleuler, seit 2014 stellvertretende Fachbereichsleiterin der Germanistik an der Universität Salzburg.
Wie halten es die Protagonisten im Parzival des Wolfram von Eschenbach mit dem Essen, dem Trinken und der Liebe? Ist auch die Liebe zu Herzeloyde durch Parzivals Magen gegangen? Dem ist Anna Kathrin Bleuler in ihrer Habilitationsschrift nachgegangen, und für diese wissenschaftliche Arbeit hat sie kürzlich den Kurt-Zopf-Förderpreis entgegen genommen. Die nach Kurt Zopf, einem Förderer der Universität Salzburg benannte Auszeichnung ging außerdem an den Arbeitsrechtsexperten Elias Felten. Er beschäftigt sich in seinem Werk mit den markanten Unterschieden zwischen dem Kollektivvertragssystem in Österreich und im restlichen Europa. Das konsensorientierte, von den Sozialpartnern getragene System gibt es so nur in Österreich. Es wird jedoch zunehmend in Frage gestellt.
Da ist das Thema von Anna Kathrin Bleuler schon irgendwie anregender, auch wenn der Titel – „Essen – Trinken – Liebe. Kultursemiotische Untersuchung zur Poetik des Alimentären in Wolframs ‚Parzival’“ – mit der implizierten Lebensfreude nicht ganz mithält.
Anna Kathrin Bleuler behandelt die Zusammenhänge zwischen Nahrungsaufnahme und der Liebe erstmals in Bezug auf die Literatur des Mittelalters. Ziel ist eine fundierte Analyse der „Poetik des Alimentären“ in der höfischen Liebesdichtung des 12. und 13. Jahrhunderts. „Die Darstellung von Essen hat für die Liebesthematik der mittelalterlichen Literatur auf ganz verschiedenen Textebenen eine hohe Bedeutung“, betont Bleuler. Dies habe weitreichende Folgen für die sprachliche Faktur und für die Figuren- und Handlungskonzepte.
Anna Kathrin Bleuler wurde 1975 in Zürich geboren. Sie studierte Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters, Germanistische Linguistik und Theaterwissenschaft in Zürich und München und absolvierte darüber hinaus die Schauspielschule Zürich.
Zwischen 1995 und 2004 übernahm sie zahlreiche Film-, Fernseh- und Theaterrollen bei verschiedenen Produktionsfirmen in Deutschland, Kanada und in der Schweiz. Danach entschloss sie sich zu einer wissenschaftlichen Karriere und verfasste eine Dissertation, die sie mit Auszeichnung abschließen konnte. Bleuler war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität München und habilitierte sich später der Universität Salzburg für „Ältere deutsche Sprache und Literatur“. Seit 2013 ist sie am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg als assoziierte Professorin tätig.
Wichtige Kriterien bei der Vergabe des Kurt-Zopf-Förderpreis sind u.a. die Reputation des Publikationsmediums sowie die Neuheit und wissenschaftliche Bedeutung der Ergebnisse. Jeder der beiden Preisträger erhält 10.000 Euro. (Universität Salzburg)