Zum Bericht Tausendzweihundert Strohballen am Superort (14.4.)

14/04/21 Mit Empörung und Entsetzen und – ja, auch dies – Enttäuschung habe ich Ihre beiden Berichte auf DrehPunktKultur vom 14. April über das Festival „Supergau“ gelesen.
Mit Empörung und Entsetzen,
- weil der Begriff „Supergau“ eindeutig konnotiert ist - er bedeutet die lebensbedrohliche, außer Kontrolle geratene Überschreitung eines Größten Anzunehmenden Unfalls, bezieht sich eindeutig auf Unfälle in Atomreaktoren und wird umgangssprachlich auch auf andere Bereiche, in denen etwas katastrophal misslingt, angewandt – und damit ähnlich gelagert ist wie die Begriffe bzw. Namen KZ, Hiroshima, Mauthausen usw.; ein Spiel mit diesen Begriffen kann nur als frivol und als Verhöhnung der Opfer gewertet werden;
- weil ich Landesrat Schellhorn und die beiden Verantwortlichen schon vor zwei Jahren, als das Festival und sein Titel bekannt wurden, auf diesen Sachverhalt und die ethische Fragwürdigkeit, einem Kunstfestival diesen Titel zu geben, hingewiesen habe, ohne allerdings eine Reaktion darauf zu bekommen, und etliche weitere Personen ähnlich erfolglos gegen die Namensgebung Protest eingelegt haben; vor 14 Tagen habe ich ein ähnlich lautendes Schreiben an den Landesrat und die Organisatoren gesandt – ebenfalls ohne eine Reaktion zu erhalten.
Mit Enttäuschung,
weil ich von den Artikeln auf DrehPunktKultur anderes und Besseres gewohnt bin als eine „Hofberichterstattung“, die unkritisch, ohne einen Kommentar wiedergibt, was bei einem Pressegespräch vermittelt wurde.
Daß ich nicht der einzige bin, der sich an dem Festival und der Namensgebung stößt, zeigen die vielen mir zugesandten whatsapp-Nachrichten. In der Folge ein kleiner Auszug:
- Wahnsinn der Begriff! Wie kann man nur...
- Gegen Dummheit, Festvernebelung und Hirnleerlauf ist gerade im Kunstbetrieb kein Kraut gewachsen
- Dein Ärger ist vollkommen berechtigt... nett eine Aussichtsplattform auf einer Tankstelle, aber für solche Scherze soviel Geld raushauen ist nicht einmal ein Witz, hingegen aber ein Supergau der Kulturförderung!
- Mhm, des wirkt auf mich auch inhaltlich eher nach einfach irgendwas machen, Titel absolut unmöglich.
- Es ist „dumm“, ein kulturelles Event so zu nennen.
- Ja, verstehe ich auch nicht, ist kein witziges Wortspiel, unnötig verharmlosend. ... Auch Künstler müssen nicht intelligent sein.
- Es ist unglaublich ... Lernen die nie ... Bretter vorm Hirn
- Der Titel ist beschämend. Ignoriert alles Leid, Schmerz und Elend, mit dem dieser Begriff aufgeladen ist.
- Titel ist wirklich eine Katastrophe, andererseits wollen sie aufregen, das ist ihnen gelungen.
- Hauptsache, sie haben einen „lustigen“ Wortwitz kreiert! Und vor lauter lustig denke viele gar nicht mehr über die ursprüngliche Bedeutung nach; aus Unwissenheit oder Ignoranz? Beides verwerflich. Am besten nennen sie den letzten Tag des Festivals dann noch „Endlösung“, sowas – entschuldige – Saudummes ...
- Aus Prinzip würde ich an einer Veranstaltung mit diesem Titel nicht teilnehmen.
- Solche Tr... und die bekommen für dieses Projekt so einen Haufen Geld!
- Wie kann man mit so wenig Sensibilität ausgestattet sein! ... Denen kann man nur aus dem Weg gehen ...
- Ist schon widerlich, dieser Titel. Unsensibler ginge es kaum. Aber sprachliche Sensibilität brauchmal ja nicht ... hat ja nix zu tun mit Bewusstsein, nicht? ... da weiß ich wieder, warum ich mich so fremd fühl in dieser Welt.
- Es ist absolut peinlich. Schon bei der Vergabe vor zwei Jahren war das auch für die Flachgauer hier eine Unmöglichkeit. Zumal auch nicht der ganze Flachgau angesprochen worden war, sondern nur Teile. Eigentlich sind wir mittlerweile froh drum, dass der Kelch am Ort vorübergegangen ist.

- der sog. Kulturlandesrat und seine Entourage sind nicht zu retten ... oh mei oh mei, wie steigt mein Verachtungsspiegel ... keine Rettung nirgends.

- Auch ich habe meine Bedenken deponiert, allein SEINE Selbstherrlichkeit schmettert Kritik ab... Das Schellhorn tönt durch das Land ...
Um eines klarzustellen: Die Kritik richtet sich nicht gegen die künstlerischen Arbeiten (wenngleich man da auch geteilter Meinung sein kann) oder die Idee, einen Salzburger Gau ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, sondern gegen die haarsträubend unsensible Titelwahl.
Die Hoffnung, dass die Organisatoren und der zuständige Landesrat zur Besinnung kommen oder sich vielleicht sogar bei den Opfern der Supergaus für den Festival-Titel entschuldigen, habe ich längst aufgegeben, nicht aber, dass Sie das nächste Mal wieder kritisch Bericht erstatten.
Christoph Janacs