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Ein Künstler denkt über den Stellenwert der bildenden Kunst in Salzburg nach (19.1.)

19/01/21 Seit langem bemühen sich seriös arbeitende Kunstschaffende aus den Bereichen der Bildenden Kunst, der Literatur und auch der Musik in Salzburg wahrgenommen zu werden. Doch die Ausrichtung auf die Hochkultur und die damit verbundene kapitalorientierte Maximierung des sogenannten künstlerischen Mehrwerts in allen Bereichen der Kunst verhindert, verschweigt und ignoriert konsequent das Schaffen der hier tätigen Kunstschaffenden, die seit langem in mühevoller Basisarbeit, eine Kunst – und Kulturszene in dieser Stadt aufzubauen versuchen.
Und so ist es zweifellos interessant, wenn man in den örtlichen Printmedien Artikel über Anselm Kiefer und Katz, über Lüpertz und die Elbphilharmonie lesen kann, die KünstlerInnen aus Salzburg kommen hingegen kaum bis gar nicht vor.
Gibt es in anderen Bundesländern Kultureinrichtungen, welche das regionale Schaffen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, so hat vor allem die bildende Kunst in Salzburg nichts dergleichen aufzuweisen. Das offensichtliche Ignorieren durch die Medien und Kulturinstitutionen hat dazu geführt, dass Kunstschaffende aus Salzburg vielfach abgewandert sind, oder sich in die innere Emigration begeben haben.
Vermessen ist es, wenn man das Verschwinden dessen beklagt, das man selbst seit Jahrzehnten ausgehungert und trockengelegt hat.
Als bildender Künstler, dessen Arbeiten sowohl in der Albertina als auch im Belvedere, im MAK, im Dommuseum von Hildesheim und im MART in Trient vertreten sind, habe ich mehrmals versucht, die Medien in Salzburg auf dieses Defizit aufmerksam zu machen. Vergeblich.

Kunst und Kultur in dieser Stadt sind zu einem beliebig konsumierbaren Lifestyleprodukt verkümmert, mit dem das Bürgertum seinen Wohlstand dekortiert. Kunst und ihre Wertigkeit werden an dem pekuniären Mehrwert gemessen, den man daraus lukrieren kann.
Die aktuelle Krise wäre wohl eine Chance für die Medien gewesen, sich mit den regionalen Kunstschaffenden und ihren Lebensrealitäten auseinanderzusetzen. Bemerkt habe ich davon nichts! Oder wurden etwa im staatlichen Fernsehen (Bildungsauftrag, mit Steuergeldern finanziert) Portraits, Gespräche mit - oder Berichte über die österreichischen Kunstschaffenden gebracht? Und mit Kunstschaffenden meine ich die arbeitenden Künstlerinnen und Künstler, welche in zähen Ringen nach dem Aktuellen, nach neuen Ausdrucksarten, nach dem Zeitgenössischen suchen und nicht die im wohlig warmen Whirlpool der Kulturpolitik badenden Kulturmanagerinnen und Kulturmanager! Das wäre angesichts der aktuellen Situation nicht nur für die Betroffenen eine große Hilfe gewesen, es hätte auch allgemein den Zusehern gut getan von der Realität, den Lebenswelten der Kunstschaffenden zu erfahren und nicht nur von der High Society und ihren Theaterbesuchen. Und hätte vielleicht zu einer neuen Wertschätzung der eigentlich Kunstschaffenden in der Gesellschaft geführt. Aber der Kultursender ORF III hat sich mit dem alten Kaiser und seinen Sorgen, der heilen Welt, mit Operetten und Berichten über Kitzbühel begnügt. Ist das die Welt von Morgen?
Karl Hartwig Kaltner

 

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