Zur Hintergrund-Geschichte Keine Religion, wenigstens Ethik (9.1.)

09/01/20 Die Meinung der österreichischen Bischöfe zur Situation, dass sich immer mehr SchülerInnen vom konfessionellen Unterricht abmelden und diese deshalb als Alternative einen Ethikunterricht besuchen sollen, trifft nur einen Teil des Problems. Richtig ist, dass besagte SchülerInnen sich nicht zwei Freistunden "erschwindeln" können sollen, indem sie sich alternativlos vom Konfessionsunterricht abmelden. Das größere und eigentliche Problem ist, dass nicht definitiv sichergestellt werden kann, was im konfessionellen Unterricht vermittelt wird: bei fortschrittlichen LehrerInnen ist das kein Problem, diese integrieren schon seit jeher Wissen und Wissenswertes aus Psychologie, Philosophie, Biologie usw. und stellen dies zur Diskussion; das Problem entsteht bei konservativen oder gar orthodoxen Lehrkräften – egal welcher Konfession oder Religion -, welche die Religion über die Wissenschaft stellen oder selbige sogar ablehnen und die Jugendlichen entsprechend einseitig in religiösen, philosophischen und ethischen Fragen unterrichten. Um das zu verhindern, gibt es eigentlich nur eine Lösung: die Installierung eines Pflichtfaches "Ethik", und zwar für alle. Damit wäre sichergestellt, dass alle SchülerInnen mit bestimmten philosophischen und moralischen Fragestellungen und Lösungsansätzen konfrontiert würden. Der Religionsunterricht – zu dem man sich dann anmelden müsste – wäre dann das, was er durch seine spezielle Bezeichnung schon immer war: ein konfessioneller.
Christoph Janacs