Zum Stich-Wort Und täglich singt der Klassenchor (26.6.)

27/06/18 Ich kam mit 6 Jahren in die Andrä Schule. Das war 1949. Unser Lehrer war ein gewisser Herr Friedl, beinamputiert aus Kriegsgefangenschaft gekommen, 29 Jahre alt. Diesen Herrn Friedl habe ich die ganzen 4 Jahre nicht einmal ohne Sakko und Krawatte gesehen, nicht einmal zum Wandertag...
Also bei diesem Herrn Friedl mussten wir ab dem ersten Schultag nach den 4 Unterrichtsstunden, auch samstags, Volkslieder singen. Das war die ersten Tage schwierig, aber hat sich wunderbar entwickelt. Und jetzt kommt das Beste: Herr Friedl holte, auch ab dem ersten Tag, aus dem Schrank seine Geige und begleitete uns beim Singen. Wir staunten und es machte uns allen riesig Spaß. Und mir am meisten. Ich ging nachhause und erzählte meinen Eltern davon und ich sagte, so was möchte ich lernen. Meine glücklichen Eltern warteten nicht bis Weihnachten, ich bekam eine Geige bereits zum Nikolaus. Am nächsten Tag zur Volksmusikschule, zum Herrn Josef Thurner, damals 21 Jahre alt, auch in Anzug und Krawatte, für einen Sechsjährigen Respekt einflößend – und sechs Monate später stand ich mit meinem Lehrer auf der Bühne und spielte Händel-Duette für zwei Geigen.
Wir waren damals nicht die einzige singende Klasse in der Andrä-Schule, es tönte aus allen Zimmern. Ich weiß nicht warum das alles so verloren gegangen ist … ja Gott sei Dank, es scheint wieder zu beginnen. Jedenfalls danke für den Artikel.
Luz Leskowitz